René Benkos Signa Prime hat den Konzernabschluss auf den Tisch gelegt

| Tobias Seifried 
| 05.11.2023

Ein Blick in die aktuellen Finanzzahlen zeigt, dass die Verbindlichkeiten noch (deutlich) höher sind als angenommen. Auch deshalb bleibt dem Immo-Milliardär wohl nichts anderes übrig, als seiner eigenen Entmachtung zuzustimmen.

In den letzten Tagen und Wochen hat sich die Lage der Signa-Gruppe rund um den heimischen Investor René Benko dramatisch zugespitzt. Wie alle Unternehmen dieser Branche bekommt sie die Auswirkungen von höheren Zinsen, massiv gestiegenen Baukosten sowie die Abwertung von Bestandsimmobilien ordentlich zu spüren. Bei der Signa-Gruppe kommen noch weitere Probleme hinzu. Zuletzt musste etwa der Online-Sportartikelhändler Signa Sports United Insolvenz anmelden. Als es dann auch noch zum Baustopp des Elbtowers in Hamburg und einem weiteren großen Projekt in Stuttgart kam, wurde es einigen großen Investor:innen dann offenbar zu "heiß". Laut übereinstimmenden Medienberichten forderten sie René Benko in einem Schreiben dazu auf, sich aus der Führung der Signa-Gruppe zurückzuziehen und seine Stimmrechte an einen Treuhänder zu übergeben. Konkret soll der aus Deutschland stammende Sanierungsexperte Arndt Geiwitz Generalbevollmächtigter der Signa werden. Diesen hatte Benko zuletzt sogar selbst engagiert (LEADERSNET berichtete). 

Rückzug wohl unausweichlich

Das Schreiben sollen neben dem Gesellschafter und Ex-Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner, der das bereits bestätigt hat, auch Lindt & Sprüngli-Verwaltungsratspräsident Ernst Tanner, Fressnapf-Gründer Torsten Toeller, Kaffeeunternehmer Arthur Eugster und Roland Berger unterschrieben haben. Laut Haselsteiner werde sich Benko tatsächlich zurückziehen, wie das genau geschehen soll, müsse aber erst verhandelt werden. Gegenüber den OÖN und der Tiroler Tageszeitung bestätigte Haselsteiner, dass es Liquiditätsprobleme gebe, deren Ausmaß aber noch nicht genau eingeschätzt werden könne. Sie dürften jedoch beherrschbar sein.

Wenn man im Investmentbereich tätig ist, gilt Vertrauen als die härteste Währung. Nun vertrauen wichtige Investor:innen René Benko aber nicht mehr, weshalb ihm wohl nichts anderes übrig bleibt, als sich zurückzuziehen. Nur so dürfte die Signa Gruppe eine Chance auf eine erfolgreiche Sanierung haben. Denn ansonsten würden weitere notwendige Investments wohl ausbleiben. 

Verbindlichkeiten höher als erwartet

Am Wochenende wurde dann auch (endlich) der aktuelle Finanzbericht der Dachgesellschaft Signa Prime, zu der die Top-Immobilien der Gruppe zählen, veröffentlicht. Investor:innen beklagten zuletzt auch eine mangelnde Transparenz. Doch nun gibt es zumindest diesbezüglich keine Fragen mehr. Für gute Laune dürften die vorgelegten Zahlen bei allen Beteiligten, die auf diese gewartet haben, aber nicht sorgen. Denn wie aus dem Konzernabschluss für das Jahr 2022 hervorgeht, gibt Signa Prime ihre Finanzverbindlichkeiten mit satten 10,8 Milliarden Euro an. Das ist noch (deutlich) mehr als erwartet. Darüber hinaus machte das Unternehmen im Vorjahr mehr als eine Milliarde Euro Verlust. Zum Vergleich: 2021 verzeichnete es noch einen Gewinn von rund 700 Millionen Euro. 2022 brauchte es eine Kapital-Erhöhung von 750 Millionen Euro, die über Zuschüsse der Eigentümer sowie von Banken und Investor:innen finanziert wurde.

Für unruhige Nächte bei den Betroffenen dürfte vor allem sorgen, dass in den nächsten drei Jahren fast 3,1 Milliarden Euro an Krediten zurückbezahlt werden müssen. Inklusive den fälligen Zinsen in Höhe von 937 Millionen ergibt das unterm Strich Zahlungsverpflichtungen von mehr als vier Milliarden Euro. Diese Beträge dürften wohl kaum aus dem Cashflow beigesteuert werden können. Benkos Signa wird deshalb wohl noch weitere Immobilien veräußern müssen. Heuer war das bereits mehrmals der Fall - siehe etwa das "Apple-Haus" in der Wiener Kärntner Straße (LEADERSNET berichtete) oder die kika/Leiner-Filialen.

"Immobilien-Schatz" als Ass im Ärmel

Doch genau hier hat die Signa auch ihre große Stärke. Denn im Konzernabschluss 2022 wird der Wert eigener, werthaltiger Immobilien mit mehr als 20 Milliarden Euro beziffert. Zu den "Schätzen" im Immobilienreich des René Benko zählen u.a. das Chrysler Building in New York, das Luxushotel Park Hyatt und das Goldene Quartier in Wien oder der Hotel Bauer in Venedig. Darüber hinaus besitzt die Signa-Gruppe noch viele weitere Immobilien im In- und Ausland. In Wien soll bald noch das neue "Luxus-Kaufhaus" Lamarr (LEADERSNET berichtete) dazukommen. Bei diesem Großprojekt gibt es aktuell keinen Baustopp.

Auch deshalb dürften wichtige Investor:innen wie Hans Peter Haselsteiner davon überzeugt sein, dass die Signa zu retten ist. Zu den OÖN sagte Haselsteiner, dass einige Fehler Spuren hinterlassen hätten. Laut ihm gebe es ein Liquiditätsthema. Zudem gehe er davon aus, dass noch weitere Probleme aufpoppen dürften. Aber alles in allem werde das Ganze unter gewissen Umständen und Voraussetzungen beherrschbar sein. "Es braucht jetzt einen Mann, der den Sanierungsauftrag versteht", so Haselsteiner. Mit Arndt Geiwitz dürfte dieser bereits gefunden sein. Gegenüber der Tiroler Tageszeitung sagte er, dass man noch nicht wisse, wie schlimm es ist und weiter: "Dies herauszuarbeiten, ist jetzt die Aufgabe Nummer eins des Sanierungsbeauftragten Geiwitz."

Es bleibt spannend

Signa hat am Wochenende zwar den Konzernabschluss 2022 der Dachgesellschaft Prime veröffentlicht, doch weitere offizielle Statements gab es weder vom Unternehmen noch von René Benko. Diese dürften folgen, sobald die Verhandlungen über die Zukunft der Signa Holding und deren Gründer abgeschlossen sind. Auf dem Papier hat Benko bereits jetzt keine operative Funktion. Er hält allerdings über Stiftungen direkt und indirekt Anteile an der Signa-Gruppe.

www.signa.at

www.signa-prime.at

Ein Rückzug von Herrn Benko samt Übertragung der Stimmrechte ist nicht ganz so einfach wie in allen Medien dargestellt. Die Anteile gehören Stiftungen und somit nicht Herrn Benko! Die Stiftungsvorstände müssen sehr genau abwägen was Sie tun. Einerseits besteht hier ein persönliches Risiko, andererseits könnte die Finanz die Stiftungskonstruktion rückwirkend nicht anerkennen, wenn die Stiftungen darstellen, dass der Begünstige der Stiftung die Entscheidungen trifft. Sehr komplexe Situation

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