"Unlock Innovation: Artificial Intelligence and Future Skills" lautete das heurige Motto der Moving Forward Conference, die bereits zum fünften Mal stattfand. Die diesmalige Fachkonferenz, die in den Räumlichkeiten von Lumia Vienna abgehalten wurde, bot Impulse zu Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation, praxisorientierte Workshops und zahlreiche Networking-Gelegenheiten.
IFDD-Studienergebnisse: Generationenkonflikt
Ein besonderer Fokus lag dabei auf dem Thema Künstliche Intelligenz (KI). Veranstalter Josef Mantl hob deswegen hervor: "KI durchdringt zunehmend unsere Gesellschaft und Wirtschaft. Wir müssen 'Future Skills' entwickeln, um diese Technologien verantwortungsvoll zu nutzen. Letztlich steht der Mensch im Mittelpunkt dieser Transformation und nur gemeinsam können Mensch und Maschine eine erfolgreiche Zukunft gestalten."
Dieses Thema wurde auch von Christoph Haselmayer aufgegriffen. Der Experte vom Institut für Demoskopie & Datenanalyse stellte eine Studie vor, in der vom 15. bis 17. Oktober 2024 insgesamt 1.650 Personen ab 16 Jahren zum Thema KI befragt wurden. Dabei zeigte sich, dass jüngere Generationen die neue Technologie deutlich positiver empfangen als ältere. Bei den unter 30-Jährigen sehen demnach 57 Prozent die Künstliche Intelligenz als Chance, während bei den über 50-Jährigen nur 45 Prozent davon ausgehen. Insgesamt glauben aber 43 Prozent, dass KI das Wirtschaftswachstum fördern wird. Und acht Prozent sind überzeugt, dass die neue Technologie zur Steigerung der Unternehmensleistung beiträgt.
Mit Blick auf den Klimawandel entstand ein gespaltenes Bild. Nur 29 Prozent der Befragten haben ausgesagt, dass die KI ein effektives Werkzeug in diesem Bereich sein kann. Dabei zeigte sich wieder einmal eine unterschiedliche Wahrnehmung bei den Generationen: Ältere Befragte sind nämlich wesentlich skeptischer gegenüber KI als jüngere – oft aus Angst, durch Automatisierung den Arbeitsplatz zu verlieren. Haselmayer schlussfolgert daraus, dass es eine stärkere Einbindung der Politik geben müsse, um Ängste abzubauen und Perspektiven aufzuzeigen.
Bedeutung der Innovationskraft
Laut einer europäischen Benchmark-Studie belegt Österreich derzeit den sechsten Platz als "Strong Innovator" und weist eine F&E-Quote (Forschung- und Entwicklungsquote) von 3,3 Prozent auf – und das, obwohl die Innovationsfähigkeit Europas dessen Zukunft bestimmt. Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, müsse Europa jedoch den innovativen Geist der USA und Chinas aufgreifen, sind sich die Expert:innen einig. Henrietta Egerth von der Forschungsgesellschaft betonte daher: "Innovation ist wichtiger als Forschung. Sie ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Der Erfolg von morgen basiert auf den Investitionen von heute. Europa muss größer denken und mutiger handeln, um eine neue Ära einzuläuten."
Wie stark innovative Produkte mit Exportquoten von bis zu 95 Prozent maßgeblich zur Wirtschaft beitragen, zeigen hingegen Unternehmen wie voestalpine und AVL. Während die USA jährlich 190 Milliarden Dollar in F&E investieren und China stark aufholt, verliert Europa an Innovationsgeschwindigkeit. Der Draight-Report fordert jährlich Investitionen von 800 Milliarden Euro, um technologische Rückstände aufzuholen. Nur 50 Prozent der österreichischen Großunternehmen setzen KI ein, bei KMUs sind es sogar nur 20 Prozent. Daraus ist zu schlussfolgern, dass Europa mehr Risikobereitschaft benötigt sowie eine Kultur des Scheiterns und mutige Investitionen.
