Schaumwein wird gerne gezückt, wenn es etwas zu feiern gibt. "Man soll die Feste feiern, wie sie fallen", so heißt ein altes Sprichwort – und nachdem sich zu Jahresende die feierlichen Anlässe mit Adventszeit, Weihnachten und Silvester so dicht wie sonst nie aneinander reihen, steigt auch der Sektkonsum zur kalten Jahreszeit an.
Da Prickelndes aber nicht gleich Prickelndes ist, schadet es nicht, zu Sorten, Herkunft und Trends informiert zu sein. LEADERSNET traf rechtzeitig vor den Feiertagen einen, der es wissen muss: Philipp Gattermayer, seit drei Jahren an der Spitze von Henkell Österreich.
LEADERSNET: Herr Gattermayer, die Österreicher lieben Schaumweine – und mit den Feiertagen erreicht der Sektkonsum sein Jahreshoch. Wie viel trinken die Österreicher denn so pro Kopf, lässt sich das sagen?
Gattermayer: Herr und Frau Österreicher lieben Schaumweinspezialitäten aus allen Ländern und mittlerweile werden im Jahr pro Kopf rund vier Flaschen aus den Weinbergen in Italien, Spanien, Deutschland oder Frankreich getrunken. Vom Schaumwein aus Österreich wird rund eine Flasche konsumiert.
LEADERSNET: Die Lage war ja nicht immer so rosig, mit der Einführung der Schaumweinsteuer 2014 kam ein herber Einbruch, von dem man sich laut jährlicher Sektstudie langsam erholt. Wie geht es Henkell damit?
Gattermayer: Die Schaumweinsteuer ist für uns Hersteller eine Herausforderung, umso mehr sehen wir es als unsere Aufgabe, Konsumenten betreffend Wert, Herstellungsverfahren und Qualität der Produkte zu informieren und aufzuklären. Hier gibt es enormen Informationsbedarf. Denn der österreichische Konsument trinkt erstens mehr Wein als Schaumwein und zweitens ist er bereit, oft das Doppelte wie für eine Flasche Qualitätssekt zu bezahlen, obwohl der Produktionsprozess für Sekt viel komplexer und kostenintensiver ist.
LEADERSNET: Schaumwein ist ja auch nicht gleich Sekt, oder?
Gattermayer: Richtig, erstmal müssen die Begriffe richtig definiert werden. Schaumwein ist der Überbegriff für alles was "prickelt". Die 2014 eingeführte Schaumweinsteuer betrifft die Produkte, die über drei Bar Druck und einen Korkverschluss verfügen. Also auch die Schaumweingattung Prosecco Spumante, Crémant, Champagner und Cava. Der Prosecco Spumante Verkauf ist beispielsweise bereits seit 2011 massiv gestiegen, das freut uns für unsere Marke Mionetto Prosecco, die bereits zu den Top Drei Premium Prosecco Marken in Österreich und in Ländern wie Italien, USA zu den Markführern gehört.Wir nehmen unsere Position als Marktführer ernst und sind uns unserer Aufgabe – Markenbotschafter für qualitativ hochwertige Schaumweine aus aller Welt zu sein – sehr bewusst.
LEADERSNET: Zu einem ganz aktuellen Thema: Vor einem Monat wurde wieder der Tag des Österreichischen Sekts begangen um das Bewusstsein für österreichische Produkte weiter zu stärken. Henkell gilt als deutsche Marke immer noch als bekannteste Sektmarke im Land. Wie sieht hier aktuell das Konsumverhalten aus?
Gattermayer: Wir leben in einer disruptiven Welt, die sich an nationalen und internationalen Trends orientiert. Aus meiner Sicht gilt daher: Nicht entweder Sekt oder Champagner, sondern sowohl als auch. Je nach Anlass, Speise, Moment und Laune. Der Konsument steht im Mittelpunkt und dieser legt vor allem Wert auf Qualität und Geschmack, daher isst er beispielsweise auch gerne Parmesan aus Italien, Brie aus Frankreich und Bio Gauda aus Holland. Es muss nicht immer nur der Emmentaler aus Österreich sein.
