Interview Maria Koller
"Diversität trägt maßgeblich zum Unternehmenserfolg bei"

| Redaktion 
| 28.03.2024

Seit Anfang Jänner ergänzt Maria Koller als Chief Human Resources Officer (CHRO) den Vorstand des Technologie- und Maschinenbauunternehmens Palfinger. Im LEADERSNET-Interview spricht sie über zukünftige Schwerpunktsetzungen, welche Rolle Vielfalt und Inklusion in diesem Zusammenhang spielen und welche Initiativen gesetzt werden, um die Frauenquote in einem männlich dominierten Umfeld zu heben. 

LEADERSNET: Frau Koller, Sie sind seit Anfang Jänner bei Palfinger als Chief Human Resources Officer – eine neue Position auf der Vorstandsebene. Wo sehen Sie Ihre Schwerpunkte?

Maria Koller: Palfinger ist als Unternehmen sehr erfolgreich und global gut aufgestellt. Meine Aufgabe als CHRO sehe ich darin, Human Resources noch strategischer zu planen und damit den zukünftigen Unternehmenserfolg zu sichern. Der HR-Bereich hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Will ein Unternehmen international erfolgreich sein, muss es das Thema Personal strategisch angehen. HR muss proaktiv Maßnahmen setzen, nah am Geschäft sein und Krisen aktiv begegnen. Palfinger hat durch die Positionierung von HR auf Vorstandsebene einen wichtigen Schritt gesetzt – eine massive Aufwertung für den Bereich, der mit großer Durchsetzungskraft einhergeht. In meinen ersten Monaten habe ich bereits unsere internationalen Teams an den Standorten kennengelernt. Sie identifizieren sich mit Palfinger stehen hinter den Produkten und Lösungen. Mein Schwerpunkt ist nun ganz klar die Zukunft. Ich sehe mir an, wie wir agiler werden können und global wie lokal die richtigen Maßnahmen für ein leistungsorientiertes, internationales Unternehmen schaffen.

LEADERSNET: Vielfalt, Inklusion, Gleichstellung – HR gestaltet maßgeblich die Unternehmenskultur. Was ist Ihnen hier wichtig?

Koller: Ein internationales Unternehmen braucht eine offene, internationale Kultur. In meiner Karriere habe ich viele Jahre für amerikanische Unternehmen gearbeitet. Anders als in der deutschen Unternehmenskultur ist man dort nicht konfliktscheu und es zählt primär die Leistung. Alter, Geschlecht, Herkunft sind nebensächlich. In meiner Rolle schaffe ich einen Rahmen, in der alle ihre beste Leistung erbringen können. Dazu gehört für mich auch, dass offen und zielführend diskutiert wird.

LEADERSNET: Welchen Beitrag leistet konkret Diversität zum Unternehmenserfolg?

Koller: HR ist wesentlich für den Unternehmenserfolg. Wir wissen, dass diverse Teams maßgeblich zum Erfolg beitragen – ich bin eine große Befürworterin von Diversität in allen Dimensionen. Daher gilt, dass Diversität ebenso strategisch angegangen werden muss wie HR. Das ist eine klare Zielsetzung, ein wichtiger Teil der Organisation. Betrachtet man HR nur als Servicefunktion generiert man sehr begrenztes Wachstum. Setzt man sie proaktiv und strategisch ein, eröffnet sie Entwicklungsperspektiven und zukünftigen Erfolg. Diversität ist ein integraler Bestandteil dafür. Ihre stärksten und messbaren Treiber sind das Geschlecht und die Internationalität. Hier ist mir besonders wichtig, dass ein erfolgreiches Unternehmen wie Palfinger ein internationales Team braucht. Wir wachsen beispielsweise in Nordamerika, besonders in den USA. Internationalen Kolleg:innen müssen hier auch Prioritäten eingeräumt werden. Die Gender-Balance ist das zweite wichtige Thema.

LEADERSNET: Die Industrie gilt allgemein als ein sehr männlich dominiertes Umfeld. Was bedeutet das für die Arbeitgebermarke Palfinger?

Koller: In vielen Köpfen gilt noch die Gleichung: 'Maschinenbau- und Technologieunternehmen' ist gleich 'männliches Team'. Da braucht es ein Umdenken. Was Palfinger grundsätzlich auszeichnet, ist der proaktive Umgang mit verschiedenen Herausforderungen der heutigen Zeit. So wie wir die Standorte unserer Produktion langfristig und strategisch angehen, so gestalten wir auch die Arbeitgebermarke. Das bedeutet, früh anzusetzen und für die Zukunft zu investieren – und eben nicht auf externe Rahmenbedingungen zu warten.

