Lotus gehört wie Volvo und Polestar zum chinesischen Geely-Konzern. Die britische Traditionsmarke hat bereits im Vorjahr angekündigt, dass sie in Zukunft nur noch reine Elektroautos bauen will. Zunächst kommt mit dem Emira aber noch ein lupenreiner Sportwagen mit V6-Benziner in den Handel. Das erste elektrische Großserienmodell von Lotus wird aber – wie sollte es anders sein – ein SUV. Dieses Segment ist rund um den Globus heiß begehrt und verspricht somit hohe Stückzahlen.
Wie das erste SUV der Marke aussehen und über welchen Antriebsstrang es verfügen wird, hat Lotus nun mit der seriennahen Studie Eletre (interne Bezeichnung Type 123) gezeigt. Und wie seriennah das Konzeptfahrzeug bereits ist, zeigt der angepeilte Starttermin: Lotus will seinen Elektro-Crossover bereits ab Anfang 2023 verkaufen. Damit startet er sogar noch vor dem rein elektrischen Porsche Macan, der 2024 in den Handel kommen soll.
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Antrieb und Reichweite
Der Eletre ist mit einer Länge von 5,10 Metern und über drei Meter Radstand jedoch eine Klasse über Porsches Einstiegs-SUV angesiedelt und bewegt sich somit auf Augenhöhe mit Porsche Cayenne, Lamborghini Urus, Aston Martin DBX, BMW X6 oder Maserati Levante. Doch diese Konkurrenten gibt es derzeit allesamt nicht rein elektrisch. Das Lotus-SUV wird von zwei Elektromotoren angetrieben, von denen einer an der Vorderachse und einer an der Hinterachse sitzt. Das ergibt einen elektrischen Allradantrieb ohne mechanische Verbindung (Kardanwelle). Die Leistung geben die Briten mit 441 kW an, was in alter Währung 600 PS entspricht. Über das maximale Drehmoment, das wie bei jedem Elektroauto ab der ersten Umdrehung verfügbar ist, hüllt sich Lotus noch in Stillschweigen. Der Eletre soll aber in unter drei Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen und mit einer Spitze von 260 km/h deutlich schneller sein, als die meisten anderen Stromer, die zugunsten der Reichweite deutlich früher abgeregelt werden.
Apropos: Der im Unterboden verbaute Akku bietet eine Kapazität von 100 kWh und soll für eine Reichweite von rund 600 Kilometern sorgen. Bei der Ladetechnik ist der Brite auf Augenhöhe mit dem Porsche Taycan. Dank 800 Volt Bordnetz ist eine Ladeleistung von bis zu 350 kW möglich. Lotus verspricht, dass das Nachladen von 400 Kilometer Reichweite im Idealfall lediglich 20 Minuten dauern soll. Luftfederung und aktive Dämpferkontrolle (CDC) sind serienmäßig. Für die aktive Niveauregulierung, eine Hinterachslenkung und Torque Vectoring müssen Kund:innen extra bezahlen.
Design
Optisch orientiert sich der Eletre vor allem an der Front am Emira und am ebenfalls bald startenden Elektro-Hypercar Evija. Darüber hinaus weisen die großen schwarzen Flächen und die extrem schmalen Scheinwerfer einige Parallelen zum Lamborghini Urus auf. Die Seitenlinie wird von den kleinen Fensterflächen und der schräg stehenden D-Säule geprägt. Statt Rückspiegel gibt es Kameras, die ihre Bilder auf Displays in den Innenraum übertragen. Hinter den großen, aerodynamisch gestalteten Felgen blinzeln gelb lackierte Bremssättel hervor. Hinten vertraut Volvo auf ein durchgängiges Leuchtenband und zwei markante Mini-Spoiler oberhalb der Heckscheibe.
Der Eletre ist auch für hochautonomes Fahren (Level 4) gerüstet. Deshalb sitzen über der Front- und der Heckscheibe sowie an den vorderen Radläufen Lidar-Sensoren (Radar-Technik), die nur bei Gebrauch ausgefahren werden. Sobald die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen sind, sollen sich die Fahrer:innen von ihrem Elektro-SUV ans Ziel chauffieren lassen können.
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Innenraum
Bei Elektroautos setzen viele Hersteller im Innenraum auf nachhaltige Materialien. Da macht auch Lotus keine Ausnahme. Das Cockpit selbst ist modern eingerichtet. Hinterm Lenkrad und vor dem Beifahrersitz gibt es jeweils eine digitale Infozentrale, in der Mittelkonsole befindet sich ein Touchscreen, der sich elektrisch neigen kann. Offizielle Angaben zu den Display-Größen oder zur verwendeten Software gibt es aber noch nicht. Lediglich, dass der Eletre per Updates over the Air auf dem neuesten Stand gehalten werden soll, wurde verraten.
"Kühnes und revolutionäres Fahrzeug"
Matt Windle, Geschäftsführer von Lotus Cars, sagt zum neuen Modell: "Der Eletre ist ein kühnes und revolutionäres neues Fahrzeug, mit dem wir unserer Verpflichtung nachkommen, Lotus in völlig neue Fahrzeugsegmente zu bringen, während wir unsere globale Attraktivität und Zugänglichkeit erweitern. Dies ist ein bedeutsamer Punkt in unserer Geschichte und ein klares Signal für unseren anhaltenden Wunsch, unser Unternehmen umzugestalten. Er ist ein echter Lotus, und wir sind zuversichtlich, dass er die Kunden von Performance Cars begeistern wird und eine klare Alternative zu den etablierten Anbietern in diesem Segment darstellt. Der Eletre hat die Seele eines Lotus und die Benutzerfreundlichkeit eines SUV."
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Verfügbarkeit und weitere Modelle
Die Produktion des Eletre soll noch heuer im chinesischen Wuhan starten. 2023 sollen die ersten Modelle in China, Europa und Großbritannien ausgeliefert werden. Als Grundpreis peilt Lotus am Heimatmarkt rund 100.000 britische Pfund (rund 120.000 Euro) an.
Das SUV basiert auf der neuen Electric Premium Architecture (EPA) von Lotus. Diese lasse sich problemlos an verschiedene Batteriegrößen, Motoren, Komponentenanordnungen und intelligente Fahrtechnologien anpassen, so der Hersteller. EPA sei die Grundlage für eine völlig neue Reihe von Elektrofahrzeugen. Neben dem SUV gelten eine Limousine und ein Sportwagen als gesetzt. (ts)
www.lotuscars.com
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