Zum bereits 31. Mal verstehen sich die heurigen Österreichischen Medientage, die am 25. und 26. September 2024 im Erste Campus Wien stattfinden, als impulsgebendes Event für neue Strategien und Ansätze, sowie als Plattform zum Austausch und der Netzwerkerweiterung für Vertreter:innen der Kommunikationsbranche. Das Who is Who der österreichischen Medien, aber auch der Politik und Wirtschaft versammelt sich alljährlich bei dem vom Horizont veranstalteten Kongress, um sich von den internationalen Speaker:innen inspirieren zu lassen.
Pre-Opening mit 120 Gästen
Bereits am Dienstag, dem 24. September, lud die FG Werbung und Marktkommunikation namhafte Gäste zum Pre-Opening im Park Kitchen des Erste Campus. Unter den 120 hochkarätigen Gästen befanden sich unter anderem der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig sowie WKW-Präsident Walter Ruck.
Nach diesem gelungenen Auftakt ging es am Mittwoch Früh dann so richtig los: Am ersten Tag des zweitägigen Kongresses sprachen unter anderem Franz Vranitzky, Gerhard Zeiler, Frederik Pleitgen und Paul Ronzheimer.
Berichte von der Front
CNN-Korrespondent Frederik Pleitgen läutete die erste Debatte mit der ernüchternden Einschätzung ein, dass die Arbeit für Journalist:innen immer gefährlicher werde, "weil die Mittel immer gefährlicher werden". Live aus der Ukraine zugeschaltet, diskutierte er mit Tim Cupal (ORF), Paul Ronzheimer (Bild-Zeitung) und Anna Schneider (Welt) in einer von ORF-Moderatorin Gaby Konrad geleiteten Debatte über aktuelle Krisen und die internationale Medienlandschaft.
Laut Ronzheimer seien Medien auf die "großartigen Kolleg:innen" vor Ort angewiesen, die für Berichte aus erster Hand tagtäglich ihr Leben riskieren. Die Ukraine sei dabei aber gefährlicher als andere Kriegsschauplätze, zieht Pleitgen den Vergleich zu seinen bisherigen Einsatzorten. "Was uns hilft, zu überleben, ist meistens nicht eine schusssichere Weste oder ein gepanzertes Fahrzeug, sondern Wissen", erklärt der CNN-Korrespondent und meint, dass er in den vergangenen Jahren schon mehrmals kurz davor war, "erledigt zu werden".
Die Welt im Wandel
Als darauffolgenden Programmpunkt standen der ehemalige Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) und Gerhard Zeiler, Chairman bei Warner Bros. Discovery International, der Moderatorin Corinna Milborn (ProSiebenSat.1 Puls4) Frage und Antwort zum Thema "die Welt im Wandel". Hauptaspekt der Diskussion war der zunehmende Rechtsruck in Europa, das Vranitzky als "unaufgeräumte Großbaustelle" bezeichnete. Er appellierte, dass man sich jeden Tag aufs neue um Demokratie kümmern müsse und forderte von den Parteien: "Mehr Pragmatismus. Weniger Ideologie!"
Mehr Mut, um destruktive gesellschaftliche Strömungen zu bekämpfen, forderte auch Start-up-Mentorin und Bestseller-Autorin Verena Pausder in ihrer anschließenden Keynote. Ihr zufolge würde die unternehmerische Bildung in Österreich stark hinterherhinken, weswegen sie für dringend notwendigen Aufholbedarf eintritt.
Wirtschaftsstandort Wien im Fokus
Ein Highlight am ersten Vormittag der Österreichischen Medientage stellte zudem der große Wirtschaftsgipfel dar, bei dem Patricia Neumann (CEO von Siemens Österreich), Antonella Mei-Pochtler (Executive Vice Chairwoman und Managing Director bei Pochtler Industrieholding), Peter Hanke (Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales) und Julian Jäger (Joint CEO and COO vom Flughafen Wien) über die aktuelle Konjunkturflaute, Inflationskrampf und die Standortfrage debattierten.
Laut Neumann würde der Wettbewerbsdruck steigen, und Mei-Pochtler merkt an, dass eine "relativ schlechte Konsumentenstimmung und eine politische Unsicherheit" dafür sorgen würden, Wien als Produktionsstandort unattraktiv zu machen. Hanke widerspricht und schreibt Wien "starke Ambitionen" zu, etwa aufgrund von Erfolgen in den Bereichen Ausbildung, Universität und Lifescience. Er ergänzt: "Es braucht auch Anstrengungen, um das Marketing für den Standort Wien zu stärken". Nur zu sagen, dass Wien die lebenswerteste Stadt der Welt sei, ist in seinem Ermessen zu wenig. Ein gemischtes Bild tut sich für den Flughafen Wien auf, wie Jäger anmerkt: Zwar würden die Passagierzahlen explodieren, allerdings habe der Standort Wien durch die hohe Inflation an Wettbewerbsfähigkeit verloren.
Von Live-Events bis eSports
Nach der Mittagspause trat Erwin van Lambaart von den Österreichischen Lotterien auf die Bühne und sprach in seinem Impulsvortrag über die Kombination von digitalen Elementen mit authentischen Live-Erlebnissen. Sein Fazit: "Das Live-Erlebnis wird immer da sein."
