Trendumkehr in der "Teilzeitrepublik" Österreich

Im Rahmen einer Befragung hat willhaben erhoben, welche Branchen für Part-Time anvisiert werden und worauf die Arbeitssuchenden besonders Wert legen. 


Laut Angaben der Statistik Austria aus dem Jahr 2022 arbeiteten rund 17 Prozent der Erwerbstätigen hierzulande weniger als 25 Stunden pro Woche. Zählt man auch jene dazu, die in einem Beschäftigungsausmaß von bis zu 30 Stunden tätig waren, so waren es insgesamt rund 22 Prozent der Bevölkerung. "Diese im internationalen Schnitt verhältnismäßig hohe Quote wird vielfacht diskutiert. Immer wieder mangelt es dabei jedoch einer differenzierten Betrachtung, bei der über den Tellerrand hinausgeblickt wird", kommentiert Markus Zink, Head of Jobs bei willhaben. Im Rahmen einer repräsentativen Befragung hat sich das Portal angesehen, worauf Österreichs Teilzeitbeschäftigte auf Jobsuche Wert legen, welche Branchen sie ansteuern und was für sie einen attraktiven Arbeitgeber ausmacht. In Zusammenarbeit mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut marketagent wurden dabei 1.100 Personen, die aktuell bzw. in den letzten 12 Monaten auf Jobsuche waren, 240 davon Teilzeitbeschäftigte, befragt.

Suche nach Teilzeit-Jobs geht erstmals leicht zurück

In den vergangenen Jahren, zwischen 2019 und 2022, ist der Anteil jener, die bevorzugt nach einem Teilzeit-Job gesucht haben, sukzessive gestiegen. Im Rahmen der aktuellen willhaben-Marktforschung zeichnet sich jedoch erstmals eine Trendumkehr ab. Und so gaben heuer 24,7 Prozent der Befragten an, auf willhaben Jobs bevorzugt eine Teilzeit-Stelle zu suchen. Zum Vergleich: 2022 waren es noch 27,7 Prozent, die dieses Beschäftigungsausmaß präferiert haben. Einmal mehr bestätigt sich jedoch auch heuer, dass Frauen weitaus häufiger nach einer Teilzeit-Beschäftigung suchen, als Männer. 

Soziales Miteinander als entscheidender Faktor

Zusammenarbeit im Team für Teilzeitbeschäftigte noch wichtiger als für Menschen im Fulltime-Job Unternehmen, die sich bei Teilzeit-Beschäftigten als attraktiver Arbeitgeber positionieren wollen, sind gut damit beraten, auf ausgeprägte Führungsqualitäten, das soziale Miteinander und die Unternehmenskultur wert zu legen. Auf die Frage, inwieweit ihnen bestimmte Aspekte bei einem Job oder einem Arbeitgeber ganz generell wichtig sind, nennen Teilzeitbeschäftigte auf Jobsuche am häufigsten "das Verhalten meiner direkten Führungskraft" (60 Prozent). Der Wunsch nach Vereinbarkeit von Job und Familie sowie das Bedürfnis nach guter Zusammenarbeit im Team sind bei Teilzeitbeschäftigten auf Jobsuche stärker ausgeprägt, als bei Menschen in Vollzeit und jenen, die geringfügig gemeldet oder gar nicht berufstätig waren. Spannend jedoch: Der Aspekt der Jobsicherheit beziehungsweise wie sicher ein Job auch in Zukunft ist, ist Teilzeitbeschäftigten auf Jobsuche wichtig, aber weniger ausgeprägt (53,8 Prozent) als zum Beispiel bei jenen, die Vollzeit arbeiten (57,4 Prozent).

