237.614 aufgelegte Karten für 199 Aufführungen in 16 Spielstätten, fünf Neuinszenierungen, zwei konzertante Aufführungen und zwei Wiederaufnahmen im Opernfach sowie vier Neuinszenierungen im Theater. Damit locken die Salzburger Festspiele 2019, die zwischen 20. Juli und 31. August über die Bühne gehen, Gäste aus Nah und Fern und wollen auch bewusst ein junges Klientel ansprechen.
Die Next Generation (NXG) ist eine Vereinigung von Erwachsenen bis 45, die gemeinsam vermehrt das Interesse für Kunst und Kultur bei jungen Menschen wecken und sie für die Salzburger Festspiele begeistern wollen. Nach einer erfolgreichen Neupositionierung und einer Erweiterung des Rahmenprogramms, konnte die „NXG" in den vergangen zwei Jahren ein Mitgliederwachstum von rund 20 Prozent verzeichnen. Das macht den Salzburger Festspielförderverein, mit derzeit knapp 400 Mitgliedern zu einer der wichtigsten, jungen Förderinstitutionen in der europäischen Kulturlandschaft. Derzeit wird der Vorstand bereits durch mehrere Botschafter in London, Hamburg, Berlin, München und Wien unterstützt. Aufgrund der stark wachsenden Mitgliederzahlen und dem Ziel, die NXG in weitere Städte Europas zu bringen, verstärkt der Freundesverein nun sein Organisationsteam.
Carl Philipp Spängler holt die erst 26-jährige Ulrike Köstinger mit dem Schwerpunkt „programmatische Leitung“ in den Vorstand. Die deutsch-österreichische Kulturmanagerin, die als Head of Cooperations für die Klassik Streaming-Plattform takt1 tätig ist, hatte bereits zum Erfolg der letzten Jahre maßgeblich beigetragen. Neben Ulrike Köstinger, wird auch Christian Renner als zukünftiger Generalsekretär in eine stärkere Verantwortung befördert. Der 28-jährige Kommunikator, der mit seinem Agenturlabel „ attraktiv“ das erfolgreiche Re-Branding der NXG verantwortet, wird zukünftig den Bereich „Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit" als neuer Generalsekretär übernehmen. LEADERSNET hat das neue Organisationsteam zum Talk gebeten.
LEADERSNET: Welche Bedeutung haben die Festspiele als Wirtschaftsfaktor für Salzburg?
Philipp Spängler: Die Salzburger Festspiele haben natürlich auch einen sehr starken Wirtschaftsfaktor. Mit bis zu 5000 Mitarbeitern in der Hochsaison, sind sie einer der größten Arbeitgeber Salzburgs. Vor allem unser Tourismus profitiert stark, denn der Festspielgast bleibt im Schnitt sechs Tage, der durchschnittliche Salzburger Tourist hingegen nur knapp 2 Tage bei uns. Zudem gehen wir von einer jährlichen Wertschöpfung der Salzburger Festspiele von über 180 Millionen in Salzburg und über 215 Millionen Euro in Österreich aus. Die Salzburger Festspiele sind somit ein unverzichtbarer wirtschaftlicher Bestandteil Salzburgs. Das macht uns stolz, ist aber auch eine Verantwortung für die Zukunft!
LEADERSNET: Was macht dieses umfassende Festival auch für ein junges Publikum reizvoll?
Ulrike Köstinger: Die Festspiele bieten eine Reihe von eigenen Veranstaltungen, Workshops und Mitmachmöglichkeiten für junge Menschen, damit sie einen besseren Zugang zur Hochkultur finden. Zudem bieten die Festspiele jungen Menschen die Möglichkeit, die Weltstars der Klassik und des Theaters zu erschwinglichen Preisen zu erleben. Ich denke, dass allgemein der Zug zur Klassik bei der Jugend wieder stärker wird. Das ist auch die Aufgabe der NXG, der jungen Freunde und Förderer der Salzburger Festspiele. Wir sehen uns selbst als Botschafter des Festivals und begeistern junge Menschen und Young Professionals für das Festival und das machen wir sehr erfolgreich.
