LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Ipser, Weber stammt ja ursprünglich aus den USA. Mit Blick auf die von Donald Trump gewonnene US-Wahl: Stehen für Weber Veränderungen an?
Daniel Ipser: Die US-Wahl wird sich sehr wahrscheinlich auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken. Wie das im Detail für Lieferungen und Produktionen aussieht, wird sich noch herausstellen. Kurz gesagt: Ja, ich denke, wir müssen uns auf Veränderungen einstellen – welche das genau sein werden, ist aus heutiger Sicht noch offen.
LEADERSNET: Sie bieten an, Karriere bei Ihnen im Unternehmen zu machen: Wie sehr spürt Weber die aktuelle Lage des Arbeitsmarktes – Stichwort: Fachkräftemangel?
Ipser: Den Fachkräftemangel spüren wir natürlich auch bei Weber. Nämlich insofern, dass es weniger Bewerbungen gibt, als wir es eigentlich gerne hätten. Ein diesbezüglich erschwerender Faktor ist unser Standort in Wels. Bei der Besetzung von Stellen greifen wir de facto auf einen ganz bestimmten Pool an Leuten zu, nämlich Linz und Umgebung. Die neue Erwartungshaltung von Fachkräften, Stichwort Flexibilität und New Work, spielt hierbei auch eine große Rolle. Wir sind ja in Wels zu Hause und haben neben dem Homeoffice auch Officetage, um den Spirit und den Teamgeist zu fördern. Da fallen zum Beispiel Talente aus dem Ballungsraum Wien weg, die diesen Aufwand nicht betreiben möchten. Also ja, wir spüren das Thema schon. Dem gegenüber steht aber eine Kultmarke, die weltbekannt ist, und wir merken, dass das im Zusammenhang mit einem vielfältigen Arbeitsumfeld sehr attraktiv ist für Menschen. So konnten und können wir auch aktuell sehr schnell gute Talente finden.
LEADERSNET: Bekommt Weber als Anbieter die Inflation zu spüren? Und wenn ja, in welchen Bereichen besonders? Und was wünschen Sie sich von der Politik, um die eventuellen Auswirkungen einzudämmen?
Ipser: Auch dieses Thema geht natürlich nicht unbemerkt an uns vorbei. Aktuell spüren wir aber, dass es wieder langsam bergauf geht. Wir sehen im letzten Jahr einen deutlichen Anstieg im Durchverkauf und man kann auch beobachten, dass der Konsumklimaindex wieder nach oben geht. Viele Kund:innen haben gerade über die Covid-Zeit stärker in Premiumgeräte investiert und bei der Entscheidung für einen neuen Grill auf unsere Marke gesetzt. Auch anhand von den GFK-Statistiken kann man aktuell beobachten, dass der Markt wieder wächst und Kund:innen stärker investieren.
LEADERSNET: Thema Klimakrise: Welche Vorteile bringt der Elektrogrill gegenüber älteren Modellen hinsichtlich des Klima- und Umweltschutzes? Und arbeiten Sie da an noch nachhaltigeren, neuen Modellen?
Ipser: Elektrogrills sind in diesem Hinblick sicher die spannendste Option. Gleichzeitig ist das Elektrogrillen auch sehr kostengünstig. Viele Menschen haben außerdem schon die Möglichkeit, ihren Strom selbst zu erzeugen, beispielsweise durch Photovoltaikanlagen, und kommen so beim Grillen auf keine Energiekosten. Wir beobachten, dass der Bedarf an Elektrogrills vor allem im urbanen Bereich in den letzten Jahren extrem gestiegen ist und sehen hier ein Riesenpotenzial. Das soll aber nicht heißen, dass wir glauben, dass Kohle- und Gasgrillen in den nächsten Jahren weniger wird. Viel eher wird sich Elektrogrillen als neue Kategorie parallel dazu weiterentwickeln. Wir fokussieren uns sehr stark darauf, diese Elektrokategorie jetzt und auch in Zukunft weiter voranzutreiben.
LEADERSNET: Wie kam ein Unternehmen wie Weber dazu, den vegetarischen und veganen Genuss zu beleuchten? Und glauben Sie, es ist nur ein Trend oder etabliert sich fest auf dem Markt?
