ImmQu, der Verein zur Förderung der Qualität in der Immobilienwirtschaft, hat erneut die besten Absolvent:innen der Immobilienstudiengänge gewürdigt. LEADERSNET Immobilien rückt diese Talente und ihre Masterarbeiten ins Zentrum der Aufmerksamkeit und stellt in den kommenden Ausgaben die herausragendsten Arbeiten der führenden Hochschulen und Fachhochschulen vor – kompakt und praxisorientiert aufbereitet. Mit diesem Engagement zeigt LEADERSNET Immobilien seine enge Verbundenheit mit der akademischen Ausbildung und unterstützt wegweisende Impulse für die Zukunft der Immobilienbranche.
Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat Elena Berwanger, Absolventin der FHWien der WKW, die Umsetzbarkeit der EU-Taxonomie-Verordnung in der Projektentwicklung von gehobenen Hotelimmobilien (ab 4* Superior) aus der Sichtweise von Hoteleigentümer:innen, Hotelbetreiber:innen und Hospitalityberater:innen analysiert.
Im Juni 2020 wurde die EU-Taxonomie-Verordnung mit dem Ziel beschlossen, EU-weit ein einheitliches Verständnis bezüglich nachhaltiger Wirtschaftsaktivitäten zu schaffen. Mit einem Anteil von 16 Prozent aller Nicht-Wohngebäude in Österreich trifft die Hotellerie mit ihrem Gebäudebestand entlang der gesamten Wertschöpfungskette eine wesentliche Verantwortung: Sie trägt unter anderem zur Erschöpfung natürlicher Ressourcen sowie anderer Aspekte bei, welche die Erreichung der gemäß EU-Taxonomie-Verordnung definierten Umweltziele beeinträchtigen können. Das macht es für die österreichische Hotelimmobilienbranche unerlässlich, sich für die Umsetzung dieser Nachhaltigkeitsziele einzusetzen.
Unterschiedliche Anspruchsgruppen
Im Fokus der Arbeit von Perwanger steht die Analyse der besonderen Auswirkungen und Herausforderungen, die bei der Entwicklung EU-Taxonomie-konformer Hotelimmobilien auftreten. Dabei werden die Sichtweisen von Expert:innen unterschiedlicher Anspruchsgruppen (Hoteleigentümer:innen, Hotelbetreiber:innen, Hospitalityberater:innen) beleuchtet und verglichen. Zur Beantwortung der Forschungsfrage "Welche Auswirkungen und Herausforderungen ergeben sich bei der Entwicklung EU-Taxonomie-konformer Hotelimmobilien im gehobenen Hotelsegment ab einer Klassifizierung von 4* Superior in Österreich?" erfolgte zunächst eine detaillierte Auseinandersetzung mit aktueller Literatur, unter anderem zur EU-Taxonomie-Verordnung und diesbezüglichen Stellungnahmen branchenrelevanter Unternehmen.
Die empirische Datenerhebung und Auswertung erfolgte dann durch die qualitative Inhaltsanalyse von Interviews mit Expert:innen diverser Stakeholdergruppen. Aus den Ergebnissen geht hervor, dass insbesondere Hoteleigentümer:innen und Hospitalityberater:innen mit zunehmendem Druck von Banken, Investor:innen und Gästen rechnen, der somit EU-Taxonomie-konformen Hotelimmobilien einen Marktvorteil verschafft. Gleichzeitig fürchten Hotelbetreiber:innen durch die im Vergleich zu anderen Teilen der Welt sehr strengen Vorgaben der EU-Taxonomie-Verordnung eine Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit am internationalen Markt. Eine weitere große Hürde sehen Betreiber:innen auch in der Vereinbarkeit der EU-Taxonomie-Verordnung mit den Standards internationaler Hotelketten und den Erwartungen des anspruchsvollen Gästeklientels. Im Gegensatz dazu stehen Hoteleigentümer:innen vor allem möglichen Mehrkosten durch Anpassungsmaßnahmen bzw. deren Wirtschaftlichkeit im Verhältnis zu den erwarteten Mehrerlösen sehr kritisch gegenüber.
Zusammenarbeit aller Stakeholder:innen
In einem wichtigen Punkt sind sich jedoch alle Befragten einig – die EU-Taxonomie-Verordnung hat bereits jetzt ein Umdenken bewirkt, sodass sowohl Hoteleigentümer:innen als auch Hotelbetreiber:innen ihre Unternehmensstrategien verstärkt in Richtung Nachhaltigkeit ausrichten. Dabei gewinnt die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit aller Stakeholder:innen der Hotelimmobilienbranche zunehmend an Bedeutung, um eine Anpassung an die EU-Taxonomie-Verordnung entlang des gesamten Entwicklungsprozesses und darüber hinaus auch im Betrieb und der Verwertung von Hotelimmobilien zu erzielen.