AKV Insolvenzstatistik 1. Halbjahr 2024
Bei uns gibt es so viele Firmenpleiten wie lange nicht

| Redaktion 
| 15.07.2024

Für die zahlreichen Pleiten gibt es gleich mehrere Gründe, die alle mit den derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zusammenhängen. Bei der Anzahl der Insolvenzen im ersten Halbjahr 2024 handelt es sich um einen Höchstwert der letzten 15 Jahre.

Ein Mix aus einer Rekord-Inflation mit gestiegenen Energiepreisen und Kreditzinsen, aus einem schrumpfenden Wirtschaftswachstum, aus einer gestiegenen Arbeitslosigkeit bei einem jedoch gleichzeitig anhaltenden Personalmangel, aus einer gedämpften Kreditnachfrage führte laut dem AKV zu einem dramatischen Anstieg der Firmeninsolvenzen. Die eröffneten Verfahren liegen um 15,96 Prozent über dem Vorjahresniveau.

Passiva versechsfacht

Die Passiva haben sich gegenüber 2023 von 2,29 auf 13,97 Milliaden Euro mehr als versechsfacht (+509,7 Prozent). Zu beachten gilt hier allerdings, dass auf die sieben im Jahr 2023 in Österreich eröffneten Insolvenzen aus dem Signa-Konzern alleine 10,44 Milliarden Euro entfallen.

Aber auch die Anzahl der gefährdeten Arbeitsplätze ist von 11.929 im Jahr 2023 um 54,53 Prozent auf 18.434 gefährdete Arbeitsplätze gestiegen.

Über dem Wert vor der Covid-Pandemie

Die eröffneten Firmeninsolvenzen liegen nicht nur um 15,96 Prozent über dem Vorjahreswert, sondern auch über den Werten vor der Covid-Pandemie, und zwar um +10,48 Prozent über den 3.045 eröffneten Firmeninsolvenzen im Jahr 2019 und um 12,85 Prozent über den 2.981 eröffneten Firmeninsolvenzen im Jahr 2018. In sämtlichen Bundesländern haben die eröffneten Firmeninsolvenzen zugenommen. Die größte Zuwachsrate verzeichnet das Burgenland (+26,97 Prozent), gefolgt von Kärnten (+26,13 Prozent) und von Niederösterreich (+24,82 Prozent), wie nachstehende Grafik zeigt:

© AKV

Vielfältige Gründe

Die hohe Anzahl an Firmenpleiten habe laut dem AKV diverse Ursachen: Viele Unternehmen litten unter Konsum- und Investitionszurückhaltung, während hohe Zinsen und eine geringe Kreditnachfrage den Neubau beeinträchtigten. Der Handel war mit 529 Insolvenzen am stärksten betroffen, gefolgt vom Bau mit 493 Insolvenzen und der Gastronomie mit 356 Anmeldungen. Trotz des massiven Anstiegs der Insolvenzen blieb die Zahl der gefährdeten Arbeitsplätze mit 9.411 Beschäftigten konstant.

Auch die Zahl der Verfahrensabweisungen erhöhte sich mit 1.311 Fällen um 16,74 Prozent. Der AKV betrachtet diese Entwicklung als besorgniserregend: "Sie zeigt, dass viele Unternehmen, die durch staatliche Unterstützungsmaßnahmen am Leben erhalten wurden, nicht einmal ein freies Vermögen von 4.000 Euro haben, um die Kosten für ein formelles Insolvenzverfahren decken zu können", teilten die Kreditschützer weiter mit. Insgesamt stiegen die Firmeninsolvenzen somit um 27,53 Prozent.

www.akv.at

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