Ipser: Ich glaube, was hier im Vordergrund stehen muss, ist Folgendes: Beim Grillen geht es um den Genuss und um das Gemeinsame, das Erlebnis mit Freund:innen und Familie rund um den heißen Rost. Das hat etwas Ikonisches, etwas Leidenschaftliches und gleichzeitig Verbindendes. Und was man dann versteht, ist: Es geht vielmehr um die Vielfalt und die Kreativität am Grill, und mit veganen und vegetarischen Speisen erweitern wir dieses Spektrum unheimlich. Außerdem ist die urbane Zielgruppe immer grillaffiner, die Grillfans werden jünger und städtischer, das braucht entsprechende Angebote. Da sind wir wieder beim Thema Nachhaltigkeit und ausgewogene, flexible Ernährung. Es gibt viele Personen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren und Grillen primär mit Fleisch in Verbindung bringen, sei es, weil sie es aus Kindheitserinnerungen so kennen, oder weil sie es über die Jahre hinweg nur so erlebt haben. Wir wollen mit dem Thema auch diese Zielgruppe erreichen und auch ganz allgemein die Idee näherbringen, dass vegetarisches und veganes Essen auf dem Griller hervorragend zubereitet werden kann. Immerhin ist Grillen eine der gesündesten Arten, Essen zuzubereiten und ein sehr breites, vielschichtiges Thema – es muss nicht immer das Steak am Rost sein. Auch Frühstück, Brunch oder eben Vegetarisches und Veganes eignet sich sehr gut fürs BBQ.
LEADERSNET: Was plant Weber für 2025? Welche Grill-Trends sehen Sie kommen, welche Neuheiten auf dem Grillmarkt wird es geben?
Ipser: Wir fokussieren das Gas- und Elektrosegment, haben einige sehr große Neuerungen geplant. Ein ganz klarer Grill-Trend ist auch das "Smart Grilling". Alles geht in Richtung Digitalisierung, Kontrolle und Steuerung über mobile Endgeräte wie dem eigenen Handy. Das ermöglicht eine wahnsinnige Flexibilität, gepaart mit Ergebnissen in Restaurantqualität. Das wird bei Weber, aber auch generell in der Grillwelt, hoch im Kurs sein. Das zweite Thema, das uns sehr stark beschäftigt, ist alles, was in Richtung "All Day Grilling" geht – also von Frühstück und Brunch bis hin zu Desserts oder Snacks für zwischendurch. Es muss nicht immer nur das klassische Mittag- oder Abendessen sein, das am Grill zubereitet wird. Viele denken gar nicht daran, dabei ist Grillen ganz allgemein ein toller Kochersatz. Die Plancha, eine aus dem mediterranen Raum stammende Grillplatte, ist ein ebenfalls sehr spannender Trend, der uns noch länger beschäftigen wird. Bei Weber gibt es sie als Zubehör für Gas- und Elektrogrills, aber auch als ganz eigenen Grill und vor allem Fisch- und Meeresfrüchte sowie asiatische Speisen lassen sich damit ganz easy auch am Grill zubereiten.
LEADERSNET: Und was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft – sowohl für Ihre Karriere als auch für das Unternehmen?
Ipser: Ich wünsche mir weiterhin viel Freude an der Arbeit, ich glaube, das ist ganz wichtig. Und außerdem die Marke Weber im Fahrersitz mit Businessentscheidungen weiterzubringen. Für Weber als Innovations- und Weltmarktführer wünsche ich mir, dass wir auch die Needs der Endkund:innen zielgruppengerecht aufgreifen und Neues in Gang bringen. Immerhin kommt auch das Thema Elektro- und Planchagrillen, zwei der großen aktuellen Trends, aus den Bedürfnissen der Endkund:innen heraus. Und ich wünsche mir, dass wir die neue Generation, die erst jetzt mit dem Grillen beginnt, gut abholen und über ihr ganzes Leben hinweg begleiten – sodass sie mit dem Thema Grillen keine Berührungsängste haben und wissen, wie viel Flexibilität Grillen bietet.
LEADERSNET: Vielen Dank!
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