Bekannter Geflügelhof schlittert nach Jahrzehnten in Millionenpleite

| Tobias Seifried 
| 02.01.2024

Von der Insolvenz des Traditionsbetriebs sind 58 Mitarbeiter:innen und knapp 90 Gläubiger:innen betroffen.

Schlechte Nachrichten gibt es rund um die im Jahr 1989 gegründete Geflügelhof Reicher GmbH. Der familiengeführte Betrieb mit Sitz in Kapfenstein ist insolvent. Laut dem KSV1870 wurde am Landesgericht Graz ein Konkursverfahren beantragt. Tätigkeitsfelder vom Geflügelhof Reicher sind die Verarbeitung, Verpackung und der Handel von Geflügelprodukten. Das Unternehmen bezieht das Fleisch laut eigenen Angaben von zwei unterschiedlichen Schlachthöfen und liefert die Ware in weiterer Folge an diverse Handelsketten, Fleischerei- und Gastronomiebetriebe sowie Grill- und Marktstände.

Da der Betrieb über Jahrzehnte erfolgreich gewirtschaftet hat, kommt die Pleite doch etwas überraschen. Dem Kreditschutzverband zufolge stehen Passiva in der Höhe von 5,131 Millionen Euro, Aktiva in der Höhe von 2,43 Millionen Euro gegenüber. Von der Insolvenz des Traditionsbetriebs sind 58 Mitarbeiter:innen und rund 88 Gläubiger:innen betroffen.

Mehrere Gründe

Laut dem Geflügelhof Reicher hätten mehrere Gründe zur Pleite geführt. Die COVID19 Pandemie und die darauffolgende Ukrainekrise hätten die wirtschaftliche Situation des Unternehmens zunehmend negativ beeinflusst. "Die durch die diversen Krisen ausgelösten Preissteigerungen in unterschiedlichen Bereichen (Rohwarenbeschaffung, Energie, Logistik, etc.) konnten aufgrund verzögerter Preisanpassungen bei den Handelsketten nicht in vollem Umfang ausgeglichen werden, wodurch ein Großteil der Mehrkosten vom Familienunternehmen getragen werden musste", teilte das Unternehmen mit. Darüber hinaus sei man mit vielen Preissenkungen seitens der zu beliefernden Handelsketten konfrontiert gewesen, welche wiederum zu Umsatzeinbußen bei gleichzeitiger Kostensteigerung führten.

Weiters sei es in den letzten Jahren zu einem stark wachsenden Ungleichgewicht der Liefermenge zwischen Filetware und den restlichen Fleischwaren (insbesondere Keulen und Flügeln) gekommen, wodurch die Vermarktung des ganzen Huhns immer mehr eingeschränkt worden sei. So hätten u.a. die Keulenartikel nicht mehr verkauft werden können und daher bis auf null abgewertet werden müssen. 

Zu der ohnehin angespannten Situation des Familienunternehmens wurden zusätzlich zwei Zulieferverträge mit einer Großhandelskette nach über 50 Jahren Geschäftsbeziehung "überraschend" aufgrund der starken Preiskonkurrenz nicht mehr verlängert. Um diesen Umsatzausfall auszugleichen, gab es zuletzt Gespräche mit einer weiteren Großhandelskette, die der Geflügelhof Reicher GmbH zum einen anbot, zukünftig eine größere Zahl an Filialen beliefern zu können und zum anderen die bisher nicht verwertbaren Keulenartikel abzunehmen. Auch hier erhielt man jedoch laut eigenen Angaben eine unerwartete Absage.

Aufgrund dieser Absage und vor dem Hintergrund der ohnehin derzeit angespannten Situation aufgrund der Preissteigerungen wird ein positiver Fortbetrieb mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr möglich sein, weshalb das steirische Familienunternehmen sich nunmehr gezwungen sah, das Konkursverfahren zu beantragen.

Zukunft ungewiss

Der Betrieb ist nach wie vor offen. Ob das Unternehmen zumindest kurzfristig fortgeführt werden kann, hängt von der weiteren Warenbelieferung ab. Der Insolvenzverwalter werde das Ansinnen der Geflügelhof Reiter GmbH zu prüfen haben, ohne dass ein weiterer Ausfall für die Gläubiger:innen droht, so der KSV1870 abschließend.

www.reicher-gefluegel.at

www.ksv.at

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