KMU-Studie 2024
Heimischer Mittelstand trotzt herausforderndem Umfeld

| Tobias Seifried 
| 08.07.2024

Zwei Drittel der KMU blicken optimistisch in die nächsten zwei bis drei Jahre. Mehrere Herausforderungen trüben jedoch den Optimismus. Der Einsatz von KI schreitet rasch voran.

99,8 Prozent der Unternehmen in Österreich sind kleine und mittlere Unternehmen, kurz KMU. Sie beschäftigen 66 Prozent der Arbeitnehmer:innen hierzulande und tragen laut einer Studie des Arbeitsministeriums aus dem Vorjahr mit 163 Milliarden Euro 57 Prozent zur marktorientierten Wertschöpfung bei. Das aktuelle Wirtschaftsumfeld stellt die heimischen KMU allerdings vor zahlreiche Herausforderungen. Trotzdem blickt der überwiegende Teil von ihnen optimistisch in die Zukunft. Das zeigt eine repräsentative IMAS-Studie im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen, deren Ergebnisse unlängst in Wien präsentiert wurden.

Optimismus überwiegt

Zwei von drei heimischen Klein- und Mittelbetrieben blicken demnach optimistisch in die nahe Zukunft. 2022 waren es noch 74 Prozent, 2020 sogar 79 Prozent. Für Hans Unterdorfer, Firmenkundenvorstand der Erste Bank Oesterreich, ist das wenig überraschend. Er habe viele Gespräche mit heimischen Betrieben geführt und sagt: "Die Unternehmen spüren die Nachwirkungen der Krisen der vergangenen Jahre. In Kombination mit dem Arbeitskräftemangel stellt das viele Betriebe vor Herausforderungen." Tatsächlich geben 63 Prozent der befragten Unternehmen an, dass das Marktumfeld für ihr Unternehmen in den vergangenen zwei bis drei Jahren schwieriger geworden sei. Als Hauptgründe werden Preissteigerungen, erhöhte Online-Konkurrenz und damit einhergehender Preisdruck sowie die schlechte Auftragslage genannt.

Für ein Drittel der heimischen Klein- und Mittelbetriebe ist das Marktumfeld hingegen vergleichbar geblieben, vier Prozent sehen eine positive Entwicklung. Ein weiterer Grund für das herausfordernd wahrgenommene Marktumfeld seien auch die gestiegenen Finanzierungskosten. In diesem Hinblick sieht Unterdorfer nach der Zinssenkung der EZB baldige Besserung: "Wir erwarten – abhängig von der Inflationsentwicklung – weitere Zinsschritte in diesem Jahr."

Herausforderungen und Kapitalisierung

Mit Blick in die Zukunft gehen 84 Prozent der KMU der Umfrage zufolge davon aus, von steigenden regulatorischen Anforderungen und Bürokratie betroffen zu sein. Sieben von zehn sehen den Arbeitskräftemangel und die Finanzierung ihres Unternehmens als herausfordernd an. 65 Prozent geben die Digitalisierung als Herausforderung für die nächsten zwei bis drei Jahre an, während die Hälfte der heimischen Mittelständler:innen den Weg zur CO₂-Neutralität und die gesetzlichen Vorgaben dazu als komplexe Aufgabe erwarten. "Wir begleiten aktuell sehr viele Unternehmen bei der Umsetzung von nachhaltigen Lösungen. Da geht es neben Finanzierungen auch um Förderungen und die Erfüllung von regulatorischen Auflagen. In diesem komplexen Gebiet haben wir eine sehr breite Expertise aufgebaut, die unseren Kund:innen zugutekommt", so Unterdorfer weiter.

KMU-Studie

Trotz des abgekühlten Wirtschaftsumfelds und vielfältigen Herausforderungen bleiben die KMU dank ihrer guten Eigenkapitalausstattung resilient: "Viele Unternehmen konnten ihre Kapitalbasis nachhaltig stärken und stehen auf sehr gesunden Beinen. Das macht sie widerstandsfähiger und ermöglicht ihnen gezielt in ihre Zukunft zu investieren." Dies würden auch Daten von Creditreform aus dem Frühjahr 2023 unterstreichen: Über die letzten zehn Jahre sei der Anteil der KMU mit einem Eigenkapitalanteil von über 30 Prozent von 33 auf 39 Prozent gestiegen. Gleichzeitig sei die Zahl jener, die über weniger als zehn Prozent Eigenmittel verfügen, von 22 auf 19 Prozent zurückgegangen.

