Verlagshäuser sehen Paid-Content als richtigen Schritt

| 20.01.2011

Keine Angst vor Einbruch der Leserzahlen und Werbeeinnahmen


Die Angst vor Leserabwanderungen und daraus resultierenden finanziellen Einbußen, die viele Zeitungshäuser vor der Einführung eines Bezahlmodells für ihre Online-Inhalte zurückschrecken lässt, ist anscheinend vollkommen unbegründet. Wie aus einer umfassenden Analyse des Datenmaterials von Journalism Online http://www.mypressplus.com, einem Unternehmen, das mehrere US-Verlage mit Paid-Content-Systemen beliefert, hervorgeht, lassen sich nach einer Umstellung sowohl bei den Besucherzahlen als auch bei den erzielten Werbeeinnahmen keine signifikanten Veränderungen feststellen.

In Österreich gilt die Tageszeitung Wirtschaftsblatt als Vorreiter des Paid Content Systems. Seit Februar 2010 bietet der Verlag sowohl ein Online-Abo als auch "Personal Clipping und "Portfolio", zwei kostenpflichtige "Premium-Services", an. Die aktuellen Entwicklungen im mobilen Tablet und Smartphone Markt, lassen die Hoffnung aufkommen, dass webbasierter Content wieder einen Wert bekommt.

"Die ersten positiven Erfahrungen mit Paid Content können auch in Deutschland Verlage ermutigen, mit ähnlichen Geschäftsmodellen zu experimentieren", erklärt Holger Kansky, Referent im Bereich Multimedia beim Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) http://www.bdzv.de. Wie ein erfolgreicher Umstieg aussehen kann, hat etwa die britische Traditionszeitung Times im November letzten Jahres gezeigt. "Dieses Beispiel bestätigt, dass sich im Web zunehmend eine Bezahlkultur etabliert, die von den Verlagen genutzt werden kann", betont Kansky.

Vorgehensweise entscheidet über Erfolg

Nimmt man die von Journalism Online zu Tage geförderten Ergebnisse genauer unter die Lupe, fällt allerdings auf, dass der Erfolg der Einführung eines Bezahlmodells auch von der spezifischen Vorgangsweise der Verlage abhängt. Diejenigen Zeitungshäuser, die im Zuge der Umstellung alle ihrer Leser halten konnten, setzen allesamt auf einen sehr konservativen Geschäftsansatz, der Seitenbesuchern immerhin die kostenfreie Nutzung einer bestimmten Artikelanzahl pro Monat ermöglicht.

Verlagsunternehmen, die ernsthaft eine sogenannte "Paywall" für die eigenen Online-Angebote in Erwägung ziehen, rät Journalism Online daher zu der beschriebenen etwas abgeschwächten Variante. "Wir halten die Leute dazu an, einen gewissen Teil ihrer Inhalte gratis zu belassen, um den Web-Traffic nicht abzuwürgen. Wird bei den Artikeln, die pro Monat kostenlos konsumiert werden können, eine vorsichtige Grenze gewählt, bleiben bis zu 95 Prozent der Leserschaft erhalten", meint der bekannte US-Medienmanager und Mitgründer von Journalism Online, Steven Brill, gegenüber der New York Times.

Skepsis bei Branchenexperten

Obwohl der Trend in der Zeitungslandschaft in letzter Zeit zunehmend in Richtung Bezahlmodelle weist, werden derartige Pläne von Branchenexperten wie BDZV-Referent Kansky durchwegs skeptisch gesehen: "Paywall-Modelle funktionieren umso besser, je mehr Verlage sich diesem Ansatz anschließen. Wenn es den Usern möglich ist, dieselben Inhalte auf anderen Webseiten gratis zu konsumieren, werden sie dorthin ausweichen.(pte/red)

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