Als im September 1995 die koreanische Marke Kia in Österreich den Verkauf startete, war der Sportage bereits zwei Jahre auf den internationalen Märkten erhältlich. Seit Ende 2021 ist die aktuelle, mittlerweile fünfte Generation im Handel. Sie zählt neben der Ceed-Modellreihe zu den beliebtesten Kia-Fahrzeugen in Österreich. LEADERSNET hat sich im Rahmen eines ausführlichen Tests des Sportage GT-line HEV angesehen, was den Erfolg des Kompakt-SUV ausmacht.
Antrieb und Fahrverhalten
Hinter der Modellbezeichnung verbirgt sich zum einen die Top-Ausstattung (GT-line), zum anderen der Vollhybridantrieb (HEV). Kia bietet den Sportage zudem mit normalen (Mildhybrid-)Benzinern, einem Diesel und einem Plug-in-Hybrid (mit extern aufladbarer Batterie) an. Beim Testauto fungiert ein 1,6 Liter großer Turbobenziner mit 180 PS als Verbrenner. Unterstützung bekommt dieser von einem 44 kW (60 PS) starken permanenterregten Elektromotor, der seine Energie aus einer Lithium-Ionen-Polymer-Batterie, die platzsparend unter der Rücksitzbank verbaut ist, bezieht. Die Gesamtleistung liegt bei 230 PS und wird von einer Sechsgang-Wandlerautomatik auf alle vier Räder übertragen. In Kombination mit dem maximalen Drehmoment von 350 Nm geht es ordentlich vorwärts, zum Sportwagen wird der Sportage jedoch nicht. Vielmehr erweist er sich als angenehmer Gleiter, der im Fall der Fälle ausreichend Kraftreserven in der Hinterhand hat - zum Beispiel für Überholmanöver oder bei Anstiegen auf der Autobahn. Passend dazu hat Kia auch die Lenkung und das Fahrwerk eher auf Komfort getrimmt. Zwar lassen sich das Ansprechverhalten, die Federung und die Lenkung dank unterschiedlicher Fahrmodi etwas anschärfen, allzu groß fallen die Unterschiede jedoch nicht aus. Aufgrund der großen Räder kommen kurze Stöße doch spürbar in den Innenraum durch. Dafür bleibt es ob der guten Dämmung angenehm leise. Lediglich auf der deutschen Autobahn, wo man auch einmal über 130 km/h fahren kann, kommen Windgeräusche zum Tragen. Ordentlich zupackende Bremsen, eine leichte Tendenz zum Untersteuern und ein waches ESP sorgen für ein hohes Sicherheitsgefühl.
Verbrauch
Wie wirkt sich das Hybridsystem, dank dem man kurze Strecken auch elektrisch zurücklegen kann, auf den Verbrauch aus? Kia selbst gibt für den Allrad-Hybrid 6,6 Liter auf 100 km (WLTP) an. Im Test waren es dann doch mehr. Überland gönnte sich der Sportage brave 7,5 Liter auf 100 km - immerhin ist das Auto 1,7 Tonnen schwer und leistet 230 PS. In der Stadt hängt der Verbrauch stark vom Verkehrsgeschehen ab. Auf der Autobahn ist es mit der Sparsamkeit jedoch vorbei. Bei Tempo 130 kamen wir nicht unter 9,5 Liter. Auf die eingangs gestellte Frage bedeutet das, dass der HEV durchaus eine Alternative zum Plug-in-Hybrid und zum Diesel sein kann. Ersterer eignet sich vor allem für alle, die täglich pendeln oder hauptsächlich in der Stadt unterwegs sind und zuhause oder in der Arbeit eine Lademöglichkeit besitzen. Langstreckenfahrer mit hohem Autobahnanteil dürften mit dem Diesel am besten bedient sein. Für alle anderen bietet der Vollhybrid die goldene Mitte.
