In Österreich wird die wirtschaftliche Situation zunehmend angespannter – der anhaltende Druck betrifft sowohl Unternehmen als auch Privathaushalte. Laut aktueller Austrian-Business-Check-Umfrage des KSV1870 bewerten nur noch 49 Prozent der heimischen Betriebe ihre derzeitige Geschäftslage mit "sehr gut" oder "gut". Das entspricht einer Verschlechterung von acht Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Parallel dazu zeigt die Umsatzentwicklung der Unternehmen tendenziell nach unten: So ist der Anteil von Betrieben mit rückläufigen Umsätzen innerhalb eines Jahres von 19 auf 31 Prozent angewachsen. Im Gegensatz dazu berichten nur noch 35 Prozent von einer steigenden Entwicklung – im Vorjahr waren es noch 47 Prozent. "Die aktuellen Ergebnisse lassen nur wenig Gutes vermuten. Zudem beobachten wir, dass es für die Unternehmen immer schwieriger wird, die vorhandene Nachfrage in konkrete Aufträge umzumünzen. Hier gibt es einen Graben, der sich zwangsläufig negativ auf die Umsätze auswirkt", erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG.
Höhere Kosten, weniger Aufträge
Aufgrund der deutlich höheren Kosten sahen sich zuletzt 81 Prozent der Betriebe gezwungen, steigende Preise zumindest teilweise an ihre Konsument:innen weiterzugeben – 22 Prozent taten dies in vollem Ausmaß. Mit der Folge, dass sich die Auftragslage bei rund der Hälfte der Betriebe verschlechtert hat. Während 30 Prozent von einem geringeren Auftragsvolumen sprechen, verzeichnen 17 Prozent eine geringere Anzahl an Aufträgen.
"Ganz besonders der Handel, die Bauwirtschaft und die Gastronomie/Beherbergung haben mit einer stark rückläufigen Auftragslage zu kämpfen. Dabei bereitet vor allem die Situation am Bau große Sorgen. Zwar sind die Auftragsbücher zur Stunde noch halbwegs gefüllt, doch das sieht in den kommenden Monaten und im Jahr 2024 ganz anders aus", so Vybiral, der ergänzt: "Angesichts der Gesamtsituation war es nur eine Frage der Zeit, bis die Zahl jener Unternehmen sinkt, die ein Geschäftsjahr mit Gewinn abschließen. Dieser Moment ist nun erreicht." Während im Jahr 2021 noch 63 bzw. im Vorjahr 62 Prozent positiv resümierten, so sind es heuer 56 Prozent.
Zahlungsverhalten dürfte sich nächstes Jahr verschlechtern
Wie der Austrian Business Check belegt, attestieren nach wie vor 66 Prozent der Betriebe (2022: 70 Prozent) Österreich ein gutes Zahlungsverhalten. Doch das sind um zehn Prozentpunkte weniger als noch vor zwei Jahren. Parallel dazu ist in den vergangenen beiden Jahren der Anteil an jenen angewachsen, die eine Verschlechterung erkennen – und zwar von sieben auf 18 Prozent. "Quer über alle Branchen hinweg wird in Österreich aktuell jede sechste Rechnung zu spät bezahlt", erklärt Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH. Was den Faktor Pünktlichkeit betrifft, haben sich der Bund (78 Prozent zahlen pünktlich) um fünf Prozentpunkte und die Länder (78 Prozent) um einen Prozentpunkt verschlechtert. Während sich die Privaten (88 Prozent) auf Vorjahresniveau bewegen, haben sich sowohl Firmenkunden
(79 Prozent) als auch die Gemeinden (85 Prozent) geringfügig um jeweils einen Prozentpunkt verbessert.
Vorarlberger begleichen Rechnungen besonders schnell
Wenn es um die tatsächliche Zahlungsdauer geht, haben sich die Firmenkunden um einen Tag auf 26 Tage verschlechtert und die Länder (33 Tage) um einen Tag verbessert. Private mit 13 Tagen, der Bund (34 Tage) und die Gemeinden (25 Tage) erreichten ihr Vorjahresergebnis. Heruntergebrochen auf die einzelnen Bundesländer verzeichnen sowohl bei den Firmen-
(31 Tage) als auch bei den Privatkunden (16 Tage) die Tiroler die längste Zahlungsdauer. Am schnellsten sind die Vorarlberger Firmen (24 Tage) und Privatpersonen aus der Steiermark mit elf Tagen. All das scheint jedoch nur die "Ruhe vor dem Sturm" zu sein. Denn nach ihrer Prognose für das Jahr 2024 befragt, haben 43 Prozent der Unternehmen geantwortet, dass sie eine Verschlechterung der Zahlungsmoral im nächsten Jahr erwarten.
Finanzielle Spielraum der Privathaushalte wird kleiner
Im Vergleich zum Vorjahr kauft rund die Hälfte der Privaten (51 Prozent) weniger ein bzw. gibt weniger Geld aus. Darüber hinaus ist es für 53 Prozent der Betriebe zuletzt schwieriger geworden, Konsumenten zum Zahlen zu bewegen. "Die vergangenen Jahre waren nicht einfach und die Schwierigkeiten sind nach wie vor allgegenwärtig. Immer mehr Private haben damit zu kämpfen, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Zwar gehen die Haushaltsrechnungen aktuell mehrheitlich noch auf, doch die Unternehmen müssen schon jetzt Rechnungen häufiger nachlaufen als noch vor einem Jahr", so Koch.
"Sustainable Collection" als sozialorientierte Forderungsbetreibung
"Es ist zu erwarten, dass in absehbarer Zeit deutlich mehr Private mit Schulden zu kämpfen haben", so Walter Koch. Um dieser Entwicklung vorzubeugen und Privatpersonen bereits möglichst frühzeitig zu helfen, ihre Verschuldungsspirale zu durchbrechen, hat der KSV1870 gemeinsam mit der Social City Wien eine neue Inkasso-Lösung entwickelt. "Wir beobachten im Inkasso schon länger eine Gruppe von Menschen, die zwar ihre Schulden bereinigen möchte, jedoch fehlen ihnen häufig die finanziellen Mittel dazu. Diesen Menschen wollen wir gezielt helfen", erklärt Koch. Sind vorangegangene Inkasso-Maßnahmen ergebnislos geblieben, bringt mit Einwilligung der säumigen Zahler ein PSD2-Kontocheck des KSV1870 Klarheit darüber, wie der finanzielle Spielraum tatsächlich aussieht. Auf Basis dieses Kontochecks wird eine für beide Seiten akzeptable, schaffbare Zahlungsvereinbarung getroffen oder die Betroffenen werden an die Social City Wien vermittelt. Dort angekommen, werden die Klienten durch eine respektvolle und zielorientierte Beratung unterstützt, um rasch den Weg aus der Schuldenfalle zu finden. "Sustainable Collection" ist aber nicht nur für Private interessant, sondern auch für Unternehmen, die das Thema Environmental Social Governance (ESG) auf ihrer Agenda haben. Denn mit dieser Lösung verpflichten sich die Betriebe zu einer sozialorientierten Forderungsbetreibung.
www.ksv.at
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