Interview mit Jürgen Bauer
"Gerade unsere Branche lebt von positiver Stimmung"

Jürgen Bauer ist Fachgruppenobmann der Sparte Werbung und Marktkommunikation der Wiener Wirtschaftskammer. Im LEADERSNET-Interview spricht er unter anderem über die Erfolge der Fachgruppe für die Werbewirtschaft, über das vergangene Werbejahr sowie über Wien als Kreativstandort und verrät, was ihm als Standesvertreter besonders am Herzen liegt. 

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Bauer, mehr als 10.000 aktive Werber:innen am Standort Wien können nicht irren. Die Kunst des kreativen Werbens ist offensichtlich – nach wie vor – einer der coolsten Jobs. Was kann die Wiener Werbebranche besonders gut?

Jürgen Bauer: Die Wiener Werbebranche ist sicher die bunteste Österreichs, wenn nicht sogar weltweit. Vor einiger Zeit haben wir als Fachgruppe auch eine Studie zur Attraktivität der Branche gemacht und da wirklich gute Ergebnisse erzielt: Wir sind eine wirklich beliebte Branche und es macht wahnsinnig viel Spaß und Sinn, in der Werbebranche zu arbeiten. Mit Werbung kann man so viel bewegen, und vor allem auch zum Guten drehen. 

LEADERSNET: Was haben Sie als Fachgruppe in den letzten Jahren alles für die Wiener Werbewirtschaft erreicht?

Bauer: Die drei größten Dinge, die mir dazu einfallen, sind zum einen der Preis, den wir ins Leben gerufen haben, der speziell EPUs vorbehalten ist: der Hidden Champion Award. Dieser holt die kleinen Held:innen auf die große Bühne. Unsere EPUs müssen sich keinesfalls verstecken und daher war es mir wichtig, gerade diese Leute auf die Bühne der großen Agenturen zu holen. Er findet dieses Jahr zum dritten Mal statt und ist jedes Jahr sehr erfolgreich. Zum anderen haben wir den Bildungsbonus verdoppelt, weil es um kontinuierliche Weiterbildung geht. Ohne geht es einfach nicht in unserer schnelllebigen Branche. Und als letzten Punkt: Die Versicherung der Fachgruppe war jahrelang ganz gut, aber es war mehr als überfällig, diese Versicherung zeitgemäß zu machen und eine wirkliche Unterstützung zu sein. Es gibt jetzt zwei wirklich gute Versicherungen, einmal die für Betriebs­unterbrechungen (BUFT) und zum anderen die Haftpflicht. Jetzt ist diese Versicherung für viele Ausschreibungen wirklich gut zu gebrauchen.

LEADERSNET: Das Werbejahr 2024 war unerwartet gut. Sind die Zeiten des digitalen Wandels ein Turbo für die Werbebranche?

Bauer: Ich glaube nicht, dass es so extrem gut war. Meine Gespräche mit vielen Mitgliedern zeigen hier ein starkes Gefälle. Einige fanden das Jahr in Ordnung, einige sogar großartig, aber viele leider auch nicht besonders gut. Gerade unsere Branche lebt von positiver Stimmung, umso wichtiger ist politische Sicherheit und natürlich auch eine positive Aussicht. Ich hoffe, dass wir in Österreich bald in ruhige Gewässer kommen, um auch mit einer allgemein positiven Stimmung ins noch junge Jahr zu starten.

LEADERSNET: Was macht den Kreativstandort Wien besonders attraktiv? Wofür haben Sie sich besonders eingesetzt?

Bauer: Er ist sicherlich ein sehr diverser Standort. Nirgends anders gibt es so viele Spezialagenturen in den verschiedensten Disziplinen wie in Wien. Mir war und ist wichtig, dass wir uns für alle einsetzen, nicht nur für Grafik oder klassische Agenturen. Wir haben eben auch PR-, Event- und Promotionsagenturen, um nur einige zu nennen. Mit unseren Maßnahmen versuchen wir, so viel wie möglich abzudecken. 

LEADERSNET: Die Wiener Kreativszene hat sich in den letzten Jahren besonders aktiv gezeigt. Hat sich dieses erarbeitete Profil am Markt ausgezahlt?

Bauer: Ich glaube, dass Sichtbarkeit eines der wichtigsten Dinge ist, um wahrgenommen zu werden. Je aktiver die gesamte Szene ist, umso mehr profitieren wir gesamt davon. Also gute Stimmung und starke Sichtbarkeit sind unser Schlüssel zum Erfolg. 

LEADERSNET: "Wer nicht wirbt, der stirbt." Gilt dies auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten?

Bauer: Absolut! Es ist gerade in schwierigen Zeiten entscheidend und insofern stimmt es gerade jetzt noch viel mehr. Wer nicht wirbt, der stirbt!

LEADERSNET: Ist "Werben und Marketing" auch in Zukunft ein Traumjob?

Bauer: Das muss jede:r für sich entscheiden. Aber ich habe meinen Traum gefunden und liebe meine Arbeit (fast) jeden Tag.

LEADERSNET: Was liegt Ihnen als Standesvertreter für die Werbebranche besonders am Herzen? Welche Visionen haben Sie für die kommenden fünf Jahre?

Bauer: Ich bin der festen Überzeugung, dass die Fachgruppe eine Serviceeinrichtung für alle in der Branche sein muss. Nach der erfolgreichen Modernisierung der Versicherung, was im Übrigen echt viel Arbeit ist und leider lange mit Ausschreibung usw. dauert, möchte ich den Anwaltsservice modernisieren. Und zwar wollen wir die Mitglieder nicht nur beraten, sondern wirklich im Notfall bis vor Gericht begleiten – ähnlich wie die Arbeiterkammer. Dafür sollen die besten drei Anwält:innen in den jeweiligen Fachgebieten zur Auswahl stehen. Doch das wird ein wenig dauern, weil wir das europaweit ausschreiben müssen. Um nur ein Ziel zu nennen. Wir haben noch kleinere Ziele, die unter www.werbungwaehlt.wien/#ziele zu finden sind.

LEADERSNET: Dürfen wir uns auf die Zukunft freuen oder müssen wir diese mit großem Respekt erwarten?

Bauer: Wir sollten uns auf jeden Fall auf die Zukunft freuen und nur vom Besten ausgehen. Ich muss sagen, ich bin ein sehr positiver Mensch und daher freue ich mich auf die Zukunft, auch wenn ich auf alles mit Respekt zugehe. Ich glaube, es wird alles gut – bzw. es ist bereits gut und wird noch besser. 

LEADERSNET: Vielen Dank, Herr Bauer!

www.wko.at

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