Neue Technologien treiben Wachstum bei den Automobilzulieferern

| Tobias Seifried 
| 02.01.2024

Laut einer aktuellen Studie stehen in der Branche substanzielle Veränderungen bevor. Traditionsfirmen, die sich nicht an die schnelllebige Zeit anpassen, dürften unter die Räder kommen. 

Österreich ist zwar ein vergleichsweise kleines Land, doch bei den Automobilzulieferern spielen wir am Weltmarkt ganz vorne mit. Deshalb dürften die Ergebnisse der aktuellen "Global Automotive Supplier Study 2023" von der Unternehmensberatung Roland Berger und der Investmentbank Lazard für viele heimische Unternehmen besonders interessant sein. Demnach spalten sich Firmen in der Branche in zwei Lager.

Auf der einen Seite stünden neue, hochprofitable Unternehmen, die vor allem die Themen Batterie, Halbleiter und Software besetzen. Sie treten in Konkurrenz zu klassischen Zulieferern und erweitern ihr angestammtes Portfolio aus den Feldern Industrie und Konsumgüter. Dabei wachsen sie im Automobilbereich stark und erzielen über alle Geschäftsfelder hinweg sehr hohe EBIT-Margen. Sind es 2022 im Batteriesegment noch ca. zehn Prozent, erzielten Unternehmen im Halbleiter-Geschäft ca. 30 Prozent und bei Software sogar ca. 35 Prozent EBIT-Marge. Auf der anderen Seite stehen die traditionellen Automobilzulieferer. Die Rekordergebnisse aus dem letzten Jahrzehnt seien hier passé. Die neue Normalität sind EBIT-Margen von fünf Prozent oder weniger (4,6 Prozent in 2022). Das sind die Ergebnisse der neuen Studie, bei der 600 Automobilzulieferer analysiert wurden.

"Im Vergleich schneiden die neuen Konkurrenten mit innovativen Hard- und Software-Lösungen deutlich besser ab", unterstreicht Felix Mogge, Partner bei Roland Berger. Das liege nicht nur am jeweiligen Produkt, sondern auch daran, dass sie flexibel auf Marktentwicklungen sowie Kundenanforderungen reagieren und Kapital in für sie attraktive Wachstumssegmente investieren können, so der Experte.

Neue Technologien sorgen für Wachstum

Neben diesen neuen Konkurrenten würden asiatische Zulieferer momentan zu den Gewinnern im Markt zählen. Sie wachsen zum einen mit ihren Automobilherstellern aus Fernost durch den Anstieg lokaler Produktionszahlen. Zum anderen profitieren sie stark von der Elektrifizierung des Antriebsstrangs sowie der Digitalisierung – Technologien, auf die sich Hersteller in Asien bereits länger konzentrieren und die dort stärker nachgefragt werden als in anderen Regionen. Auch global dürften asiatische Autobauer zukünftig Marktanteile gewinnen und ihre Zulieferer mitziehen.

Insgesamt bleibt der Zulieferermarkt laut der Studie ein Wachstumsgeschäft, jedoch mit anderen Komponenten, bei anderen Kunden und für andere Zulieferer als heute. Bis 2030 werde er um mehr als 30 Prozent auf insgesamt 1,3 Billionen US-Dollar zulegen, was einem jährlichen Wachstum von vier Prozent entspricht. Hersteller mechanischer Standardkomponenten und von Technologien rund um den Verbrennungsmotor sollen in diesem Zeitraum hingegen deutlich über zehn Prozent des heutigen Marktvolumens einbüßen.

"Zulieferer aus Europa und den USA sollten sich zunehmend an den neuen, schnell wachsenden Herstellern von batterieelektrischen Fahrzeugen aus Asien ausrichten", sagt Christian Kames, Automobilexperte und Co-Head DACH bei Lazard Financial Advisory. Um im globalen Wettbewerb zu bestehen, würden dem Experten zufolge ein ausreichender finanzieller Spielraum sowie die Größe des Unternehmens immer wichtiger. Daher sei mit einer Zunahme von M&A-Transaktionen und strategischen Kooperationen zu rechnen.

Drei Erfolgskriterien für Zulieferer

Besonders traditionelle Zulieferer aus Europa und Nordamerika würden momentan insgesamt zu wenig investieren, um notwendige Innovationen zu fördern. Ihnen setzten Volumenschwankungen, fehlende Skaleneffekte bei der Produktion, hohe Rohstoff- und Energiepreise, der Preisdruck der Hersteller, Fachkräftemangel sowie steigende Zinsen zu.

Um gegenüber der asiatischen Konkurrenz bestehen zu können, seien allerdings ebendiese Investitionen in Innovationen erfolgsentscheidend. Denn nur mithilfe einer internationalen und auf Innovation ausgerichteten Strategie könnten Unternehmen ihr Geschäftsmodell flexibel an neue Technologien anpassen. "Viele Zulieferer benötigen dezidierte Leistungsprogramme, um ihre Margen zu stabilisieren und das Unternehmen gegen zukünftige Unsicherheiten abzusichern", empfiehlt Mogge und fügt abschließend hinzu: "Sie sollten alle Aktivitäten, jedoch spezifisch im Hinblick auf Produktportfolio, Produktionsstandorte und Lieferkettenstrukturen, überdenken."

www.rolandberger.com

www.lazard.com

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