Platzangebot
Mit seiner Länge von 4,52 Metern reiht sich der Sportage exakt in das boomende Segment der Kompakt-SUVs ein, in denen sich Konkurrenten wie VW Tiguan, BMW X1, Ford Kuga, Toyota RAV4 Cross, Honda ZR-V, Hyundai Tucson (Plattformbruder) und viele mehr tummeln. Der Radstand von 2,68 Metern ermöglicht den Insassen auf allen Plätzen eine ordentliche Kopf- und Beinfreiheit. Auch beim Gepäckraumvolumen (587 bis 1.776 Liter) und der Variabilität spielt der Koreaner vorne mit. Material- und Verarbeitungsqualität machen deutlich, dass sich Kia schon länger vom einstigen "Billigheimer-Image" verabschiedet hat. Das macht sich aber auch bei den Preisen bemerkbar. Obwohl die aktuelle Generation seit 2021 am Markt ist, fällt sie optisch nach wie vor auf. Das liegt vor allem an der fast schon dramatisch gezeichneten Front. Ob man das auffällige Gesicht mag oder nicht, ist Ansichtssache.
Ausstattung und Bedienung
Im Cockpit geht es modern zu. Eine leicht gewölbte Displaylandschaft mit zwei 12,3 Zoll großen Bildschirmen bildet das Highlight. Die digitalen Anzeigen sind klar gezeichnet und lassen sich auch anpassen. Der rechts daneben angeordnete Touchscreen ist gut erreichbar. Besonders lobenswert ist, dass Kia nach wie vor echte Tasten und Schalter verbaut. Vor allem die Bedienung über Knöpfe am Lenkrad geht fast spielend von der Hand. Eine pfiffige Idee ist auch die umschaltbare Touchfläche für Klimatisierung und Steuerung der Infotainment-Funktionen. Daran muss man sich zunächst zwar etwas gewöhnen, doch dann funktioniert das System ziemlich intuitiv - auch weil es links und rechts klassische Drehknöpfe gibt. Die Ausstattung der GT-line ist wirklich komplett. Von Navi über kabellose Smartphoneladestation, gut funktionierender Sprachsteuerung, 360 Grad Around View Monitor, Aktiver Querverkehrsassistent, Aktiver Totwinkelassistent, elektronisch gesteuertes, adaptives Fahrwerk, Klimaautomatik, Harman Kardon Soundsystem, Kunstledersitze im GT-Line-Design mit Velourlederapplikationen, Panorama-Glasschiebe-/Hubdach, 19 Zoll Aluräder bis hin zum wirklich genialen Totwinkelmonitor, der beim Setzen des Blinkers ein Kamerabild in die Rundinstrumente einspielt (siehe Fotos oben), ist alles an Bord, was das Fahren angenehm macht. Die Assistenzsysteme haben im Test - mit Ausnahme der Verkehrszeichenerkennung - ziemlich zuverlässig funktioniert. Lediglich der Notbremsassistenten reagiert auf der Autobahn beim Überholen in Linkskurven ab und an etwas zu sensibel und reduziert unaufgefordert und unnötig das Tempo, weil er glaubt, dass man in das zu überholende Fahrzeug fährt.
Fazit
Nach dem Test ist durchaus verständlich, weshalb der Sportage eines der erfolgreichsten Kia-Modelle ist. Das Kompakt-SUV bietet ausreichend Platz, eine logische Bedienung, ein sicheres Fahrverhalten, ist gewissenhaft zusammengebaut und verfügt über moderne Technik. Beim Testwagen kommen der souveräne Vollhybrid und die (über-)komplette Ausstattung hinzu. Kia lässt sich das stimmige Gesamtpaket aber auch ordentlich bezahlen. Als Vollhybrid und in der GT-line Ausstattung werden für das Kompakt-SUV mindestens 57.140 Euro fällig. Damit ist das Preis/Leistungsverhältnis zwar nach wie vor gut, hebt sich aber nicht entscheidend von der Konkurrenz ab. Dafür sind die 7-Jahre Garantie, die Kia auf seine Modelle gewährt, nach wie vor eine löbliche Ausnahme.
www.kia.at
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