LEADERSNET: Henkell ist sortimentsmäßig ja auch recht breit aufgestellt, in wie weit kann man mit einem Sortenangebot mit Herkunft über die eigenen Landesgrenzen hinaus authentisch bleiben?
Gattermayer: Die Henkell Sektkellerei bietet als einziger Produzent Sekt, Champagner, Crémant, Cava und Prosecco aus eigener Herstellung und den besten Weinregionen der Welt an. Durch den Erwerb führender nationaler Häuser in ganz Europa ist es uns gelungen, den Sprung in die Spitzenklasse der Schaumweinproduzenten zu schaffen. Neben Traditionsmarken wie Henkell, Kupferberg oder Söhnlein Brillant finden sich etwa auch der Winzerchampagner Alfred Gratien oder Mionetto Prosecco im Markenportfolio. Durch den Zusammenschluss mit Freixenet befindet sich seit 2018 die führende Cava Marke weltweit im Henkell Markenportfolio.
LEADERSNET: Aus den Sektstudien der letzten Jahre geht hervor, dass das Bewusstsein für regionale Produkte wächst. 2017 gaben 61 Prozent der Österreicher an, heimischen Schaumwein der internationalen Konkurrenz vorzuziehen. Sehen Sie hier eine mögliche Herausforderung für Henkell?
Gattermayer: Das wichtigste und wesentlichste Kriterium des Schaumweinkenners ist der Geschmack. Der weltweit bekannte Spitzensekt Henkell Trocken ist unser "stärkstes" Produkt aus der Henkell Familie. In Österreich zählt Henkell zu den besten Sektmarken und hat mit "So prickelnd kann Trocken sein" den bekanntesten Slogan der Sektbranche etabliert: Vor allem der Erfolg von Henkell Blanc de Blancs in der weiß lackierten Flasche und Henkell Alkoholfrei zeigt, dass wir mit permanenter Weiterentwicklung und stetigen Innovationen seit 1856 unsere Sekt-Erfolgsstory fortsetzen werden.
LEADERSNET: Wie Sie bereits erwähnten, übernahm die Sektkellerei Henkell die Mehrheitsanteile am spanischen Cava-Produzenten Freixenet. Was heißt das für die Zukunft am Markt national und international?
Gattermayer: Ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal ist nicht die Größe des Unternehmens, sondern, dass die Henkell & Co Sektkellerei der einzige internationale Sekthersteller mit eigenen Kellereien in den renommiertesten Anbaugebieten der Welt ist und somit auf eine enorme Schaumweinkompetenz zurückgreifen kann. Damit gewährleisten sehr hohe gleichbleibende Qualität und eine starke Innovationskraft. Henkell und Freixenet verbindet auch ein tiefes Verständnis von Tradition, Qualität und Kontinuität. Die strategische Partnerschaft wird den beiden Unternehmen helfen, neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen und unsere Marktpositionen am Schaumweinmarkt weiter zu stärken.
LEADERSNET: Nach Bekanntwerden der Anteilsübernahme von 50, 67 Prozent von Freixenet wurde weiters eine weitreichende Kooperation mit den verbleibenden Gesellschaftern Jose Ferrer Sala und Jose Luis Bonnet Ferrer in Aussicht gestellt. Gibt es hier Details, wie diese Kooperation genau aussieht und zukünftig aussehend wird?
Gattermayer: Zunächst steht der gegenseitige Austausch auf allen Ebenen im Mittelpunkt, denn es gibt viel voneinander zu lernen und wir wollen zudem eine neue gemeinsame Kultur entwickeln. Dies setzt Kommunikation und das gegenseitige Verstehen und Erleben voraus. Hierbei werden die Grundlagen geschaffen, um Anfang des Jahres 2019 die erste Flasche Freixenet von Henkell Österreich ausliefern zu können.
