Anton Benya, der 1912 in Wien geboren wurde, war eine prägende Figur der österreichischen Gewerkschaftsbewegung. Anlässlich des 60. Geburtstags Benyas wurde die gleichnamige Stiftung 1972 gegründet. Ziel ist es seitdem, Persönlichkeiten und Projekte auszuzeichnen, die sich in besonderem Ausmaß um die Facharbeit verdient gemacht haben.
Am 8. Oktober war es schließlich wieder so weit. Heuer erhielten 27 Einzelpersonen für ihre Initiativen und Projekte den Anton-Benya-Preis. Verliehen wurde die Auszeichnung im Rahmen einer feierlichen Gala-Veranstaltung im Wiener Rathaus. TV-Moderatorin Sylvia Saringer und Entertainer Herrn Hermes führten durch das Event, das ein starkes Zeichen für Frauen in traditionell männlich dominierten Berufen setzte.
Sichtbarkeit von Frauen in männerdominierten Berufen
Ein besonderes Thema waren Frauen in der Technik. Martina Fürpass, Geschäftsführerin der Non-Profit-Organisation "sprungbrett", war heuer Gastrednerin. Ihre Organisation setzt sich leidenschaftlich für die Förderung junger Frauen in Karrieren abseits traditioneller Geschlechterrollen ein.
"Der Anton-Benya-Preis zeigt, wie wichtig Facharbeit für eine gerechte und faire Gesellschaft ist. Bei sprungbrett setzen wir uns dafür ein, dass junge Frauen ihr Potenzial in Berufen wie Technologie und Ingenieurwesen voll ausschöpfen können", erklärt Fürpass.
Vielseitige Denker
Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war die Rede von Fahim Amir, Kulturwissenschaftler, Autor und Philosoph. Amir, der Gesellschaft, Kunst und Urbanismus vereint, beleuchtete die essenzielle Bedeutung geschickter Hände und kreativer Ideen in einer technikgetriebenen Welt. "Der Anton-Benya-Preis ist mehr als nur eine Feier der Handarbeit; er würdigt die Schlüsselrolle, die Facharbeit bei der Gestaltung unserer Zukunft spielt", so Amir.
Die Preisträger:innen 2024
27 Einzelpersonen wurden heuer ausgezeichnet. Dazu zählen auch die Initiative "Frauen in traditionellen Bauberufen" der Porr Tirol für ihr Engagement im Hinblick auf Geschlechtervielfalt in der Bauindustrie. Seit 2016 hat Porr Tirol zahlreiche Frauen in Berufen wie Mauerhandwerk und Tiefbau ausgebildet und beschäftigt.
"Unternehmen wie Porr machen es vor, wie typische Männerbranchen für Frauen interessant werden. Nämlich indem man auf Frauen zugeht. Es wurde längst erkannt, dass der Fachkräftemangel allein mit den Männern nicht zu lösen ist", sagt Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende, die die Preise an die Preisträger:innen übergab. "Wir müssen endlich aufhören, in Frauen- und Männerbranchen zu denken, sondern in Talent und Leidenschaft für eine Arbeit, und das Interesse an MINT bereits im Kindesalter fördern."
Ein weiteres Beispiel ist die Wintersteller Kaserne in St. Johann in Tirol. Sie wurde für ihre exzellenten Ausbildungsprogramme in Tischlerei und Logistik geehrt – besonders für ihren Erfolg bei der Ausbildung und Bindung weiblicher Lehrlinge. Seit 1984 haben hier 48 Lehrlinge ihren Weg gefunden, viele von ihnen in Führungspositionen innerhalb der Organisation.
Ebenfalls geehrt wurde die ÖBB-Lehrwerkstätte Wien. Diese Lehrwerkstätte bildet aktuell 730 Lehrlinge in den Lehrberufen aus. Hier ist es ein besonderes Anliegen, Frauen für die Ausbildung in technischen Lehrberufen zu gewinnen. Mit derzeit 20 Prozent weiblichen Lehrlingen in technischen Lehrberufen ist die Lehrwerkstätte Wien ein erfolgreiches Beispiel für die Förderung von weiblichen Fachkräften der Zukunft. Über die fachliche Ausbildung hinaus wurde in der Einrichtung eine sozialpädagogische Betreuung für männliche und weibliche Lehrlinge etabliert. "Die Kolleg:innen haben mit ihrem unermüdlichen Einsatz unter anderem zur Modernisierung der Lehrausbildung beigetragen", so Korinna Schumann.
Alle Gewinner:innen sehen Sie in der Infobox. Außerdem können Sie sich hier ein Bild von der Preisverleihung machen.
www.oegb.at
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