Das richtige Mindset
Joshua Cohen, CEO von Giant Innovation NYC, erläuterte wiederum in seiner Keynote die zentralen Strategien für den erfolgreichen Einsatz von KI. Laut ihm sind drei Mindsets entscheidend:Questioning, Understanding und Creating. Anhand eines "Innovation Skills Worksheets" zeigte er schrittweise auf, wie wahre Innovation erreicht werden kann. "Was ist Innovation? Es ist die Kombination aus etwas Neuem und etwas Nützlichem. Für wen? Für den Kunden. Bei Innovation geht es stets darum, eine Herausforderung zu lösen", so Cohen.
Demnach bestehe der erste Schritt darin, den Dialog mit den Kund:innen zu suchen, um deren Bedürfnisse besser zu verstehen. Denn je besser ein Unternehmen die Wünsche seiner Kund:innen kennt, desto erfolgreicher wird es sein. Im nächsten Schritt sei wieder entscheidend – im Sinne des "Understanding" – die Emotionen und Motivationen der Kund:innen zu durchdringen, um letztlich bahnbrechende Ideen zu entwickeln und gezielt umzusetzen.
Wiens "Silicon Valley"
Ein Herzstück für Innovation ist das Vienna Vision Village, das Visionär:innen, Start-ups und Scale-ups einen Raum zur Entfaltung gibt. Das Startup House Austria, gegründet von Manuel Gahn, stellt Co-Working-Spaces und Meetingräume zur Verfügung, die den Austausch fördern. Aktuell arbeiten 30 Start-ups und Freelancer im Wiener "Silicon Valley". Unterstützt wird das Projekt, das ebenfalls hunderte kostenlose Workshops und Events enthält, von der Wirtschaftsagentur Wien, FFG und Austrian Startups. "Das Vienna Vision Village ist der ideale Ort für Visionär:innen, um ihre Ideen zu realisieren und von einem elektrisierenden und inspirierenden Community Spirit zu profitieren", betont Gahn.
Rolle von KI in der neuen Wirtschaft
Der Director für Government Affairs bei Microsoft Austria, Martin Hörmann, warf einen Blick auf die Rolle von Künstlicher Intelligenz in der neuen Wirtschaft in Zeiten von demografischem Wandel, Klimawandel und anderen Herausforderungen. Er stellte einen Vergleich zwischen KI und früheren Allzwecktechnologien wie der Druckpresse her, die industrielle Revolutionen antrieben. Zur erfolgreichen Nutzung dieser neuen Technologien geht es weniger darum, ebendiese zu beherrschen, sondern vielmehr darum, dass die Technologien so schnell wie möglich diffundieren. "Wir wollen allen Menschen und Unternehmen weltweit den Zugang zu KI ermöglichen", erklärte Hörmann und verwies auf Microsofts Investitionen von 300 Millionen Dollar pro Tag in Rechenzentren. Allerdings würde all das nicht ohne Vertrauen in die KI gelingen. Die Technologie müsse sicher und reguliert sein, wozu auch die Politik gefragt sei. "Es braucht mehr Unterstützung von der Politik, um die Digitalisierung voranzutreiben", so der Experte.
Technologievision 2030
Einer der führenden Technologiekonzerne und Netzwerkanbieter für Mobilfunkanbieter, ASFINAG, Blaulichtorganisationen und Drohnen ist Nokia. Früher bekannt als Mobiltelefonhersteller, hat sich das Unternehmen weiterentwickelt. Mit KI und Technologie als Treiber verändert sich die Interaktion zwischen der menschlichen, physischen und digitalen Welt. Je besser diese Welten zusammenarbeiten, desto einfacher wird das Leben der Menschen.
Die Technologievision 2030 umfasst Themen wie 6G, Cloud-Technologie, Metaverse und Web 3.0, wobei KI und vernetzte Geräte eine Schlüsselrolle spielen. Laut IMF werden 40 Prozent der Arbeitsplätze weltweit durch Künstliche Intelligenz beeinflusst – in entwickelten Wirtschaftssystemen sogar 60 Prozent. Weitere Innovationen wie 6G-Sensing für Sicherheit, XR-Brillen und Digital Twins für Infrastruktur verbessern Effizienz und Sicherheit. Christoph Rohr, Country Manager von Nokia Austria, betont, dass Unternehmen durch den Einsatz von KI sowohl ihre Wettbewerbsfähigkeit als auch ihre Rentabilität steigern können.
