Marcus Füreder, besser bekannt als Parov Stelar, zählt zu den erfolgreichsten österreichischen Musikproduzenten und Künstlern im Bereich Electro Swing. In seiner aktuellen Ausstellung zeigt er Malereien und überarbeitete Drucke, die an seine musikalischen Arbeiten und Tourneen erinnern. Sein Malprozess ist spontan und intuitiv, wobei er oft während der Arbeit den Kurs ändert, bis das Bild "ihn ansieht" und damit als vollendet gilt. Die Malerei dient ihm als kreativer Ausgleich zur Musik, und beide Künste beeinflussen sich gegenseitig. Parov Stelar ist weltweit bekannt, seine Musik erscheint in Filmen, Shows und Werbespots, und er wurde bereits mit mehreren Amadeus Awards ausgezeichnet. Mit Millionen von Fans und hohen Verkaufszahlen zählt er zu den erfolgreichsten Künstlern der elektronischen Musik.
Aktuell stellt Parov Stelar in Salzburg in der Galerie Haas und Gschwandtner aus. Malen und Musik bereichern sich aus seiner Sicht gegenseitig und sind als Kunstformen für das Multitalent unzertrennbar. ©Meinrad Hofer
Gerhard Krispl: Du wirst oft als Pionier des Electro-Swing bezeichnet und hast diesem Genre mit deinem einzigartigen Stil eine eigene Richtung gegeben. Wie hast du ursprünglich die Idee entwickelt, Jazz-Elemente mit elektronischer Musik zu verbinden, und was fasziniert dich bis heute an dieser Kombination?
Parov Stelar: Eigentlich entstand die Idee durch einen Zufall. Ich hatte eine Billie Holiday-Schallplatte vom Flohmarkt, und da ich schon viel elektronische Musik produzierte, habe ich die Platte irgendwann einfach laufen lassen. Da sie alt und zerkratzt war, blieb sie an einer Stelle hängen und begann zu loopen. Das klang so spannend, dass ich den Loop gesampelt und einen Beat daruntergelegt habe. Das war der Startpunkt. Diese Verbindung zwischen dem rohen, alten Sound und den kalten, digitalen Beats hat mich von Anfang an fasziniert. Ich würde sogar sagen, das ist ein Stilmittel, das sich durch meine gesamte Musik zieht und nicht nur den Electro-Swing betrifft.
Gerhard Krispl: Du bist Österreichs erfolgreichster Popkünstler. Dein Sound hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt, ohne den typischen Parov-Stelar-Stil zu verlieren. Wie findest du die Balance zwischen Weiterentwicklung und dem Erhalt deines unverwechselbaren Sounds?
Parov Stelar: Ich denke, das ist gar nicht so schwer. Solange man das aus dem Herzen heraus macht, bleibt man hungrig und neugierig. Diese Neugier führt einen dann ganz automatisch in neue Richtungen, ohne dass man sich krampfhaft weiterentwickeln müsste. Diese Entwicklungen fließen dann organisch in meine Musik ein, und so bleibt der Kern erhalten, auch wenn die äußeren Elemente sich verändern.
Gerhard Krispl: 2025 erscheint dein neues Album, das schon gespannt erwartet wird. Kannst du uns ein wenig darüber verraten, welche neuen musikalischen Einflüsse oder Geschichten du darin verarbeitest und was die Fans im Vergleich zu deinen bisherigen Alben erwarten können?
Parov Stelar: Das neue Album wird, meiner Meinung nach, sehr besonders und unterscheidet sich stark von den vorherigen Alben. Auch wenn ich kein Fan des Begriffs "Konzeptalbum" bin – weil es oft kopflastig klingt – hat dieses Album definitiv ein Konzept, ohne dabei zu verkopft zu sein. Es ist stark an Filmmusik angelehnt und enthält viel orchestrale Elemente, die in Kombination mit elektronischen Klängen eine besondere Atmosphäre erzeugen. Viel mehr möchte ich nicht verraten, denn ich finde, das Album sollte für sich selbst sprechen.
Gerhard Krispl: Im Sommer 2025 wirst du auf der beeindruckenden Burg Clam auftreten, was für viele Fans sicherlich ein Highlight ist. Was bedeutet dir dieser besondere Ort für deine Show, und können die Besucher mit speziellen Überraschungen oder neuen Elementen in deiner Live-Show rechnen?
Parov Stelar: Österreich ist für mich immer besonders, und Burg Clam ist da eine absolute Ausnahmeerscheinung. Ich habe mittlerweile über tausend Konzerte gespielt, aber Burg Clam ist wirklich einzigartig. Die Kulisse ist nicht nur für das Publikum beeindruckend, sondern auch für uns Künstler ein einmaliges Erlebnis. Von der Organisation bis zur Atmosphäre ist einfach alles stimmig. Es ist einer meiner absoluten Lieblingsorte für Konzerte.