LEADERSNET: Welche Marketing Aktivitäten setzt die NXG, um neue Mitglieder anzulocken und was hat es mit dem neuen Slogan auf sich?
Christian Renner: Wir haben in den vergangenen zwei Jahren sehr viel Energie in unseren Neuauftritt investiert. Den Kern des neuen Auftritts bildet unser neuer Slogan "Jedermann braucht Freunde", der im Rahmen einer Neugestaltung der Website entstanden ist. Diese 3 Worte sagen in ihrer Einfachheit, um was es geht. Der "Jedermann" ist das Aushängeschild der Salzburger Festspiele. Aber ohne Freunde kann auch der gute Jedermann nicht. Denn die Salzburger Festspiele brauchen Freunde und Förderer, die langfristig hinter ihnen stehen. Der breit angelegte Relaunch ging von Slogan, Website, hochwertigen Druckwerken, einer App bis hin zu einem Image-Spot. Seit unserem Neuauftritt und unseren verstärkten Marketingaktivitäten konnten wir ein Mitgliedswachstum von rund 15-20 Prozent verzeichnen. Ich denke, wir sind hier auf dem richtigen Weg.
LEADERSNET: Sie laden zur Roadshow in Wien, Berlin etc. und haben Botschafter in London, Hamburg, Berlin, München und Wien. Können Sie dieses Konzept erläutern?
Philipp Spängler: Unsere Mitglieder kommen ja nicht nur aus Österreich, sondern verteilen sich auf ganz Europa. Daher haben wir in den wichtigsten Regionen Botschafter eingesetzt. Deren Aufgabe ist es primär, für die Salzburger Festspiele und unseren Verein zu werben. Aber sie sind auch Ansprechpartner für die Mitglieder vor Ort. Unsere Aufgabe ist es, die Salzburger Festspiele zu den jungen Menschen in ganz Europa und darüber hinaus zu tragen. Die Nachfrage und Bekanntheit wird mit jedem Jahr größer, aber auch internationaler.
LEADERSNET: Die Festspielfreunde sind bestens etabliert, die NXG gilt als Paradebeispiel junger österreichischer Fördervereine. Schlägt sich das auch in den Mitgliedszahlen nieder?
Philipp Spängler: Mittlerweile zählen wir schon knapp 400 Mitglieder (200 Doppelmitgliedschaften) mit einer stark steigenden Tendenz. Und das liegt vor allem an unserem sehr attraktiven Rahmenprogramm. Dazu zählen ein bevorzugter Zugang zu Festspielkarten, Zutritt zu Einführungsvorträgen und Führungen, sowie Künstlergespräche und Fördererproben. Vor allem aber bieten wir auch spannende Events und Künstlerbegegnungen. Und das ist schon ein unvergleichbares Erlebnis, wenn man zusammen mit 100 Leuten der NXG in die Oper geht oder private Feste in Galerien zusammen mit namhaften Künstlern und Sängern aus aller Welt feiert.
LEADERSNET: Wird auch eine Entwicklung im internationalen Bereich angestrebt?
Ulrike Köstinger: Ja, das ist unsere Aufgabe, das tun wir bereits und weiten dies mit unseren Botschaftern auch noch weiter aus. Darüber hinaus sind wir in sehr engem Austausch mit anderen internationalen Freundesvereinen, die wir zukünftig noch stärker an die Salzburger Festspiele heranführen möchten.
LEADERSNET: Erst kürzlich wurde die NXG einem Re-Branding unterzogen. Was waren die Beweggründe?
Christian Renner: Unser Programm im Rahmen der Festspiele ist enorm attraktiv. Aber das alleine reicht noch nicht um junge Menschen zu begeistern. Unsere Aufgabe ist es, diese Attraktivität auch sichtbar zu machen, lauter zu werden und auf uns aufmerksam zu machen. Ein Rebranding reicht hierfür natürlich nicht. Dieses Jahr werden wir mit einem tollen Festspielstar, den ich noch nicht verraten darf, eigene Spots produzieren. Mit diesen werden wir vor allem im Social Media Bereich werben. Gute Kommunikation bedeutet für uns, ständige und intensive Beziehungsarbeit mit Interessenten und vor allem unseren Mitgliedern.
