Die letzten zwei Jahre haben den Immobilienmarkt auf eine harte Probe gestellt: Strengere Kreditvergaberichtlinien, steigende Kreditzinsen, hohe Baukosten und die anhaltende Inflation haben nicht nur die Planungssicherheit erschüttert, sondern auch die Frage aufgeworfen, wie sich Kaufpreise und Leistbarkeit wohl in Zukunft entwickeln werden. Dementsprechend waren deutlich weniger Menschen daran interessiert, eine Immobilie zu kaufen, und entschieden sich eher für Mietwohnungen. Eine positive Wende brachte dann das vergangene Jahr, wo eine Befreiung von Grundbuch- und Pfandeintragungsgebühr bis zu 11.500 Euro bei privaten Immobilienkäufen, sinkende Zinsen ab dem zweiten Halbjahr und zuletzt die Ankündigung, dass die KIM-Verordnung Mitte 2025 auslaufen wird, bei vielen für Erleichterung sorgten, sodass der Traum vom Eigenheim wieder aktiver verfolgt wird.
Aktuell guter Zeitpunkt für Immobilienkauf
Generell sei der Zeitpunkt für die Immobiliensuche aufgrund der aktuell großen Auswahl gut, hält das Immobilienvermittlungsunternehmen s Real fest. Demnach sei nicht nur der Verhandlungsspielraum bei den Verkäufer:innen besser als in der Vergangenheit, auch hätten Kund:innen genügend Zeit, sich ihre Investitionen in Ruhe zu überlegen und die Finanzierung abzuklären. Allerdings gibt das Unternehmen in Sachen Neubauten zu bedenken, dass bis 2026 mit einem Rückgang der Fertigstellungen von über 50 Prozent zu rechnen ist.
Somit wird das Angebot an Neubauten langsam schrumpfen, jedoch ist die Nachfrage nach gebrauchten Immobilien in Österreich ohnehin hoch, wie eine aktuelle repräsentative Umfrage von TQS Research & Consulting in Auftrag von s Real Immobilien zeigt. Demnach ist der Wunsch nach einem Erstbezug nur für 27 Prozent der Österreicher:innen entscheidend bei der Wahl einer Immobilien. Zentral ist der Faktor Leistbarkeit, der hierzulande auf Platz eins landet und für 95 Prozent "sehr" oder "eher" ausschlaggebend ist. Deutlich weniger Bedeutung finden hingegen die Faktoren Wertentwicklung und Nachhaltigkeit, die aber dennoch für 60 Prozent "sehr" oder "eher" wichtig sind.
"Wir sehen ein stärkeres Preisbewusstsein, gepaart mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit. Die Wohnbauproduktion ist weiterhin rückläufig. Daher ist jetzt ein ausgezeichneter Zeitpunkt für einen Immobilienkauf, da es noch viel Angebot am Markt gibt", sagt s Real Geschäftsführerin Martina Hirsch.
Grätzelstruktur entscheidendes Merkmal in Wien
Im Wien könne man nach Auslaufen der KIM-Verordnung mit einer verstärkten Nachfrage nach Wohnimmobilien ab dem Sommer rechnen, was sich in einer Steigerung der Kaufpreise niederschlagen könnte, prognostiziert Nino Lutz, Prokurist der s Real und Leiter des Bereichs Wohnimmobilien Wien und Niederösterreich Ost. Dementsprechend sei die erste Jahreshälfte ein guter Zeitpunkt für eine Wohnungssuche, allerdings sollten dafür alle persönlichen finanziellen Rahmenbedingungen abgeklärt werden. Bei der Wahl einer Immobilie spielt – neben der Toplage in den inneren Bezirken – auch eine gewisse Grätzelstruktur mit guter Infrastruktur und Nahversorgung eine immer wichtigere Rolle, erklärt Lutz.
Hervorzuheben ist außerdem, dass in Wien das Interesse an Vorsorgewohnungen im letzten halben Jahr zugenommen hat, was bedeutet, dass Investor:innen verstärkt Wert auf langfristige Renditen legen. Überdies lassen die rückläufigen Fertigstellungszahlen eine zunehmende Wohnraumknappheit erwarten, was zu einer hohen Vermietungsquote führen dürfte. Besonders im Wiener Raum gewinnen Rendite und Wertsteigerung an Bedeutung, wie über 60 Prozent der Befragten betonen.
Verstärktes Bewusstsein für Risikozonen in Niederösterreich
"Den niederösterreichischen Immobilienmarkt konnte man trotz erschwerter Rahmenbedingungen 2024 als lebhaft bezeichnen", meint Martina Gruber, Leitung Region Niederösterreich Mitte und Niederösterreich Nord. So sind die Preise in den ländlichen Regionen weiterhin vergleichsweise leistbar und besonders Einfamilienhäuser bis zu etwa 350.000 Euro sind nach wie vor gefragt, während sich die Verkäufe von Wohnungen und Grundstücken reduzierten. Im Fokus steht auch hier die Leistbarkeit. Für das heurige sowie das nächste Jahr ist in Niederösterreich ebenso wie in anderen Bundesländern mit Wohnraumknappheit zu rechnen.
"Was in letzter Zeit spürbar war, sind die Auswirkungen der Hochwasserereignisse vom letzten September. Es herrscht ein verstärktes Bewusstsein für Risikozonen", so Gruber und betont, dass sich auch dieser Faktor stark auf die Suche und Auswahl von Wohnimmobilien niederschlägt.
Preisrückgang bei Immobilien im Burgenland
Vergleichsweise gut gewährleistet ist die Leistbarkeit im Burgenland, weswegen der Käufermarkt dominiert, die Preise attraktiv sind und die Auswahl groß ist. Dennoch ist weiterhin ein deutliches Preisgefälle zwischen dem Norden und dem Süden spürbar. Laut der s Real Umfrage zeigt die einheimische Bevölkerung eine klare Tendenz hin zu gebrauchten Immobilien – von allen Bundesländern wird hier am wenigsten Wert auf Neubau oder Erstbezug gelegt. Dagegen sind Nachhaltigkeit und Energieeffizienz entscheidende Kriterien, was etwa durch umfassende Sanierungsmaßnahmen erreicht werden kann. Generell stehen für die Burgenländer:innen langfristige Kosten einer Immobilie an oberster Stelle.
Für 2025 wird prognostiziert, dass die Entwicklung der Zinsen sowie die gesunkene Inflation voraussichtlich für mehr Stabilität sorgen und den Markt beleben könnten, wie Bernhard Klikovits, Leitung Region Burgenland und Niederösterreich Süd, anführt: "Nach einem Rückgang der Preise hat sich der Markt im Burgenland stabilisiert. Wer Immobilien sucht, der sollte jetzt kaufen."
www.sreal.at
Kommentar schreiben