Digitalisierung unverändert wichtig

Ausgelöst durch die Corona-Pandemie steht das Thema "Digitalisierung" auf der Prioritätenliste der heimischen Unternehmen weit oben. Das würden auch Trend-Zahlen aus der Vergangenheit zeigen: War Digitalisierung 2017 noch für 68 Prozent wichtig, waren es 2022 81 Prozent. Die gestiegene Bedeutung lasse sich auch am hohen Digitalisierungsgrad vieler Unternehmen erkennen und auch heuer liege der Stellenwert der Digitalisierung mit 77 Prozent auf einem unverändert hohen Niveau. "Die Digitalisierung ist aus unserem Leben und den Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Die Pandemie war ein Katalysator für diese Entwicklung, die positiven Effekte überdauern diese aber langfristig und mit KI sind wir schon mitten im nächsten Megatrend", so Unterdorfer. Ein Megatrend, den laut Umfrage schon jedes fünfte heimische KMU im Einsatz hat.

Heimische Betriebe treiben grüne Transformation voran

Nachhaltigkeit und die grüne Transformation ihres Betriebs sind für sieben von zehn KMU "sehr" oder "eher wichtig" – insbesondere in den Bereichen Energie und Wertschöpfungskette, geht aus der Studie hervor. Den Umstieg auf alternative Energieformen haben mehr als ein Viertel der Unternehmen bereits abgeschlossen, bei jeweils rund einem Fünftel sei er im Gange (19 Prozent) oder in Planung (17 Prozent). Bei 23 Prozent der Unternehmen sei aktuell kein Umstieg geplant.

Ein Anstoß zum Umstieg waren für rund die Hälfte der Unternehmen der Umfrage zufolge die gestiegenen Energiekosten. Bei 21 Prozent der Unternehmen haben sie das Umdenken "sehr", bei 32 Prozent "etwas" gefördert. "Natürlich waren die Preissteigerungen im Energiebereich ein Weckruf für viele Unternehmen", so Unterdorfer weiter. Die Tatsache, dass sie allerdings für lediglich ein Fünftel der unmittelbar ausschlaggebende Grund zum Umdenken war, zeige, dass "viele Unternehmen sich schon länger aktiv mit dem Thema beschäftigen und die Notwendigkeit und das Potenzial früh erkannt haben."

www.sparkasse.at/erstebank

Über die Studie

Erste Bank und Sparkassen beauftragten das Meinungsforschungsinstitut IMAS mit der Durchführung einer Umfrage unter Österreichs Klein- und Mittelunternehmen. Die Studie wurde von 9. Jänner bis 16. Februar 2024 telefonisch mithilfe des CATI-Systems (Computer Assisted Telephone Interviewing) durchgeführt. Die Befragung ist repräsentativ für KMU in Österreich. Befragt wurden in erster Linie Geschäftsführer:innen (ansonsten kaufmännische Direktor:innen oder Finanzchef:innen).

Bei Fragen, die in der Vergangenheit vergleichbar gestellt wurden, sind Vergleich zu den Studien vom April/Juni 2022, März 2020 beziehungsweise April 2017 möglich. Insgesamt wurden 900 Interviews mit KMU (2 – 50 Millionen Euro Jahresumsatz) in ganz Österreich geführt.

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Über die Studie

Erste Bank und Sparkassen beauftragten das Meinungsforschungsinstitut IMAS mit der Durchführung einer Umfrage unter Österreichs Klein- und Mittelunternehmen. Die Studie wurde von 9. Jänner bis 16. Februar 2024 telefonisch mithilfe des CATI-Systems (Computer Assisted Telephone Interviewing) durchgeführt. Die Befragung ist repräsentativ für KMU in Österreich. Befragt wurden in erster Linie Geschäftsführer:innen (ansonsten kaufmännische Direktor:innen oder Finanzchef:innen).

Bei Fragen, die in der Vergangenheit vergleichbar gestellt wurden, sind Vergleich zu den Studien vom April/Juni 2022, März 2020 beziehungsweise April 2017 möglich. Insgesamt wurden 900 Interviews mit KMU (2 – 50 Millionen Euro Jahresumsatz) in ganz Österreich geführt.

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