Verarbeitung großer Datenmengen
Der Journalist und Pulitzer-Preisträger Christo Buschek widmete sich im Rahmen seiner Keynote dem Thema datengetriebene Recherche. Er erläuterte, wie sich durch die systematische Analyse großer Datenmengen nicht nur Ergebnisse nachweisen, sondern auch Muster und Absichten aufdecken lassen: "Wir können nicht nur beweisen, dass etwas passiert ist, sondern auch zeigen, dass etwas systematisch stattfindet und die Intentionalität dessen. Dabei ist es das Zusammenspiel des Großen und Kleinen, das Daten so wertvoll macht."
Daten hätten per se keinen Wert – erst durch einen umfassenden Analyseprozess und Detailarbeit gewinnen sie an Aussagekraft. In diesem Zusammenhang warnte Buschek vor den Herausforderungen, die bei der Nutzung großer KI-Datensätze wie LAION-5B auftreten können. Diese Daten, so der Pulitzer-Preisträger, seien stark durch die kommerziellen Mechanismen des Internets geprägt und gäben oft ein verzehrtes Bild der Realität wieder. Die algorithmische Kuratierung, die sich auf numerische Schwellenwerte stützt, führe häufig zu einseitigen und schwachen Repräsentationen.
Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit
In dem von Birgit Kraft-Kinz, Gründerin von CEO's for Future, moderierten Panel zum Thema KI und Nachhaltigkeit waren sich die Teilnehmer:innen Kami Krista, CEO & Co-Founder von Elio, Dominik Izdebski, Gründer von Sparkspot, Reinhard Birke, General Manager bei NTT DATA, sowie Andreas Lederer, Gründer von Advantage AI, einig, dass ein mutiger Umgang mit KI essenziell ist, um Chancen zu erkennen und zu nutzen.
KI werde zwar einige Arbeitsplätze ersetzen, jedoch zugleich neue schaffen, indem sie Potenziale neu verteilt. Die Angst vor der Künstlichen Intelligenz müsse abgebaut und ein Wandel im Mindset angestrebt werden. KI unterstützt bei Entscheidungen, die entweder die menschlichen Kapazitäten übersteigen oder aufgrund fehlender Informationen zu lange dauern würden. So spart NTT DATA laut Birke durch den Einsatz von KI in der Technologieentwicklung rund 30 Prozent der Kosten ein. Elio hingegen ermöglicht durch KI nicht nur wirtschaftlich optimale Entscheidungen, sondern durch die Erstellung von Nachhaltigkeitsprofilen auch ökologisch sinnvolle – ein Aspekt, der langfristig zu einer Transformation des wirtschaftlichen Systems beitragen könne.
KI und Gen Z – eine Verbindung
Für die Gen Z ist der Umgang mit KI alltäglich, wie Laura Falquez, Content Creatorin, und Matthias Strafinger, Co-Founder von Permar AI, sowie Aitor Lopez de Alda, Influencer, betonen. Statt Google nutzt die Gen Z zunehmend die Künstliche Intelligenz, um Fragen zu beantworten und Problemlösungen zu finden. Strafinger weist jedoch darauf hin, dass KI oft nur durchschnittliche Antworten aus bestehenden Daten liefert und dabei Fehler produziert. Daher wird ein verantwortungsvoller Umgang mit der Technologie immer wichtiger. Es wird nämlich immer schwieriger, echte Inhalte von "Deep Fakes" zu unterscheiden. Falquez sieht in KI außerdem eine Chance zur Demokratisierung von Wissen und Partizipation. Die Vereinfachung der Technologiennutzung wird künftig eine zentrale Rolle spielen, ebenso wie die Frage, welche Innovationen Produkte aus KI-basierten Lösungen entstehen könnten.
LEADERSNET war bei der Veranstaltung dabei und hat für Sie einige Eindrücke in der Galerie gesammelt.
www.moving-forward.com
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