Daraufhin diskutierten Marco Harfmann (A1) und Stephan Tschany (Decamp Productions) unter der Leitung von Moderatorin Kathi Wörndl über das Potenzial von ausgeklügelten Marketingstrategien im Bereich des eSports. "Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler", betont Hoffmann und meint damit, dass die junge Zielgruppe mit authentischen Inhalten gewonnen werden müsse - und zwar direkt dort, wo sie sich auch aufhalte.
ServusTV lanciert ersten rein digitalen Sportsender
Im Anschluss behandelte eine Talk-Runde, geleitet von APA-Chefredakteurin Maria Scholl, das Thema Nachhaltigkeit. Auf dem Podium: Fiskalrats-Präsident Christoph Badelt, Elisabeth Mayerhofer (Gründerin & Geschäftsführerin des What's Next Institute), Gerhard Christiner (Technischer Vorstand bei Austrian Power Grid / APG) und Angelika Sery-Froschauer (Obfrau Bundessparte Information+Consulting bei der WKÖ). So ging etwa Christiner hart mit der heimischen Politik und Wirtschaft ins Gericht und kritisierte, dass Ziele zwar "kommuniziert und abgefeiert" werden, es aber an den nötigen Rahmenbedingungen fehle.
Über die Zukunft, allerdings im Sinne der Bereiche Medien und Kommerzialisierung, sprachen auch Michael Radelsberger (Sky), Oliver Böhm (ORF Enterprise), Andreas Martin (Porsche Media & Creative), Karin Seywald-Czihak (ÖBB Werbung) und David Morgenbesser (Red Bull Media House) mit Ursula Arnold (Mindshare). Morgenbesser kündigte im Rahmen der Diskussion an, dass ServusTV im kommenden Jahr den ersten rein digitalen Sportsender des Landes an den Markt bringen werde.
Zu dieser Innovation passend, forderte Matthias Spaetgens (Scholz & Friends) in seiner Keynote mehr Mut für Neues in der Kommunikation. Man müsse vor allem den Nachwuchs fördern und ihm Vertrauen entgegenbringen, damit neue Ideen entstehen können.
Der Wandel der Werbung
Im weiteren Verlauf des Programms sprach Moderator Gregor Schütze (Schütze Public Results GmbH) mit Andrea Malgara (Mediaplus), Peter Hrubi (Google), Barbara Klinser-Kammerzelt (Magenta), Jürgen Bauer (Fachgruppe Werbung), Rainer Will (Handelsverband) und Josef Almer (Goldbach) im Paneltalk über die künftigen Entwicklungen von Werbung und Vermarktung. Obwohl jeder von ihnen unterschiedliche Aspekte in die Diskussion einbrachte, herrschte Einstimmigkeit darüber, dass Bewegtbild und datengetriebene Personalisierung eine zunehmend größere Rolle in der Mediaplanung spielen.
Weiters befragte Moderatorin Silvia Grünberger ein Panel, bestehend aus Bernhard Albrecht (P7S1P4-Gruppe), Ute Stadlbauer (AWS), Harald Kräuter (ORF), Clemens Pig (APA), Oliver Vesper (RTL AdAlliance) und Sandra Gruner (R9) zum Thema, ob und wie sich in Österreich in der Zeit der Plattform-Ökonomien auch weiterhin erfolgreiche Geschäftsmodelle an den Markt bringen lassen. Albrecht meinte, dass der Schlüssel zum Erfolg hierbei Kooperation sei, wobei ihm alle Teilnehmenden zustimmten. Zudem kündigte er an, dass mit der Einführung des APA Media Key auf den Plattformen der P7S1P4-Gruppe 2025 nächste Schritte gesetzt werden sollen.
RTR-Wissenschaftspreis
Erstmals verlieh die RTR in diesem Jahr den Wissenschaftspreis für Medienwandel und Transformation. Dafür stellten sich zehn Master- und Bachelorabsolvent:innen der Jury, bestehend aus Mario Frühauf (Geschäftsführer kronehit), Elisabeth Hödl (Praxisprofessorin für IT-Recht bei der KFU-Graz) und Julia Wippersberg (Geschäftsführerin APA-OTS Originaltext-Service). Innerhalb von zwei Minuten sollten sie ihre Abschlussarbeiten pitchen. In der Sparte Masterarbeiten gelang Viktoria Feichtinger mit ihrer Arbeit "Die digitale Transformation österreichischer Tageszeitungen: Digitale Geschäftsmodelle der vier auflagenstärksten Zeitungen im Vergleich" der Sieg, und unter den Bachelorarbeiten sicherte sich Elisa Zhu mit ihrer Arbeit "Welchen Einfluss hat die Kennzeichnung 'KI-generiert' auf die Beurteilung der Kreativität von statischen Werbesujets?" den Preis.
Servus am Abend
Wie jedes Jahr lud ServusTV unter dem Motto "Servus am Abend" zum exklusiven Branchenabend im Rahmen der 31. Österreichischen Medientage. Nach inspirierenden Vorträgen und Diskussionen konnte Sender-Chef Ferdinand Wegscheider zahlreiche Gäste aus der Medienbranche im Park Kitchen des Erste Campus begrüßen.
Fotos von ersten Tag der Österreichischen Medientage und vom ServusTV Abend finden Sie hier und hier.
www.medientage.at
www.horizont.at
www.servustv.com