Der öffentlich ausgetragene Schlagabtausch zwischen dem Kolumnisten der Kronen Zeitung Michael Jeannée und Österreich-Herausgeber Wolfgang Fellner rund um die Berichterstattung zum Tod des Ex-Vizekanzlers Alois Mock hat den Presserat auf den Plan gerufen. Der Senat 2 des Presserats beschäftigte sich aufgrund einer Mitteilung eines Lesers mit dem medial ausgetragenen Disput.
„Kolumnisten-Schuft“, „Sudelfeder“ und „Promille-Schreiber“
Die Kontrahenten blieben einander in ihren jeweils an den anderen adressierten Kolumnen nichts schuldig. Unter anderem wurde Begriffe wie „Schuft“, „übelster Kolumnisten-Schuft in diesem Lande“, „Sudelfeder“, „Promille-Schreiber“, „Widerwärtigkeit“ und „fettes Lächeln“ in den jeweiligen Beiträgen verwendet. „Die Kommentare strotzen von persönlichen Beleidigungen und Untergriffen. Trotzdem hält es der Senat nicht für zielführend, diesen speziellen Fall aufzugreifen und in einem Presseratsverfahren die problematischen Äußerungen medienethisch zu beurteilen. Das Niveau der beiden Kolumnen spricht für sich“, so der Presserat.
Beide Herren seien dafür bekannt, in ihren Kolumnen tüchtig „auszuteilen“, weswegen sie sich auch den jeweils rauen Umgangston des anderen in einem gewissen Maße gefallen lassen müssten. Darüber hinaus stehe ihnen selbstverständlich der Weg zu Gericht offen. Dennoch ist der Presserat der Meinung, dass Auseinandersetzungen auf diesem Niveau dem Ansehen des Journalismus schaden würden: „Der Streit rückt nicht nur die betroffenen Zeitungen in ein schlechtes Licht, sondern ist für die gesamte Branche blamabel. Dem Senat ist es bewusst, dass Kommentare persönliche Meinungen und Wertungen enthalten und die Meinungsfreiheit hier besonders weit reicht. Es können auch Meinungen vertreten werden, die nicht von allen geteilt werden oder sogar verstören und schockieren. Das ist jedoch kein Freibrief, mit Unterstellungen und Beleidigungen zu operieren.“ (as)
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