LEADERSNET: Die Konkurrenz am Sektmarkt schläft nicht, man bringt laufend neue innovative Produkte heraus und positioniert sich neu um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wie sieht sich die Marke Henkell im Jahr 2018 und wie will man gesehen werden? Welche neuen Produkte erwarten uns hier, und wann werden sie eingeführt?
Gattermayer: Wir erleben eine erfreuliche Entwicklung mit limitierten Sondereditionen. Gerade unsere Kampagne #CreateYourOwnTradition für die Marke Henkell beweist dies. Über 250 Kreative folgten dem Aufruf „Create Your Own Design“ zur Gestaltung einer Limited Edition in Kooperation mit der Crowdsourcing-Plattform Jovoto. Der Siegerentwurf des Wettbewerbs, eine Henkell Trocken Flasche in leuchtendem Sternenbild-Design, ist in Kürze als Sonderedition erhältlich. Der Wettbewerb ist eine konsequente Fortführung der aktuellen Henkell-Kampagne, die unter anderem im aktuellen TV-Spot mit der Botschaft „Create Your Own Tradition“ augenzwinkernd zu unkonventionellem Sektgenuss auffordert und zeigt, dass Henkell locker, kosmopolitisch und zeitgemäß ist.
LEADERSNET: Abschließend noch eine Frage zu Ihrer Person Herr Gattermayer. Vor nun drei Jahren wechselten Sie in Ihrer Position als Geschäftsführer vom österreichischen Traditionssekthersteller Kattus zu Henkell. Was hat Sie damals dazu bewogen, sich internationaler ausrichten zu wollen?
Gattermayer: Ich freue mich, in meiner beruflichen Laufbahn international und national erfolgreiche Marken begleiten zu dürfen. Als Geschäftsführer der österreichischen Henkell & Co. Sektkellerei GmbH, bin ich für den Erfolg am österreichischen Markt verantwortlich und mein Bestreben ist es Menschen für das Prickelnde zu begeistern. Dahingehend ist mein Fokus sehr national. Beispielsweise Mionetto Prosecco, Henkell, Kupferberg, Gratien Meyer sind Marken und Betriebe mit einer langen traditionsreichen Geschichte. Die Henkell Geschichte beginnt 1832 bei Adam Henkell.
LEADERSNET: In den wenigen Jahren seit ihrem Wechsel ist ja nun viel passiert. Wie sehen Ihre Zukunftspläne für Henkell in Österreich weiter aus, haben Sie hier bereits weitere Visionen? Was dürfen wir noch von Henkell Sekt Austria unter Philipp Gattermayer erwarten?
Gattermayer: Dank eines großartigen Teams und verlässlichen Partnern haben wir in den letzten drei Jahren viele wesentliche Maßnahmen erfolgreich umsetzen können. Kein anderer Sekthersteller bietet heute wie wir alle Sekt-Kategorien mit starken, internationalen Marken und einzigartiger Expertise aus einer Hand. Wir konnten aktuell die Marktführerschaft von über 38 Prozent Marktanteil weiter ausbauen. Ziel für die nächsten Jahre ist, dass jede dritte Flasche Sekt aus dem Hause Henkell ist. Weiters wollen wir das Thema Alkoholfrei und Rosé noch stärker besetzen. Es ist mir ein großes Anliegen den Konsumenten die ganze Vielfalt des Schaumweins noch näher zu bringen und ihn als tollen Speisebegleiter verstärkt positionieren. Vor kurzem haben wir dazu eine neue Sekt- Kompetenz Seite entwickelt: www.sektgenuss.at. Damit haben wir uns einen langersehnten Wunsch erfüllt. Die Seite verbindet Genuss, die Faszination der Sektherstellung und pure Lebensfreude. Wir möchten unser Wissen teilen damit auch eine neue, jüngere Zielgruppe erreichen und für Schaumwein begeistern.Wir möchten Menschen inspirieren, erreichen und verbinden, ihre Sinne für die schönen Dinge und all die besonderen Momente schärfen. (rb)
www.henkell-sektkellerei.at
www.sektgenuss.at