Am 14. Jänner 2025 fand im Haus der Industrie in Wien die traditionelle Jahrespressekonferenz der Automobilwirtschaft inklusive der Bekanntgabe der Kfz-Zulassungen des Vorjahres statt. Dabei wurden gemeinsam mit der Statistik Austria die offiziellen Zahlen und Daten zum österreichischen Automobilmarkt 2024 präsentiert sowie ein Ausblick auf 2025 gegeben. Präsentiert wurden die Analysen, Ergebnisse und Erwartungen von Peter Laimer, stv. Leiter Direktion Raumwirtschaft Statistik Austria, Brigitte Allex, Bereichsleiterin Kraftfahrzeuge und Straßenverkehrssicherheit Statistik Austria, Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure und Klaus Edelsbrunner, Bundesgremialobmann Fahrzeughandel in der Wirtschaftskammer. Moderiert wurde die Pressekonferenz von Christian Pesau, Geschäftsführer Verband der Automobilimporteure in der Industriellenvereinigung.
Zunächst hatten die Statistiker:innen das Wort. Laut ihnen wurden 2024 exakt 253.789 Personenkraftwagen (Pkw) neu zugelassen. Das sind um 6,1 Prozent bzw. um 14.639 Pkw mehr als im Jahr davor. Insgesamt stiegen die Neuzulassungen von Kraftfahrzeugen (Kfz) – inklusive Motorrädern und Nutzfahrzeugen – auf 369.246 Stück, ein Plus von 8,2 Prozent oder 27.837 Kfz im Vergleich zu 2023. Wir beschränken uns jedoch auf die Pkw-Neuzulassungen. Diese haben den höchsten Stand seit 2019 erreicht, liegen aber nach wie vor knapp ein Viertel unter dem Wert vor der Pandemie.
Alternative Antriebe am Vormarsch
Blickt man auf die Antriebsformen (Elektro, Benzin, Diesel, Hybrid), gibt es zwei Gewinner. 2024 wurden 84.004 Benziner (+6.650; Anteil: 33,1 %) neu zugelassen, was einem Anstieg von 8,6 Prozent im Vergleich zu 2023 und ein Drittel aller Pkw-Neuzulassungen entspricht. Ein noch deutlicheres Wachstum verzeichneten die Neuzulassungen von Benzin-Hybrid-Autos (66 672; +13 705; +25,9 Prozent; Anteil: 26,3 Prozent), die im Jahresvergleich um ein Viertel zulegten. Einem langjährigen rückläufigen Trend folgend entwickelten sich hingegen die Neuzulassungen von Diesel-Pkw, die auf 44.132 Einheiten kamen (−5,2 %; Anteil: 17,4 %), die Neuzulassungen von Diesel-Hybrid-Pkw (14 346; −273; −1,9 %; Anteil: 5,7 %) gingen ebenfalls zurück. Auch die Neuzulassungen von reinen Elektroautos nahmen im Vorjahr ab. Insgesamt wurden 2024 exakt 44.622 Stromer verkauft, was einem Minus von 6,3 Prozent entspricht. Dennoch lagen sie mit einem Marktanteil von 17,6 Prozent knapp vor den Dieselautos. Hier gab es jedoch unterschiedliche Entwicklungen, wie Brigitte Allex und Peter Laimer erörterten. Während es bei Firmenkunden einen deutlichen Rückgang gab, kauften Private mehr Elektroautos als 2023. Das Minus konnten sie aber nicht komplett ausgleichen. Günter Kerle und Klaus Edelsbrunner sehen den Hauptgrund darin, dass die Elektroauto-Kaufprämie für Unternehmen gestrichen wurde. Weiters habe sich auch die insgesamt angespannte wirtschaftliche Lage, die viele Betriebe zum Sparen zwingt, bemerkbar gemacht.
Insgesamt erreichten alternative Antriebssysteme einen Anteil von 49,5 Prozent und waren somit weiter am Vormarsch. In den vorangegangenen beiden Jahren lag der Anteil neu zugelassener Pkw mit alternativen Antrieben bei 48,2 Prozent (2023) und 41,1 Prozent (2022).
Dominiert wird der heimische Automarkt nach wie vor von Firmenkunden. Denn von allen Pkw-Neuzulassungen entfielen im Jahr 2024 67,7 Prozent auf juristische Personen, Firmen und Gebietskörperschaften und "nur" 32,3 Prozent auf private Fahrzeughalter:innen. Benziner wurden zu 42,5 Prozent und Dieselautos zu 19,4 Prozent von Privatkund:innen neu zugelassen. Unter den alternativ angetriebenen Pkw entfielen 36,5 Prozent der Neuzulassungen von Benzin-Hybrid- und 19,4 Prozent von Diesel-Hybrid-Autos auf Private. Reine Stromer wurden zu 23,5 Prozent von Privaten neu zugelassen, was einem ordentlichen Plus entspricht (2023: 20,6 %).
