An den globalen Aktienmärkten kam es im ersten Halbjahr zu einem deutlichen Aufwärtstrend. So hat z.B. der US-Index S&P 500 seit seinem Tiefststand im Oktober 2022 mehr als 20 Prozent zugelegt: Das erfüllt die technische Definition eines Bullenmarktes. War also alle Sorge um eine bevorstehende Rezession unnötig? Bei näherer Betrachtung bleiben tatsächlich einige Unsicherheitsfaktoren, die Marktteilnehmer nun beachten sollten. Der Aufschwung ist nur von einigen wenigen Tech-Unternehmen getragen. Wie dauerhaft ist diese Entwicklung und ist dies möglicherweise das erste Anzeichen einer gesamthaften Erholung der Märkte? Oder steuern wir auf eine Blase zu? Weiters: die künftige Entwicklung der Zinsen wird noch immer kontrovers gesehen. Sprunghafte Marktreaktionen auf unerwartete Zinsschritte sind wieder wahrscheinlicher geworden.
Wir haben schon vor Monaten prognostiziert, dass die Inflation länger höher bleiben wird und damit ebenso die Zinsen. Was bedeutet dies für unsere Asset Allokation?
Erholung an schmaler Front
Das Phänomen der Outperformance einiger weniger Titel ist kein neues, aber die Ausprägung erreicht ein beachtliches Niveau. Bei der in vielen Aktienindizes üblichen Gewichtung nach der Marktkapitalisierung führt dies nun zu einer Konzentration des Kapitals in wenigen Aktientiteln. Auch der Weltindex bleibt davon nicht mehr verschont, wie an der Wertentwicklung des MSCI World Index ersichtlich wird. Dies hat zur Folge, dass Bewegungen bei den gewichtigen Titeln zu deutlichen Auf- und Abwärtsbewegungen in den Indizes führen können. Das bedeutet, dass das Vorhaben breit gestreut in einen Index zu investieren, um Klumpenrisiken zu vermeiden, nicht mehr so einfach ist. Die Top 7 im S&P 500 haben alle ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von über 30, sind also nicht gerade preiswert. Der langjährige Schnitt des KGVs seit 1975 liegt bei 14,1. Die Frage ist nun: Wie werden sich die restlichen 493 Titel im S&P Index entwickeln? Denn erst, wenn auch hier an breiter Front eine Dynamik einsetzt, würden wir von einem Bullenmarkt sprechen wollen.
Das A & O des Investierens
Eine akute Gefahr für die Aktienmärkte durch ein erhöhtes Klumpenrisiko sehen wir derzeit nicht, ganz außer Acht sollte man es aber nicht lassen. Die Gefahr einer Rezession in den USA sowie in Europa ist weiterhin gegeben, diese dürfte aber mild ausfallen. Insbesondere der so wichtige US-Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin robust. Die US-Berichtssaison brachte positive Überraschungen in Bezug auf Gewinne als auch Umsatzwachstum. Dieses positive Marktsentiment könnte die globalen Märkte weiter nach oben treiben. Dann macht sich auch eine breite Diversifikation, die das A & O erfolgreichen Investierens ausmacht, wieder bezahlt.
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