Wir unterstützen gezielt Bildungs- und Technikinitiativen für Mädchen. Mit Aktionen wie der "MINT Girls Challenge", "Neugierig ins Leben" oder dem "Girls' Day" erreichen wir Mädchen möglichst früh mit Technik und begeistern für technische Berufe. Bei unseren Lehrlingen haben wir heute eine Frauenquote von 25 Prozent in den technischen Berufen – das ist großartig, aber da geht noch mehr. Und auch im Unternehmen können sich unsere Aus- und Weiterbildungsangebote sehen lassen. Unser 2023 eröffneter Palfinger Campus in Lengau ist ein modernes Bildungszentrum, aber auch an den weiteren Standorten in Europa, Nordamerika und China schaffen wir beste Qualifizierungsmöglichkeiten.

Die Arbeitgebermarke Palfinger ist bereits stark, muss aber noch stärker mit Leben befüllt werden. Wir haben unfassbar tolle Produkte, ob an Land oder zu Wasser. Am Arbeitsmarkt werden wir noch stärker aufzeigen, welche spannenden Karriere- und Ausbildungsmöglichkeiten es gibt.

LEADERSNET: Die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur ist ein vielfältiger und tief in den Kern des Unternehmens wirkender Prozess. Wie gestalten Sie ihn und wie gehen Sie mit Herausforderungen um?

Koller: Die Arbeit an der Unternehmenskultur ist mir sehr wichtig. Klar definierte Werte und Leadership-Prinzipien bilden die Basis für ein korrektes und wertschätzendes Miteinander. Der HR-Bereich ist grundsätzlich ein Treiber von Veränderungen und Erfolgen. Wenn sich etwas ändert, gibt es immer Bedenken und Unsicherheiten. Ein zentraler Ansatz ist daher, Wissen und Bewusstsein zu schaffen, zum Beispiel durch Schulungen, die sich an alle Mitarbeitenden über alle Hierarchieebenen hinweg richten. Bei der Gender-Balance spielen auch Vorbilder eine wichtige Rolle. Wenn ich eine internationale und diverse Kultur leben will, sind sie nochmal mehr wert als jede Schulung. Bei Palfinger haben wir beispielsweise eine Reihe junger Frauen, die in traditionellen Männerdomänen erfolgreich sind, allein hier verändert sich schon viel. Auch in der Atmosphäre im Unternehmen. Diese Entwicklung unterstützen wir gezielt und tragen sie nach außen, in die Schulen, Fachhochschulen und Universitäten. Bei einem solchen Veränderungsprozess geht es ganz klar auch um das Mindset.

LEADERSNET: Welche langfristigen Ziele hat sich Palfinger in der HR gesetzt, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben?

Koller: Dass HR auf Vorstandsebene angesiedelt ist, ist ein klares Zeichen für die Bedeutung und die langfristige Zielsetzung. Jeder der im internationalen Umfeld arbeitet, weiß, wie viel erfolgreicher Teams sind, die international und divers sind. HR betrifft also jeden einzelnen Geschäftsbereich in einer Organisation. Auf Vorstandsebene hat der Bereich nun auch die notwendige Durchsetzungskraft, aktiv zu gestalten und an der Vision des Unternehmens mitzuarbeiten. Unser Ziel ist es, Palfinger als Arbeitgeber noch stärker zu positionieren – konkret durch die Hebel Internationalität und Gender-Balance.

www.palfinger.com

Zur Person

Maria Koller, 1972 in Wien geboren, hat eine langjährige Karriere im HR-Bereich vorzuweisen. Nach mehr als 20 Jahren in leitenden internationalen HR-Funktionen, u.a. bei NextiraOne, Danaher Group, Magna und Jenoptik, ist sie nun seit Jänner 2024 als CHRO für Personal und Recht bei Palfinger verantwortlich.

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Maria Koller, 1972 in Wien geboren, hat eine langjährige Karriere im HR-Bereich vorzuweisen. Nach mehr als 20 Jahren in leitenden internationalen HR-Funktionen, u.a. bei NextiraOne, Danaher Group, Magna und Jenoptik, ist sie nun seit Jänner 2024 als CHRO für Personal und Recht bei Palfinger verantwortlich.

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