Die beliebtesten Marken und Modelle
Die wichtigsten Marken auf dem österreichischen Pkw-Markt wurden 2024 weiterhin von der Volkswagen Kernmarke mit einem Anteil von 14,2 Prozent an allen Neuzulassungen angeführt. Dahinter folgen Skoda (10,1 %), BMW (7,5 %) und Audi (6,0 %). Unter den zehn beliebtesten Marken konnte Peugeot (+64,3 %) mit einem Plus von zwei Dritteln im Vergleich zu 2023 am meisten zulegen. Wie im Vorjahr sind die Neuzulassungen bei Toyota (+13,4 %), Dacia (+12,5 %), Skoda (+7,8 %), VW (+7,1 %), BMW (+6,0 %), Seat (+3,0 %) und Mercedes (+0,5 %) gestiegen. Audi konnte das 2023er-Niveau halten, wohingegen die Neuzulassungen bei Hyundai (−8,8 %) rückläufig waren.
Mit einem Marktanteil von 38,5 Prozent haben die Volkswagen Konzernmarken ihre Nummer-1-Position verteidigt. Sie konnten mit 97.604 Neuzulassungen auch stückzahlenmäßig weiter zulegen (+4,6 Prozent).
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Jänner bis Dezember 2024
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Neuzulassungen
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Marktanteil (Prozent)
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Gesamtmarkt
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253.789
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100
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1. VW
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35.977
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14,2
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2. Skoda
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25.529
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10,1
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3. BMW
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19.002
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7,5
|
4. Audi
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15.244
|
6,0
|
5. Seat
|
12.357
|
4,9
|
6. Mercedes
|
12.221
|
4,8
|
7. Hyundai
|
11.369
|
4,5
|
8. Toyota
|
11.131
|
4,4
|
9. Dacia
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10.772
|
4,2
|
10. Peugeot
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7.801
|
3,1
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Betrachtet man nicht den Gesamtmarkt, sondern nur jenen der Privatkund:innen, zeigt sich ein anderes Bild. Hier hatte Skoda die Nase vorn, gefolgt von Dacia und Volkswagen. Dabei zeigt sich, dass die Österreicher:innen beim Autokauf offenbar mehr aufs Börserl schauen und eher zu günstigen Modellen greifen.
Die beliebtesten Modelle
Dieser Trend macht sich auch beim Modellranking bemerkbar. Am Gesamtmarkt konnte der VW Golf in seinem 50. Jubiläumsjahr – nach einigen Jahren Pause – seine jahrzehntelange Spitzenposition zurückerobern. Dahinter landen der Skoda Octavia und das Tesla Model Y am Podium. Somit schaffte es auch ein reines Elektroauto unter die Top 3.
Modelle
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Neuzulassungen
|
Marktanteil (Prozent)
|
1. VW Golf
|
8.670
|
3,4
|
2. Skoda Octavia
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7.876
|
3,1
|
3. Tesla Model Y
|
5.470
|
2,2
|
4. BMW X1
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4.818
|
1,9
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5. Seat Ibiza
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4.809
|
1,9
|
6. Dacia Sandero
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4.542
|
1,8
|
7. VW Tiguan
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4.521
|
1,8
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8. Toyota Yaris
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4.137
|
1,6
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9. Skoda Fabia
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3.882
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1,5
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10. Skoda Karoq
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3.709
|
1,5
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Betrachtet man hier nur den Markt der Privatkund:innen, zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Marken. Hier hatte im Vorjahr nämlich der Dacia Sandero die Nase vorn. Auf den weiteren Podiumsplätzen folgen sein Markenbruder Duster und der Skoda Fabia. Auch das zeigt, dass bei vielen Konsument:innen das Geld für Großanschaffungen aktuell nicht so locker sitzt.
Appell an neue Regierung
Günther Kerle und Klaus Edelsbrunner appellierten in ihren Statements an die neue Regierung, die sich noch in der Entstehungsphase befindet. Beide sprachen von einem "entscheidenden Automobiljahr 2025". Mit Neuzulassungen jenseits der 250.000er-Marke habe sich der Markt im Vergleich zum Vorjahr zwar etwas erholt, man sei aber nach wie vor weit vom Vor-Corona-Niveau entfernt. Dass die Zahl der reinen Stromer im letzten Jahr rückläufig war, bereitet den Branchenvertretern Sorgen. Ein Minus von 6,3 Prozent oder 2.999 Einheiten sei zwar überschaubar, stelle jedoch trotzdem einen Bruch der erwarteten Entwicklung dar, ist man doch von jährlich kontinuierlichen Steigerungen der E-Mobilität ausgegangen.
