„Österreich-Ausgabe ist eine Hoffnung"

Arianna Huffington beehrte future.talk der Telekom Austria Group.  

Arianna Huffington, Präsidentin und Chefredakteurin von The Huffington Post, war beim future.talk der Telekom Austria Group vor rund 500 hochrangigen Gästen zu Gast im Atelierhaus der bildenden Künste in Wien. Gemeinsam mit Deutschlands gefürchtetstem „Medienwachhund“ Stefan Niggemeier und Generaldirektor Hannes Ametsreiter diskutierte sie unter dem Titel „Brave News World. Why newsmakers and newstakers change.” über die Zukunft der Medien.

In ihrer Keynote Speech ging sie auf die grundlegenden Veränderungen in den Medien ein: „Zum ersten Mal in der Geschichte stehen die Leser und Zuseher im Zentrum. Und die Medien müssen zuhören. Dadurch werden die Stimmen von jenen hörbar, die man noch nie gehört hat.“ Sie stellte auch fest, dass heute Geschichten länger bestehen bleiben, weil sie nicht auf eine Titelseite in einem Printmedium beschränkt sind. Grundsätzlich hält sie die Debatte über alte und neue Medien und deren Beziehung für obsolet. Huffington ist überzeugt, dass traditionelle Medien ihre Arbeit auch online gut machen und neue Medien in Recherche und guten Journalismus investieren. „An der Story, mit der unsere Journalisten später den Pulitzer Preis gewonnen haben, wurde neun Monate recherchiert und gearbeitet.“ Huffington: „Es gibt heute ein hybrides Modell. Und es gibt Konvergenz.“

Huffington trat auch dafür ein, positive Nachrichten mehr hervorzuheben. „Die negative Fokussierung ist ein Problem. Wir Medienleute müssen auch positive Geschichten ins Zentrum rücken.” Und sie sieht diese auch als gutes Umfeld für Marken – „auch in der deutschen Ausgabe“. Das Unternehmen widmet sich inzwischen auch kleineren Märkten wie Marokko  und  Griechenland. "Wir sehen uns als globale Player - und da ist Österreich ein fabelhafter Markt", so Huffington. Eine Österreich-Ausgabe sei eine Hoffnung, die sie aber nicht aktiv betreibe.

Die Finanzierung des Journalismus als Streitfrage

Die Podiumsdiskussion wurde dominiert von den Themen Monetarisierung und Finanzierung von Medien und Journalismus. In einem Punkt stimmte Stefan Niggemeier Huffington zu: „Ich teile ihren Enthusiasmus für die neue Entwicklung, dass Journalisten ‚heruntersteigen‘ und mit ihren Lesern kommunizieren müssen.“ Der vielfach ausgezeichnete Journalist sagte, dass Information heute mehr Wert als jemals zuvor hat – besonders wahre Information. „Das Internet ist ein Enabler“, aber: „Es ist schwierig geworden, diese wahren Informationen zu finden und zu bewerten.“ Die Bedeutung strich er am Beispiel Ukraine-Krise hervor: „Denken wir an die Ukraine. Es gibt sehr wenige Menschen, Journalisten, die tatsächlich dort vor Ort sind und nach der Wahrheit suchen.“ Stark kritisierte er die Abhängigkeit der Medien von Werbeeinnahmen, die „noch nie so groß wie heute“ gewesen sei. Und die grundsätzliche Frage nach der Finanzierung von Journalismus bleibe.

In der Frage der Finanzierung sagte Huffington verschiedene Modelle der Monetarisierung voraus. Auch die Huffington Post nutzt Crowdfunding, wie sie an einem Beispiel zeigte: „Wir wollten, dass unser Redakteur in Ferguson bleibt, nachdem alle anderen Medien die Stadt verlassen hatten. Wir wollten die Geschichte weitererzählen. Das wurde durch Crowdfunding möglich gemacht.“

Filter Bubble

Huffington zeigte sich im Gegensatz zu Niggemeier auch nicht ängstlich, was die Filter Bubble angeht: „Wir sind keine Opfer von gefilterten Newsfeeds. Jeder kann einer sehr unterschiedlichen Gruppe Menschen folgen und von deren unterschiedlichen Sichtweisen profitieren, deren Interessen, deren Geschichten.“ Heute kommt schon ein Viertel des Traffic auf die deutsche Ausgabe durch Social Sharing zustande. (jw)

www.telekomaustria.com

www.huffingtonpost.com

 

future.talk 2014 - Fotos Telekom Austria
future.talk 2014 - Fotos Telekom Austria
2014-09-23
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