Amazon will mit "Big Brother"-Maßnahmen die Produktivität steigern

Der Onlineriese soll seine Mitarbeiter zukünftig weitreichend überwachen lassen. Auch gegen die Bildung von Gewerkschaftsgruppen soll er sich wappnen.

Amazon gilt als einer der absoluten Gewinner der Coronakrise: Der Onlinegigant, der seit 2019 auch als das wertvollste Unternehmen der Welt gehandelt wird und seinen Chef Jeff Bezos mit einem geschätzten Vermögen von 199,3 Milliarden Dollar (Quelle: Statista 2020 – Anm. der Red.) zum reichsten Menschen des Globus gemacht hat, muss sich offenbar also wenig sorgen um das Business machen – über die Produktivität seiner Mitarbeiter scheint sich das Milliardenunternehmen jedoch permanent Gedanken zu machen, und das in ungesundem Ausmaß.

Von Kontrollarmbändern und Wärmebildkameras

Schon lange gilt Amazon als "Horrorarbeitsplatz", immer wieder kommen abschreckende News ans Tageslicht, die von unhaltbaren Zuständen berichten: So wurden unter anderem Vorwürfe laut, die von extremer Überwachung und der Kündigung schwangerer Mitarbeiterinnen sprachen (auch LEADERSNET berichtete hier). Nun sollen die Zustände beim Onlinegiganten sich noch drastisch verschlechtert haben.

Einer Studie des Open Markets Institute (OPI) zufolge soll Amazon in den USA nämlich auf weitreichende Überwachungsmaßnahmen zur Steigerung der Produktivität seiner Angestellten setzen. Außerdem soll das Milliardenunternehmen aktiv versuchen, die Bildung von Gewerkschaftsgruppen mit Hilfe der Erkenntnisse zu verhindern – auch das will die Studie belegen können und listet auch die Mittel auf, die Amazon zum Monitoring seiner Mitarbeiter nutzt: Gennant werden hier unter anderem Überwachungskameras, Kontrollarmbänder, Navigationsprogramme, Wärmebildkameras und Scanner zur Überwachung der Belegschaften in Geschäften und Lagerhäusern. Komplettiert werde diese "Big Brother"-Methodik durch die Auswertung von Filmaufnahmen, so das OPI.

Das Open Markets Institute steht laut eigenen Angaben für eine Gruppe von Journalisten und Journalistinnen, Forschenden und Rechtsanwälten sowie Rechtsanwältinnen, die gegen Kartelle und monopolartige Strukturen vorgehen wollen. Und diese scheinen bei Amazon offenbar auf eine traurige "Goldgrube" für derartige Mechanismen gestoßen zu sein: der Studie zufolge soll das Unternehmen etwa Wärmebilder analysieren und die Stimmung unter den Angestellten auswerten, um herauszufinden, in welcher Filiale ein erhöhtes Risiko der Bildung einer Interessenvertretung von Arbeitnehmern bestehen könnte. Weiters würden sogar Angestellte an andere Standorte versetzt, um Zudem würden die Angestellten versetzt, um damit das Entstehen von Arbeitnehmergruppierungen zu verhindern. Dieses Vorgehen würde laut OPI-Studie die Möglichkeiten für bessere Arbeitsbedingungen einzutreten einschränken.

"Kein Kommentar" von Amazon

Nach Veröffentlichung der Studie bemühte sich die US-Nachrichtenagentur Reuters in mehreren Anläufen um eine Stellungnahme von Amazon. Das Unternehmen kam diesen Anfragen bis heute nicht nach. Amazon hat sich bekanntermaßen schon lange gegen die Bildung von Gewerkschaftsgruppen in seiner Belegschaft gewehrt. "Unser Ziel ist zu zeigen, wie das ernorme Ungleichgewicht zwischen Arbeitgebern und Angestellten sich durch den alarmierenden Zuwachs der Überwachungsmaßnahmen weiter verschärft", erklärte das führende OPI-Mitglied und die ehemalige New Yorker Staatsanwältin Sally Hubbard. 

Drohnenlieferungen starten

Amazon beschäftigt sich indessen mit ganz anderen Dingen, und zwar dem Testbetrieb der Warenauslieferung mittels Drohnen. Die testweise Zustellung von Käufen durch automatisierte Lieferdrohnen soll in den USA schon bald anlaufen.Die Luftverkehrsbehörde FAA hat den Fluggeräten vor kurzem die dafür nötige Zertifizierung erteilt, wie Amazon mitteilte.

Der Tag, an dem Lieferungen per Drohne regulär zum Alltag gehören werden, soll allerdings noch in fernerer Zukunft liegen, betont der Onlinehändler, der im Jahr 2013 seine erste Lieferdrohne vorgestellt hatte. Seitdem wurden immer wieder neue Modelle gezeigt, die letzte stellte Amazon 2019 vor. Und genau diese elektrische Drohne mit sechs Rotoren soll nun bald in den Testbetrieb gehen. Das Fluggerät ist dazu in der Lage,  in einem Umkreis von bis zu zwölf Kilometern vom Lager fliegen und bis zu 2,3 Kilogramm zu befördern. Die Sensoren, mit denen sie ausgestattet ist, erlauben es der Drohne, Hindernisse erkennen und ihnen ausweichen. Amazons Drohnenflotte namens "Prime-Air"-Flotte soll es möglich machen, Einkäufe binnen 30 Minuten zu liefern – wobei dies durch die Gewichtsbeschränkung vor allem kleinere Haushaltsartikel wie Zahnpasta und Rasierer betreffen soll.

Auch die Google-Schwesterfirma Wind bedindet sich aktuell zusammen mit der Drogeriekette Walgreens und dem Paketdienst FedEx in der Testphase von Warenlieferungen per Drohne. (rb)

www.amazon.de

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