"Somit sind wir aber auch schon bei der größten Herausforderung der Automobilindustrie für 2025. Um die europäischen CO₂-Flottenziele für 2025 zu erreichen, muss sich der Marktanteil der reinen Elektrofahrzeuge quasi verdoppeln", so Kerle. Für viele europäische Hersteller würden die von der europäischen Politik beschlossenen Flottengrenzwerte für 2025 eine kaum erfüllbare Herausforderung darstellen, es würden massive Strafzahlungen drohen, auch die Zulieferindustrie wäre massiv gefährdet. In Österreich müsste der CO₂-Ausstoß aller angemeldeten Neufahrzeuge Kerle zufolge um elf Prozent sinken, um die von der EU vorgegebenen Ziele zu erreichen.
Auch für die österreichischen Fahrzeughändler sei die Situation herausfordernd, führte Edelsbrunner aus, "die wirtschaftlichen Herausforderungen wie Teuerung belasten zusätzlich und die Insolvenzzahlen steigen. In dieser angespannten Situation ist die Unterstützung seitens der Politik entscheidend. Nur so kann die Branche gestärkt durch die kommenden Herausforderungen navigieren." Mit einem Anstieg der Insolvenzen in Österreich von 14 Prozent (Handel, Instandhaltung u. Reparatur von Kfz) bewege sich die Branche in eine gefährliche Lage, die eine koordinierte und entschlossene Antwort erfordere. "Wir stehen vor der dringenden Aufgabe, die wirtschaftliche Basis des Fahrzeughandels zu sichern. Es ist daher entscheidend, sich zunächst primär auf das Überleben der österreichischen Händler:innen zu konzentrieren, anstatt zusätzliche Vorgaben und Richtlinien von Geschäftspartnern zu implementieren, die die ohnehin schon schwierigen Rahmenbedingungen weiter verschärfen", so Edelsbrunner.
Zwar stehe es außer Frage, dass die Zukunft bei den Pkw – zumindest in Europa – elektrisch sein werde – alle Automobilhersteller hätten bereits Milliarden in die Elektromobilität investiert, doch würden die letzten Jahre zeigen, dass die zeitlichen Annahmen zu optimistisch waren und die Transformation mehr Zeit als angenommen benötigt. "Mehr Zeit braucht auch der notwendige Ausbau der Infrastruktur und die Bevölkerung an sich, um die Elektromobilität als Mobilität der Zukunft wahrzunehmen", so Kerle und Edelsbrunner unisono. Deshalb sei es dringend notwendig, dass eine neue Bundesregierung, die Transformation zur Elektromobilität weiter fördere.
Gefordert wird die Beibehaltung der Vorsteuerabzugsmöglichkeit und des Sachbezugs für rein elektrische Firmenfahrzeuge. Zudem sollte die sogenannte "Luxustangente" für Firmenfahrzeuge, die seit 2004 nicht mehr angepasst wurde, fallen bzw. erhöht werden. Aktuell können Neuwagenpreise nur bis 40.000 Euro abgeschrieben werden. E-Autos mit großer Reichweite kosten aktuell jedoch deutlich mehr. Eine weitere Forderung lautet, dass die Ankaufsförderung für Elektroautos für Privatkund:innen beibehalten werden soll. Gleichzeitig sollte die für Firmenautos wieder eingeführt werden. Dies würde laut Kerle nur einen Mini-Teil des Gesamtbudgets ausmachen, wäre für die Händler:innen und Importeure jedoch von immenser Bedeutung. Sollte die FPÖ-ÖVP-Regierung zustande kommen, sieht es für diese Forderung jedoch nicht allzu gut aus. Dem Vernehmen nach wollen die Parteien im Rahmen der drastischen Budgetkonsolidierung u.a. bei Klimaförderungen massiv kürzen. Last but not least gab es noch einen Ruf nach einem massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur und transparenten Abrechnungssystemen. Letztere müssten gesetzlich so geregelt werden, dass es eine ähnliche Transparenz wie an herkömmlichen Tankstellen gibt. Nur so könnte eine Verunsicherung von potenziellen E-Auto-Käufer:innen aus dem Weg geschafft werden.
Eine Abkehr von den derzeitigen Förderungen wäre einer Absage an die E-Mobilität gleichzusetzen und würde die von der europäischen Politik vorgegebenen CO₂-Ziele komplett konterkarieren, so Kerle und Edelsbrunner.
Ausblick
Abschließend gab es von den Branchenvertretern noch einen Ausblick. 2025 werde demnach ein spannendes Autojahr, da man neben Herausforderungen wie den strengen CO₂-Flottenzielen auch mit einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld rechnet. Der Automarkt in diesem Jahr werde aber getrieben insbesondere durch viele neue Modelle, die in den nächsten Monaten auf den Markt kommen, sowie von einer offensiven Preispolitik seitens der Hersteller. "Deshalb rechnen wir mit einem leicht steigenden Gesamtmarkt – vorausgesetzt, dass die Maßnahmen einer neuen Bundesregierung den Automarkt nicht negativ beeinflussen", so der Sprecher der österreichischen Automobilimporteure.
LEADERSNET war bei der Pressekonferenz. Fotos sehen Sie in unserer Galerie.
www.automobilimporteure.at
www.statistik.at
www.wko.at/fahrzeughandel
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