Nachdem entschieden wurde, dass mit dem 1. Jänner 2024 das Pensionsantrittsalter von Frauen vom bisher 60. Lebensjahr um jeweils sechs Monate pro Jahr bis zum Jahr 2033 - und somit auf das 65. Lebensjahr – angehoben wurde, schieden sich die Geister. Zeigte sich die einen, zumeist Männer, erfreut darüber, dass das Antrittsalter beider Geschlechter angeglichen wurde, empfinden die anderen den Beschluss als Einschnitt.
Um sich ein genaueres Bild über die Meinung von Frauen zu dem Thema machen zu können, hat Seniors4success Telemark Marketing mit einer Studie beauftragt. Maßgeblich daran beteiligt waren Josef Redl,Vizepräsident bei Finanz-Marketing Verband Österreich, Robert Sobotka, Vorsitzender des Verbands der Marktforschungsinstitute (VdMI) und Leopold Stieger, Gründer und Geschäftsführer von Seniors4success.
Nun kommen die Frauen zu Wort: Anhebung pro und contra
Anhand der Befragung lassen sich vor allem sieben zentrale Erkenntnisse ausmachen: 45 Prozent der Frauen haben die Anhebung des Pensionseintrittsalters als "sehr sinnvoll" und "sinnvoll" eingeschätzt. Was laut Analyse unter anderem auch darauf zurückzuführen sei, dass der Beschluss bereits in Kraft getreten ist und die Befragten das Gefühl verspüren, sich dem nicht mehr entziehen zu können.
Aber die Studie konnte noch mehr Hauptgründe für die Sinnhaftigkeit der schrittweisen Anhebung des Frauenpensionsalters herausarbeiten: 37 Prozent gaben an, dass längeres Arbeiten auch zu einer höheren Pension führen würde. 32 Prozent sind überzeugt, die Anhebung reduziere die Gefahr von Altersarmut. Weitere 31 Prozent sprechen sich für die Gleichstellung von Frauen und Männern aus und 30 Prozent haben das Gefühl, auch noch in diesem Alter gebraucht zu werden.
Doch was spricht laut Studienteilnehmerinnen gegen die Anhebung des Pensionsalters? Ganz vorn, mit 54 Prozent, ist die höhere Belastung der Frauen durch Haushalte, Kindererziehung, unbezahlte Pflege von Angehörigen usw. Gefolgt vom Einkommensunterschied (49 Prozent). Laut Gender Pay Gap verdienen Männer in Österreich durchschnittlich nach wie vor fast 20 Prozent mehr als Frauen. Ein weiterer Grund, die Anhebung abzulehnen, ist die Gesundheit. 46 Prozent der Frauen halten Arbeiten bis 65 Jahre für nicht zumutbar.
© Telemark Marketing/ Seniors4success
Wie gehen Frauen mit der Entscheidung um?
Als die Studienteilnehmerinnen zum punkto Fairness befragt wurden, sank die Zustimmung auf 30 Prozent. Somit betrachten die Frauen die Anhebung zwar als sinnvoll, aber nicht als gerecht. Auf die Frage, was die Betroffenen aus heutiger Sicht vorhaben, haben 39 Prozent geantwortet, sich an das neue Regelpensionsalter halten zu wollen. 23 Prozent wollen auch noch nach 65 weiterarbeiten und 13 Prozent wollen zwar länger tätig sein, aber nicht bis zum Ende "durchdienen". Nur zwölf Prozent der Frauen haben angegeben, dass sie so schnell wie möglich aus dem Beruf wollen. Außerdem käme für neun Prozent die Teilzeitarbeit in Betracht. Und gerade einmal 13 Prozent wissen bislang nicht, was sie tun werden.
Was die Entscheidung der Frauen zum Thema längeres Arbeiten massiv beeinflusst, sind zum einen, wie ausreichend gesund sie sich fühlen (69 Prozent) und die eigene finanzielle Situation (50 Prozent). Aber auch die Akzeptanz und der Widerhall in den Unternehmen spielen eine Rolle. Nur 29 Prozent der Frauen meinen, dass sie sich aufgrund des Arbeitskräftemangels darauf freuen, dass Frauen künftig länger arbeiten werden.
Laut Renate Anderl, AK-Präsidentin, zeigen die Ergebnisse einmal mehr, wo angesetzt werden müsse, damit Frauen direkt aus der Erwerbstätigkeit in die Pension wechseln können. Frauen sind durch Kindererziehung, Haus und Pflege immer noch stärker belastet und befürchten aus gesundheitlichen Gründen, nicht bis zur Alterspension arbeiten zu können.
Das ideale Pensionsalter
Im Rahmen der Studie wurde ebenfalls ermittelt, welches Alters Frauen als das korrekte betrachten, um in die Pension zu gehen. Dabei kristallisierte sich heraus, 62 Jahre sei für sie ideal, die Arbeit niederzulegen und die Rente zu genießen. Mit dieser Einschätzung zeigt sich wiederum, dass eine stückweise Anhebung des Pensionsalters und damit Angleichung an das der Männer, nicht grundsätzlich abgelehnt wird. Allerdings müssen unterstützende Maßnahmen getroffen werden, um dies zu fördern und erreichen.
Erst, wenn Unternehmen darauf reagieren und sich auch ältere Frauen etablieren; wenn die Rahmenbedingungen für ein Arbeiten in Gesundheit verbessert wird und in den Jahren davor Frauen schneller den Männern in puncto Bezahlung gleichgestellt werden, gelingt es, dass ein höheres Pensionsalter zu einer Bereicherung für den österreichischen Arbeitsmarkt wird. Dem Studienfazit pflichtet auch Johannes Kopf, Vorstandsvorsitzender des AMS, bei: "Die Anhebung des Frauenpensionsalters erfolgt in einer für den Arbeitsmarkt nicht ungünstigen Zeit. Aufgrund der demografischen Entwicklung und einer generellen Arbeitszeitverkürzung kann der österreichische Arbeitsmarkt die zusätzlichen Arbeitskräfte recht gut aufnehmen. Trotzdem und umso mehr braucht es aber ein Mehr an betrieblicher Gesundheitsförderung, lebensaltersgerechter Arbeitsplätze und die Einbeziehung älterer Personen in betriebliche Weiterbildung."
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