Tourismus-Expert:innen aus Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz waren auch heuer wieder beim BÖTM Top Seminar vor Ort. Der Frage, welche Bedeutung die Imagewerbung der Destination auf die Urlaubsentscheidung hat, war ein besonderer Schwerpunkt gewidmet.
Neue Austauschplattformen schaffen
"Wir Touristiker müssen in Zukunft noch stärker zusammenarbeiten, weil sich die Herausforderungen im Tourismus immer schneller wandeln und wir gemeinsam mehr Chancen haben, schneller Lösungen dafür zu finden", sagt Mathias Schattleitner, der Präsident des Bundesverband Österreichischer Tourismusmanager (BÖTM). Statt Konkurrenzdenken würde der Branche bessere Kommunikationen gut tun, weshalb man in den letzten Monaten verschiedene Austauschplattformen, neue Workshops und Veranstaltungen geschaffen hat.
Ausbildung für künftige Destinationsmanagerinnen ab 2024
Neu ist auch eine Ausbildung für künftige Destinationsmanager:innen, die unter dem Titel "Tourismusexpert:innen Basisseminar" ab 2024 vom BÖTM angeboten wird. Über die Regionsgrenzen hinaus rückt der Tourismus in den neun Ländern Österreichs ebenso weiter zusammen. Dazu präsentierte Michael Duscher, Sprecher der Landestourismusorganisationen, "die LTO9" als neue Arbeitsgemeinschaft der neun Landes Tourismus Organisationen.
"Gäste gehen dorthin, wo alle hingehen"
Neue Perspektiven auf touristische Besucherströme gewährte Professor Pietro Beritelli von der Universität St.Gallen. In seiner Untersuchung stelle er ein überraschendes Phänomen fest: "Gäste gehen dorthin, wo alle hingehen". Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass es bestimmte touristische Hotspots gibt, die konsequent überlaufen sind. Dabei beschränken sich diese Ströme nicht auf klassische Touristenstädte wie Paris. Vielmehr gibt es innerhalb solcher Metropolen gezielte Zonen, die eine hohe Konzentration an Besuchern aufweisen. Einheimische meiden diese Hotspots.
Die Macht der Mikro-Influencer
"Touristische Image-Kampagnen haben keinen Einfluss auf die Entscheidung von Reisenden", so Beritelli. Vielmehr seien Besuche von Freunden, Verwandten und Events ausschlaggebend für einen Urlaub. "Mikro-Influencer, also Menschen aus dem direkten Umfeld, spielen eine größere Rolle als prominente Influencer auf Plattformen wie Instagram", betont er. Die Studienergebnisse von 2020 bis 2023 zeigen, dass touristische Imagekampagnen hauptsächlich dazu dienen, bereits bestehende Gäste oder solche, die sich schon am Ort befinden, anzusprechen.
Erfolg nicht an Nächtigungszahlen messen
Ein Schlüsselaspekt ist die Erkenntnis, dass der Erfolg nicht durch Nächtigungszahlen gemessen werden sollte. Vielmehr sei die Qualität des Angebots und das Engagement der örtlichen Akteure ausschlaggebend.
Aber wer ist verantwortlich für die Nächtigungszahlen? "Das ist ein Zusammenspiel vieler Faktoren und Akteure. Das lässt sich nur schwer eingrenzen. Es ist jedoch klar, dass sich touristischer Erfolg nur schwer über die Nächtigung abbilden lässt. Im Fokus müssen neben klassischen Wertschöpfungsfaktoren, auch die Tourismusakzeptanz der lokalen Bevölkerung oder Nachhaltigkeitsaspekte stehen. Denn eine Region kann nur dann langfristig vom Tourismus profitieren, wenn auch die lokale Bevölkerung vom Tourismus profitiert, in die Prozesse eingebunden ist und mit den Ressourcen vor Ort sorgsam umgegangen wird", so Astrid Steharnig-Staudinger, Geschäftsführerin der Österreich Werbung.
Neue Strategien
Für Manuel Bitschnau von Montafon Tourismus steht fest: "Eine Marke ist kein Logo, sie ist ein Gefühl". Ziel solle es sein möglichst positive Markenerlebnisse in einer Region zu schaffen und negativ besetzte zu streichen. Neue Strategien der Tourismusdestinationen sind demnach zugleich alte Aufgaben. "Destinationen kommt die Servicierung ihrer Betriebe zu. Wir müssen massiv bei der Digitalisierung unterstützen", so Mariella Klement-Kapeller, Geschäftsführerin Wiener Alpen.
Holger Sigmund von Tourism Impact warnte vor "Greenwashing" und präsentierte verschiedene Ansätze zur Bewertung von Nachhaltigkeit im Tourismus. "Umweltzertifizierungen sollte man als Programm und nicht als Label auslegen", so Sigmund. Dadurch könne man auf Veränderungen flexibler reagieren und nachhaltige Entwicklungen einfacher gestalten.
Branche blickt in datengesteuerte Zukunft
Olaf Nitz von Saint Elmo's und Annette Klett-Steinbauer von thaltegos kombinierten ihre Expertise der Tourismusstrategie und Datenanalyse. Während Business Intelligence (BI) das Sammeln und Analysieren von Daten betont, hat die Künstliche Intelligenz (AI) durch Entwicklungen wie Chat GPT einen Aufschwung erlebt. Durch die Kombination dieser Technologien erhält der Tourismussektor datenbasierte Einblicke in das Verhalten von Betrieben, Gästen und Einheimischen, um strategische Entscheidungen zu treffen. Mit der sich ständig entwickelnden Technologie werden künftig Daten vorausschauender und interaktiver.
Das BÖTM Top Seminar 2024 findet von 2. bis 4. Oktober 2024 in Velden am Wörthersee statt.
www.boetm.at
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