Die KIM-VO (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung), die strenge Regeln für die Vergabe von Wohnkrediten vorgegeben hat, wurde im August 2022 erlassen und war zum Schutz vor Überlastung und (Privat-)Insolvenz gedacht. 20 Prozent Eigenkapital waren Pflicht, und der Prozentsatz des Familieneinkommens, der für eine Kredittilgung aufgewendet werden durfte, war ebenfalls reglementiert.
Das sorgte nicht nur für weniger Vertragsabschlüsse in der Kreditwirtschaft, sondern machte sich auch in vielen anderen Branchen bemerkbar. Nun hat das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) aber entschieden, die KIM-Verordnung auslaufen zu lassen und nicht zu verlängern. Damit hat sich der Einsatz der zahlreichen Gegner, die sich für die Lockerung der strengen Vorgaben eingesetzt haben, ausgezahlt.
"Bedeutender Erfolg"
Auf Basis der aktuellen Situation sieht das Finanzmarktstabilitätsgremium keine systemischen Risiken für den Bankensektor. Die KIM-VO sei effektiv gewesen, der Anteil der ausgefallenen Wohnkredite habe sich stärker reduziert, als es ohne die Verordnung der Fall gewesen wäre, so das Gremium am Montag. Freude herrschte in vielen Branchen.
Mit 30. Juni wird die Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM) auslaufen. "Das ist ein bedeutender Erfolg für die niederösterreichische Wirtschaft. Diese Entscheidung ermöglicht wichtige Investitionen, treibt Projekte voran und stärkt den Standort Niederösterreich nachhaltig", sagte WBNÖ Landesgruppenobmann WKNÖ Präsident Wolfgang Ecker.
Wichtiger Schritt für heimische Wirtschaft
Seit ihrer Einführung habe die KIM-Verordnung Finanzierungen stark eingeschränkt und damit nicht nur den Wohnbau, sondern auch die gesamte Bauwirtschaft erheblich gebremst. "Unser konsequenter Einsatz hat sich ausgezahlt, die Lockerung bedeutet einen Aufschwung für die Bau- und Immobilienwirtschaft, die als Motor für Wachstum und Innovation unverzichtbar ist", so Ecker weiter.
WBNÖ Direktor Abg. z. NR Harald Servus sieht in dieser Entscheidung einen sehr wichtigen Schritt für die heimische Wirtschaft. "Dieser neue Turbo für die Bau- und Immobilienbranche sowie für die Banken und das Baunebengewerbe schafft dringend benötigte Perspektiven für Unternehmen, Arbeitnehmer:innen und zukünftige Häuslbauer. Gleichzeitig ermöglicht sie die Umsetzung von Projekten, die bisher blockiert waren. Das stärkt nicht nur die betreffenden Branchen, sondern auch die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts", so Servus.
Großes Hindernis aus dem Weg geräumt
Auch Experten der WKNÖ sehen die Verordnung mit Skepsis. "Dass die Verordnung mit 30. Juni 2025 nun ausläuft, war überfällig und ist für die gesamte Bauwirtschaft eine Riesenerleichterung", so WKNÖ-Landesinnungsmeister Bau Günther Lehner.
Die Nachfrage nach Eigentum hatte zu Gunsten von Mietobjekten durch die Verordnung stark nachgelassen, so WKNÖ-Obmann der Fachgruppe der Finanzdienstleister Michael Holzer. "Das war deutlich zu spüren, aber ohne die Verordnung kann sich der Markt in einem halben Jahr dann wieder erholen", betont Holzer und fügt hinzu: "das haben wir schon lange gefordert und ist nun endlich im Sinne unserer Mitglieder und deren Kund:innen Realität geworden - vor allem die regionalen Betriebe haben jetzt wieder eine Perspektive, wie sie aus der Krise kommen."
Als "wichtigen Erfolg" bezeichnet auch Fachgruppenobmann Johannes Wild (Immobilien- und Vermögenstreuhänder) die Ankündigung: "Das zeigt, dass wir mit konstruktiver Kritik etwas gemeinsam erreichen können. Die überzogenen Richtlinien bei der Kreditvergabe für den Immobilienkauf haben den Eigentumserwerb in Österreich massiv behindert und den Immobilienmarkt ordentlich zum Schwanken gebracht – nun muss es aber weitergehen, daher setzen wir jetzt auf zusätzliche Maßnahmen für einen stabilen Immobilienmarkt und eine stabile Immobilienbranche", so Wild.
"Verordnung ist sinnvoll"
Während die "KIM-Verordnung" von einigen Seiten also kritisiert wurde, wie auch von der Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (VÖPE): "Beharrlichkeit zahlt sich im wahrsten Sinne des Wortes aus. Das sind wirklich gute Nachrichten für die Bauwirtschaft und die Immobilienkäufer", so VÖPE-Präsident Andreas Köttl, erachtet die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) die Verordnung weiterhin als äußerst sinnvoll. Die aufsichtlichen Maßnahmen für die Wohnimmobilienkreditvergabe in Österreich seien effektiv und hätten die Finanzstabilität gestärkt, hieß es im kürzlich veröffentlichten Financial Stability Report (LEADERSNET berichtete). Laut der Nationalbank lag im ersten Halbjahr 2024 der Anteil nachhaltiger Neukredite in diesem Marktsegment über 80 Prozent und der Anteil notleidender Kredite blieb gering. Gleichzeitig hätten fast zwei Drittel der Banken, das ihnen zur Verfügung stehende Ausnahmekontingent nicht einmal zur Hälfte ausgenutzt. Auch die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat sich zuletzt für die KIM-Verordnung starkgemacht und sah sie ebenfalls als sinnvoll.
www.wbnoe.at
www.wko.at/noe
www.oenb.at
www.fmsg.at
www.fma.gv.at
www.voepe.at
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