Gerhard Krispl: Deine Musik wird oft mit einem sehr starken visuellen Stil verbunden, von deinen Albumcovern und Musikvideos bis hin zu deinen spektakulären Live-Shows. Wie wichtig ist dir die visuelle Ästhetik, und arbeitest du beim Musizieren bereits mit konkreten Bildern im Kopf?
Parov Stelar: Die visuelle Ästhetik ist für mich eng mit der Musik verbunden. Ich arbeite beim Komponieren nicht bewusst mit bestimmten Bildern, aber es ist oft so, dass beim Musikmachen automatisch Bilder in meinem Kopf entstehen und umgekehrt. Manchmal entstehen beim Malen auch Melodien oder Beats. Es ist eine Symbiose, und die beiden Elemente sind für mich untrennbar.
Gerhard Krispl: Seit 2021 ist Elena Karafizi als Sängerin Teil deiner Band und bringt ihre eigene Persönlichkeit und Stimme in die Musik ein. Was schätzt du besonders an der Zusammenarbeit mit ihr, und wie bereichert sie den kreativen Prozess und den Sound deiner aktuellen und zukünftigen Musik?
Parov Stelar: Elena hat eine unglaublich einzigartige Stimme, die perfekt zu meiner Musik passt, besonders durch ihre Grundmelancholie. Die Zusammenarbeit mit Sängerinnen und Künstlern ist nicht immer einfach, weil jeder seine eigene Vision hat, aber genau das macht es auch spannend. Wenn ich Elenas Vocals höre, habe ich sofort Ideen, wie ich daraus etwas machen kann, und das bereichert den kreativen Prozess enorm.
Gerhard Krispl: Du bist nicht nur Musiker, sondern auch bildender Künstler – diese beiden Künste scheinen bei dir eng miteinander verbunden zu sein. Wie beeinflussen sich deine verschiedenen kreativen Leidenschaften gegenseitig, und wie findest du Inspiration in diesen unterschiedlichen Ausdrucksformen?
Parov Stelar: Für mich war Parov Stelar immer ein Gesamtkunstwerk, und ich sehe keinen großen Unterschied zwischen Musik und bildender Kunst. Beim Malen ist das Sehen genauso wichtig wie das Hören beim Musizieren. Inspiration finde ich nicht gezielt, sondern ich lasse sie zu mir kommen, wenn ich dafür offen bin. Beide Kunstformen bereichern sich gegenseitig und sind für mich eine untrennbare Einheit.
Gerhard Krispl: Wie unterscheidet sich der kreative Prozess für dich, wenn du malst, im Vergleich zur Musikproduktion? Deine Musik ist oft euphorisch und voller Energie, während deine Malerei oft düster und melancholisch ist. Gibt es bestimmte Themen oder Stimmungen, die du in deiner Kunst ausdrücken möchtest, die vielleicht in der Musik keinen Platz finden?
Parov Stelar: Melancholie spielt in meiner Kunst eine große Rolle und zieht sich durch alles, was ich tue – auch in meinen tanzbaren Tracks. Für mich birgt Melancholie eine Kraft, die sich von einer Depression unterscheidet. Während Depression oft ausweglos ist, gibt es in der Melancholie immer die Hoffnung, dass es wieder besser wird. Dieser emotionale Zwiespalt ist eine Quelle, aus der ich viel schöpfen kann.
Gerhard Krispl: In deiner Musik und Malerei spürt man eine besondere Vision und Leidenschaft. Wenn du an die kommenden Jahre denkst – welche großen Träume oder künstlerischen Ziele möchtest du noch verwirklichen? Gibt es eine Vision, die dich besonders antreibt, oder gibt es etwas, das du noch erreichen oder ausprobieren möchtest?
Parov Stelar: Ich habe aufgehört, mir konkrete Ziele zu setzen, weil das Leben oft anders kommt, als man denkt. Mein einziges Ziel ist, dieses innere Feuer und den Hunger weiter zu spüren, sowohl in der Musik als auch in der Malerei. Natürlich gibt es Erfolge, die man sich wünscht, wie Preise oder Anerkennung, aber für mich ist der Weg selbst und die Aufrichtigkeit dabei viel wichtiger. Wenn man authentisch bleibt und seine Werte nicht für Geld oder Ruhm verkauft, dann kommt der Rest von allein.
Leadersnet Art Herausgeber Gerhard Krispl im Gespräch mit Parov Stelar ©Meinrad Hofer
Galerie Haas & Gschwandtner
Die 2012 in Salzburg gegründete Galerie Haas & Gschwandtner präsentiert international anerkannte sowie aufstrebende zeitgenössische Künstler und legt besonderen Wert auf hochwertige Druckgrafik mit lückenloser Provenienz. Neben etablierten Künstlern wie Ian Davenport und Alex Katz werden auch Werke von Pop- und Street-Art-Ikonen wie Warhol und Banksy ausgestellt. Die Galerie im Salzburger Stadtteil Riedenburg bietet auf 300 Quadratmeter sowohl etablierten als auch jungen Künstlern eine Plattform.
Parov Stelar: Second Date
bis 20.12.2024
Galerie Haas & Gschwandtner
www.hg-art.at