Air Berlin CEO tritt zurück

Stornierung von Strecken, dafür höhere Frequenz in Wien. 

Belastungen durch die Luftverkehrssteuer, hohe Kerosinpreise sowie die Auswirkungen der Unruhen in Nordafrika haben das Ergebnis der deutschen Fluggesellschaft Air Berlin belastet. Das Unternehmen kündigt daher ein hartes Sparprogramm an, unter anderem wird die Flotte um acht Flugzeuge verkleinert und unrentable Strecken gestrichen. "Normalerweise setzen Luftverkehrsunternehmen auf Expansion, daher sind die Maßnahmen nicht gerade ideal, aber absolut notwendig", meint dazu Jürgen Pieper, Analyst des Bankhauses Metzler.

Rücktritt von Joachim Hunold

Der 61-Jährige teilte mit, er wolle zum 1. September als Vorstandschef der Fluggesellschaft zurücktreten. Sein Nachfolger soll vorübergehend der frühere Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Hartmut Mehdorn, werden. Mehdorn ist bereits Mitglied im Board of Directors von Air Berlin, hatte bisher allerdings keine operativen Aufgaben. "Ich finde ihn toll. Er ist einer der ganz wenigen Unternehmensführer, der sagt, ich habe das aufgebaut, und jetzt ist eine andere Zeit und jetzt sollen das andere machen. Das ist grandios und hat mich tief beeindruckt", so Hunolds Nachfolger Mehdorn .

Hundolds Partner Niki Lauda sieht im Rücktritt Hunolds kein Signal, einen ähnlichen Schritt zu setzen. "Ganz im Gegenteil", sagt Lauda, "ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung von Niki und werde dem Unternehmen noch lange erhalten bleiben."

Wien wird aufgewertet

Die Fluggesellschaft wird unter anderem die unrentablen Strecken Frankfurt - Hamburg, Frankfurt - Neapel, Stuttgart - St. Petersburg, München - Kairo und Düsseldorf - Paris stornieren. Weitere Schritte werden Frequenzreduzierungen und der teilweise Rückzug aus Regionalflughäfen sein. Zudem soll die Kapazität im zweiten Halbjahr um mehr als eine Million  Sitze verringert werden. Air Berlin will sich auf stark frequentierte Strecken und seine vier europäischen Drehkreuze Berlin, Düsseldorf, Palma de Mallorca und Wien konzentrieren. In der Donaumetropole bietet das Luftverkehrsunternehmen mehr Umsteigeverbindungen und Frequenzen nach Osteuropa und auf der Nord-Süd-Achse (zum Beispiel Hamburg - Sofia), sowie bessere Abflugzeiten an.

Bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal 2011 sagt Hunold, dass eine bessere Auslastung, eine Verbesserung der Einnahmen pro Passagier und Kostensenkungen nicht gereicht hätten, um sowohl die höheren Belastungen durch die Luftverkehrsteuer und erhöhte Kerosinpreise als auch den durch die Unruhen in Nordafrika bedingten Rückgang des für die Fluggesellschaft wichtigen Ägyptengeschäfts aufzufangen.
Dabei sei die Luftverkehrssteuer, die eine Wettbewerbsverzerrung verursache, besonders problematisch.

Negativer Ausblick

Pessimistisch ist der Ausblick: Laut Air Berlin werden die geplanten Maßnahmen möglicherweise nicht ausreichen, um ein positives operatives Ergebnis zum Jahresende zu erreichen, weil einige der Einspareffekte erst im kommenden Jahr wirksam werden. "Zwar wird das dritte Quartal saisonal bedingt sicherlich profitabel und die Kostenmaßnahmen werden greifen, doch viel Positives sehe ich nicht", so Pieper, der daher die Aktie mit "Verkaufen" einstuft. Das Kursziel beträgt 2,50 Euro. (pte/red)

www.pressetext.com


www.airberlin.com

leadersnet.TV