LEADERSNET: Prominente und verlässliche Sponsoren stehen den Festspielen seit langem zur Seite. Ist die Strahlkraft bis heute ungebrochen? Wer reiht sich 2019 in die Liste der Sponsoren ein?
Philipp Spängler: Natürlich gelten die Festspiele auch für Unternehmen als eine sehr attraktive Möglichkeit hier mit Sponsoring vertreten zu sein. So kam mit Alexander Pereira 2012 Rolex dazu und ist bis heute Hauptsponsor. Dieses Jahr sind die Festspiele sehr erfreut die Kühne Stiftung als Hauptsponsor dazu gewonnen zu haben. Die Kühne Stiftung war in den letzten Jahren bei den Festspielen schon stark als Projektsponsor involviert, beispielsweise mit dem Young Singers Project.
LEADERSNET: Welches Stück sollte man sich nicht entgehen lassen? Was sind ihre ganz persönlichen Highlights?
Ulrike Köstinger: Mein persönliches Highlight wird die Mozartoper „Idomeno“ unter der musikalischen Leitung von Teodor Currentzis sein, in der Regie von Peter Sellars. Allerdings gibt es so viele Opern, Konzerte und Theaterstücke, die man sich nicht entgehen lassen sollte, wie zum Beispiel die Oper „Oedipe“ von George Enescu, die Theaterfassung „Jugend ohne Gott“ von Hórvath oder auch die vielen tollen Konzerte wie etwa das BR Symphonieorchester unter Mariss Jansons mit Beethoven 2 und Schostakowitsch 10. Der Intendant, Markus Hinterhäuser hat auch heuer wieder den roten Faden, der sich im Festspielsommer 2019 mit dem Thema „Mythos“ befasst, umfangreich gespannt.
LEADERSNET: Kann mit den medial oft diskutierten Preissteigerungen so umgegangen werden, dass auch für Einheimische der Zugang weiterhin gesichert ist? Auch der Schwarzmarkt ist ja immer wieder ein Thema.
Philipp Spängler: Die Preissteigerungen gibt es prinzipiell in allen Kulturinstitutionen und hängt mit den allgemeinen Preissteigerungen in der Wirtschaft zusammen. Bei den Festspielen gibt es für jede Produktion auch günstige Tickets. Die erste Kategorie beginnt bei 5 Euro und wenn man rechtzeitig vor dem 6. Jänner bucht, kann man auch günstige Karten ergattert. Der Schwarzmarkt wiederum ist natürlich eine Herausforderung und die Festspiele wehren sich auch massiv dagegen. Es kann nicht sein, dass Schweizer Onlineplattformen Karten um das Zehnfache verkaufen. Lukas Crepaz, der junge kaufmännische Direktor, geht sehr massiv gegen den Schwarzmarkt vor.
LEADERSNET: Wo verspüren Sie persönlich das Festspielflair am stärksten?
Philipp Spängler: Die Salzburger Festspiele sind beinahe das ganze Jahr für mich präsent: Programmpräsentation Anfang November mit anschließenden NXG-Roadshows in verschiedensten Städten und ab Jänner die umfangreichen Vorbereitungen für das NXG-Rahmenprogramm im Sommer. Aber natürlich, wenn die Sommerfestspiele Ende Juli losgehen, Kunstinteressierte unsere Stadt stürmen und wieder alljährlich die zahlreichen Festspielförderer unsere Provinzstadt für einige Wochen zu einer Weltkulturstadt machen, werde auch ich ganz aufgeregt. Man trifft wieder alte kulturinteressierte Freunde und Gleichgesinnte, die man in den letzten Jahren hier kennengelernt hat. Die Spannung steigt, welche Opern, Schauspiele und Konzerte wie vom Publikum aufgenommen werden und jeder erzählt sich gegenseitig welches Stück man unbedingt sehen muss.
www.jedermannbrauchtfreunde.at