iPhone-Tisch war Medien-Gag

Aufwändig vorbereitetes Viral.

Vor etwa einem Jahr verbreitete sich eine Meldung rasant im Internet. Ein in Salzburg und Wien beherbergtes Trio, das sich selbst als "Table Connect Team" bezeichnet, präsentierte einen iPhone-Tisch, der die Inhalte des Apple-Smartphones auf einem 58-Zoll-Touchdisplay zugänglich machte. Bei der TEDxVienna-Session sollte die erste Live-Demonstration des Gerätes stattfinden. Stattdessen servierten die Marketingexperten von LOA die Geschichte eines aufwändig vorbereiteten Virals.

Geheimnis gelüftet

Auch der Auftritt auf der TED-Bühne war minutiös geplant. Ein Vorspannvideo bereitete das Publikum darauf vor, nun zu erleben, wie die Bedienung eines iPhones auf einem Riesenbildschirm funktioniert. Stattdessen flogen Funken, als das Telefon mit dem Tisch verbunden wurde und eine Rauchwolke stieg auf. Nun ließ das Trio, bestehend aus Stefan Fleig, Lucas Triebl und Nino Leitner, die Bombe platzen. Den iPhone-Tisch hat es nie gegeben, er war ein Marketing-Gag, inszeniert um LOA bekannt zu machen und der schließlich mehr als drei Millionen Hits auf YouTube einbrachte.

In einem Tag zum YouTube-Hit

Erreicht wurde dies durch genaue Planung und Vorbereitung. Was auf dem am 2. November 2010 hochgeladenen Film zu sehen ist, ist eine genau einstudierte Abfolge von vorab aufgezeichneten Animationen und Handbewegungen, die den Eindruck vermitteln als würde tatsächlich ein iPhone über einen gigantischen Touchscreen gesteuert. Das Interesse der YouTube-Besucher hielt sich zu Anfang in Grenzen, ein Hinweis an das US-Blog Engadget brachte aber in kürzester Zeit eine Welle ins Rollen. Zahllose andere Webseiten, Nachrichtenportale und konventionelle Medien berichteten über die Erfindung. Angeheizt wurde der Hype von einer regen Userdiskussion, die sich darum drehte, ob das Video tatsächlich eine echte Erfindung zeigte. Innerhalb eines Tages eroberte der Film die Spitze der YouTube-Charts. "Wir bekamen in kürzester Zeit unzählige Intervieweinladungen und auch Kaufanfragen von Fortune-500-Unternehmen", erzählte Nino Leitner.

Aufmerksamkeit nicht gut genutzt

"Wir standen nun vor der Frage: Und was jetzt? Was machen wir mit diesem Erfolg? Und hier begannen wir, falsche Entscheidungen zu treffen", so der Marketingfachmann. "Statt das Geheimnis zu lüften und unsere Firma zu präsentieren, entschlossen wir uns, das Viral an Microsoft zu verkaufen. Dort benötigte man zwei Wochen für die Entscheidung und lehnte dann dankend ab", führt er aus. "Schließlich haben wir sogar versucht, diesen Tisch wirklich zu bauen, was aber an den zu erwartenden Kosten scheiterte." Das Interesse am iPhone-Tisch ging mittlerweile rasant zurück. "Unsere 15 Minuten Ruhm waren so schnell vorbei, wie sie gekommen waren", zieht Leitner Bilanz. Ein Folgevideo, dass das Trio beim Spielen von "Labyrinth 2" mit Hilfe des Tisches zeigt, wurde nur etwa 200.000 Mal angeklickt.

Trotzdem ist man mit dem Erreichten nicht Unzufrieden, auch wenn man das eigentliche Ziel verfehlte. Aus der "idea worth faking" konnte man genug Lehren ziehen um aus ihr trotzdem - gemäß dem TED-Slogan - eine "idea worth spreading" zu machen, so Leitner. "Wir haben immerhin etwas erreicht, von dem viele Marketing-Experten nach wie vor nicht einmal zu träumen wagen." (pte)

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