Fotos der Diskussion "Zukunft der Arbeit"
"In spezialisierten Berufsfeldern wird es immer schwieriger, qualifizierte Fachkräfte zu finden"

Bei einer Veranstaltung im Wiener Ringturm diskutierten AMS-Chef Johannes Kopf und VWT-Präsident Philipp Rath über die Zukunft des Arbeitsmarktes. Im Fokus standen Fachkräftemangel und Digitalisierung, welche die Unternehmen zunehmend fordern.

Am Mittwochabend ging in Wien eine hochkarätig besetzte Veranstaltung über die Bühne, bei der die Zukunft der Arbeit im Mittelpunkt stand. Passend dazu diskutierten AMS-Vorstand Johannes Kopf und Philipp Rath, Präsident der Vereinigung österreichischer Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (VWT), aktuelle Entwicklungen und Prognosen für den Arbeitsmarkt. Gastgeber war Roland Gröll, Vorstandsdirektor der Wiener Städtischen, der die Teilnehmer:innen in der 20. Etage im Wiener Ringturm begrüßte.

Herausforderungen für Wirtschaftsberufe

Johannes Kopf präsentierte aktuelle Zahlen zum Arbeitsmarkt in wirtschaftsnahen Berufsfeldern. Besonders bei Wirtschaftstreuhänder:innen und Buchhalter:innen zeige sich dem Experten zufolge eine Diskrepanz zwischen offenen Stellen und Arbeitssuchenden. So stehen derzeit 274 arbeitslose Wirtschaftstreuhänder 237 offenen Stellen gegenüber, während bei Lohn- und Gehaltsverrechner:innen 336 arbeitslose Personen auf 227 offene Stellen treffen. Bei einem Verhältnis von weniger als 1,5 Arbeitssuchenden pro offener Stelle österreichweit spricht man von einem Arbeitskräftemangel. Anders sei die Situation bei Buchhalter:innen mit 1.866 Arbeitslosen bei 880 offenen Stellen. "Wir sehen in vielen Bereichen nach wie vor ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Besonders in spezialisierten Berufsfeldern wird es für Unternehmen zunehmend schwieriger, qualifizierte Fachkräfte zu finden", betonte der AMS-Chef.

Trotz der aktuell wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen prognostiziert Kopf ein anhaltendes Beschäftigungswachstum bis 2028, insbesondere in akademischen Wirtschaftsberufen (+17.400, +2,1 %), im juristischen Bereich (+2.600, +1,2 %) sowie bei Finanzfachkräften (+3.200, +0,8 %) und Sekretariatsfachkräften (+3.000, +0,3 %). Insgesamt werde bis 2028 ein Beschäftigungszuwachs von rund 285.000 Personen erwartet, vorwiegend im Dienstleistungssektor, so der Experte.

Reformbedarf und Strategien für die Zukunft

Philipp Rath verwies auf die zunehmenden Herausforderungen für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer durch Digitalisierung und steigende regulatorische Anforderungen. "Unsere Branche steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Besonders kleine und mittelgroße Kanzleien müssen nicht nur innovative Lösungen implementieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, sondern auch attraktive Arbeitsmodelle schaffen, um junge Talente für den Beruf zu gewinnen", erklärte Rath. Zwar ermögliche die Automatisierung eine effizientere Bewältigung von Routineaufgaben, doch bleibe die persönliche Beratung essenziell – Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung seien und blieben ein "People's Business".

Ein positiver Trend zeige sich in der zunehmenden Diversität des Berufsstandes. Rath dazu: "Erstmals gibt es in Österreich mehr Steuerberaterinnen als Steuerberater. In der Wirtschaftsprüfung hingegen liegt der Frauenanteil bei rund 30 Prozent, steigt aber in den letzten Jahren kontinuierlich an." Mit dem zunehmenden Einsatz von Technologie gleichen sich die Karrierechancen weiter an. "Als VWT haben wir es uns für die kommende Kammerperiode auf die Fahnen geschrieben, dass die Kammer die Kanzleien nicht nur stärker beim Recruiting unterstützt, sondern sich auch aktiv für die Attraktivierung unseres Berufsstandes einsetzt. Denn nur, wenn wir gemeinsam die besten Köpfe für unsere Branche begeistern, sichern wir die Zukunftsfähigkeit unseres Berufsstandes", zeigt sich Rath überzeugt.

Impulse und Diskussionen

Die Veranstaltung machte einmal mehr deutlich, dass sich der Arbeitsmarkt in einem tiefgreifenden Wandel befindet und sowohl Arbeitgeber:innen als auch Arbeitnehmer:innen gefordert sind, sich flexibel auf neue Bedingungen einzustellen. Während die Nachfrage nach Fachkräften in vielen Bereichen hoch bleibe, werde die Fähigkeit, sich an technologische und strukturelle Veränderungen anzupassen, zum entscheidenden Erfolgsfaktor für die Zukunft, so die Erkenntnis des Abends. Die Diskussion zwischen Johannes Kopf, Roland Gröll und Philipp Rath verdeutlichte zudem die Bedeutung proaktiver Lösungen. Besonders die enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Politik und Bildung werde demnach entscheidend sein, um den Herausforderungen der kommenden Jahre erfolgreich zu begegnen.

Dass diese Themen den Nerv der Zeit treffen, zeigte sich am großen Interesse und der starken Präsenz von Branchenvertreter:innen im Ringturm in Wien. Die Veranstaltung war sehr gut besucht, und die Diskussion bewies, dass die Zukunft des Arbeitsmarktes ein hochaktuelles Thema ist, das (nicht nur) die Fachwelt bewegt.

LEADERSNET war bei der Diskussion. Fotos sehen Sie in der Galerie.

www.ams.at

www.vwt.at

www.wienerstaedtische.at

Wenn HR und deren Recruiter professioneller agieren würden, gäbe es auch weniger Fachkräftemangel. Die Candidate Experience in vielen Unternehmen ist erschreckend.

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