"Kaufen, anziehen, umtauschen"

| 18.02.2014

"Neuer Trend": Rückgabe-Betrug schädigt Handel um Millionen.

Manchmal muss man ein Kleidungsstück probetragen, um herauszufinden, ob es wirklich zum Typ passt. Wenn nicht, dann hilft nichts anderes, als die gekaufte Ware zurückzugeben oder umzutauschen. Aber aus diesem Phänomen kann auch eine Sucht werden, im englischsprachigen Raum besser bekannt als "wardrobing".

Die National Retail Federation (NRF) gab kürzlich an, dass der durch das sogenannte Wardrobing verursachte Schaden im vergangenen Jahr bei 8,8 Milliarden US-Dollar lag und dass mehr als 94 Prozent aller Einzelhändler betroffen waren. Andere Analysten wie Prabhakar vermuten, dass der Schaden aufgrund neuer und noch nicht erfasster Methoden gar noch höher ist: "Rückgabe-Betrug dürfte der Industrie etwa 15 Milliarden Dollar kosten."

Bekleidungshandel besonders stark betroffen

Am häufigsten verlassen sich Frauen auf Wardrobing, wenn sie auf der Suche nach eventbezogener Kleidung sind, wie das britische Onlineportal vouchercodes.co.uk in einer Umfrage herausfand. Familienfeste wie Hochzeiten oder Taufen, aber auch Bewerbungsgespräche erfordern eben einen Dresscode, für den nicht jeder gerüstet ist. 62 Prozent der von NRF befragten amerikanischen Händler gaben an, erlebt zu haben, dass Kunden Waren kaufen, sie gebrauchen und wieder zurückgeben. Besonders betroffen ist der Bekleidungshandel. Die Kaufhauskette Bloomingdale ́s versieht deshalb neuerdings teurere Kleider mit einem schwarzen Plastikschild. Wer das Kleid tragen will, muss es abnehmen, womit eine Rückgabe unmöglich wird. Ähnlich versucht man Rückgaben-Betrug bei den Versandhändlern Otto, Universal und Quelle vorzubeugen. Da aber nicht alle Waren verplombt würden, könne man Betrug nicht gänzlich vermeiden, so Österreich-Chef Harald Gutschi.

Finanzielle Belastung für Händler

Als besonders hoch gelten die Retourenquoten beim Onlinehändler Zalando. Obwohl die Berliner Firma ein rasantes Wachstum hingelegt hat, schreibt sie noch immer rote Zahlen. In der Presseabteilung von C&A heißt es, dass man auf die Ehrlichkeit der Kunden vertraue und die Umtauschabwicklung in den Filialen größtenteils problemlos verlaufe.

Internationale Bekleidungsriesen setzen deshalb auf Kulanz: Macy's etwa hat die Rückgabefrist von 180 Tagen auf "unendlich" verlängert, die Kunden bekommen sogar dann Geld, wenn sie keinen Beleg vorweisen können.  Es gehe ja schließlich darum, eine langfristige Beziehung zu den Kunden aufzubauen, ist sich auch John Bailey, Sprecher der US-amerikanische Kaufhaus- und Versandhauskette Nordstrom, sicher. (red)

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