Auch die "Möglichkeit zum Homeoffice" spielt bei Teilzeitbeschäftigten auf Jobsuche eine etwas geringere Rolle (27,5 Prozent), als zum Beispiel bei jenen, die Vollzeit tätig sind (34 Prozent). Kein Unterschied ist schließlich auszumachen, wenn es darum geht, einen Arbeitgeber zu haben, der in einer nachhaltigen Branche tätig ist bzw. eine nachhaltige Unternehmenskultur lebt. Hier geben drei Viertel der Befragten – sowohl Overall, quer über alle Beschäftigungsverhältnisse – an, dass ihnen dieser Aspekt "sehr wichtig" oder "eher wichtig" sei. 

Teilzeitbeschäftigte dominieren und suchen im Vertrieb, in sozialen Berufen und in der Assistenz

Laut der aktuellen willhaben-Analyse sind bei der Teilzeitbeschäftigte besonders häufig in den Berufsfeldern "Vertrieb/Handel" (15 Prozent), "Pflege/Soziales/Gesundheit" (12,9 Prozent) sowie "Assistenz, Sekretariat/Sachbearbeitung" (11,3 Prozent) tätig und streben passend dazu ebenso besonders oft an, auch im zukünftigen Job in ebendiesen Branchen arbeiten zu wollen. Auffällig ist jedoch, dass sich Teilzeitbeschäftigte auf Jobsuche überdurchschnittlich stark für eine künftige Beschäftigung im Bereich „Finanzen/ Rechnungswesen/ Controlling“ (13,8 Prozent) interessieren – und zwar öfter als Menschen, die zum Zeitpunkt der Befragung in Vollzeit, geringfügig oder gar nicht berufstätig waren.

www.willhaben.at

Mir fehlt die Frage, wie viele der Teilzeitbeschäftigten mehr Stunden machen möchten und wie viele. Vermutlich ist es dann immer noch Teilzeit.
Ich finde eine generelle Artbeitszeitreduktion, bei vollem Lohn für Vollzeit, entsprechend mehr für Teilzeit, Investition in Automatisierung jener Prozesse, die Wiederholungstätigkeiten sind, mit teilweise staatlicher Förderung, Ausbildung, um die dann anspruchsvolleren Jobprofile zu erfüllen, ist dringend nötig.
Ebenso eine echte Gleichstellung von Unternehmen und Mitarbeitern, echte Beteiligung und Mitbestimmung statt finanzieller Prämien. Verpflichtender Betriebsrat, damit es nicht mehr sein kann, dass in Kleinbetrieben aufgrund fehlenden gesetzlichem Wissens zu ungünstigen Arbeitsbedingungen .. kommt und in größeren Unternehmen, mit Personalabteilungen mit Knowhow, alle Stückeln gespielt werden, von falscher Einstufung über "vergessene" Umreihung, "schlechte" Ergebnisse, die Gehaltssteigerungen verhindern,...
Die Arbeitslosenversicherung sollte bei allen Beendigungsarten sofort greifen, ruhig teurer sein und Aufklärung zur Leistung, Rechten und Pflichten bieten, ohne Stigmatisierung.
Als Gesellschaft sollten wir uns bemühen, jeden Beitrag zu schätzen, unentgeltlich Geleistetes wie Pflege, Kinder, Ehrenamt ... mit (höheren) Pensionsbeiträgen belohnen. Männer, Frauen, Vollzeit/Teilzeit : wieso nicht automatisch die Einkünfte von Ehepartnern, Elternpaaren teilen, so dass es aufs Konto des weniger Verdienenden geht? 😳 Ups das hören jetzt manche wohl gar nicht gern. So dass jeder gleich viel zur Verfügung hat/beiträgt? Vielleicht eine absurde Idee, die die Gesellschaft spaltet (=Männer und Frauen) und vielleicht experimentell schon wieder verworfen - wäre eine Umfrage wert.
Summa summarum läuft es immer auf das gleiche hinaus. Faire Verteilung unentgeltlicher Arbeit, von Produktionszuwächsen, höhere Bewertung gesellschaftlich relevanter Leistungen. JA, mehr Staat, wo der Markt nicht regeln kann. Mehr WIR statt ich.

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