"Generative KI hat das Potenzial, Unternehmen grundlegend zu transformieren"

| Tobias Seifried 
| 10.07.2023

Das Topmanagement sieht laut Studie mehr Vorteile als Risiken in der Technologie. Für Unternehmen sind Tools für Chatbots und Kundenzufriedenheit am wichtigsten. Zudem erhoffen sich Manager:innen durch den Einsatz eine Kostensenkung und mehr Umsatz.

Die Risiken generativer Künstlicher Intelligenz – wie Verletzungen des Urheberrechts oder der Cybersicherheit – sind offenkundig. Zuletzt wurden sie auch beim Sommerfest von LexisNexis Österreich intensiv diskutiert (LEADERSNET berichtete). Geschäftsführerin Susanne Mortimore sagte zu LEADERSNET.tv u.a., dass man beim Anbieter von Lösungen für die Rechts-, Steuern und Wirtschaftspraxis schon lange auf den Einsatz von KI setze, dabei Sicherheit jedoch an erster Stelle stehen müsse. Mit generativer Künstlicher Intelligenz erfolge nun der nächste große Schritt, da diese Technologie Inhalte auch selbst kreieren könne. Auch hier arbeite man bereits intensiv an neuen Produkten. "Bleiben Sie gespannt und vertrauen Sie darauf, dass Sie mit LexisNexis an vorderster Front stehen", so Susanne Mortimore beim Sommerfest.

Manager:innen sehen mehr Vorteile

Und mit der durchaus positiven Einstellung gegenüber generativer KI steht LexisNexis laut einer aktuellen Studie nicht alleine da. Denn trotz der potenziellen Risiken glauben international drei von vier Manager:innen, dass ihre Vorteile größer seien als die damit verbundenen Probleme. Nahezu alle Führungskräfte (96 Prozent) stellen fest, dass generative KI eine Schlüsseltechnologie für den Vorstand ist, und die Mehrheit bestätigt, dass ihre Entscheidungsträger starke Befürworter sind. Dies geht aus der neuesten Studie "Harnessing the value of generative AI: Top use cases across industries" (siehe Infobox) des Capgemini Research Institute hervor, deren Ergebnisse am Montag vorgestellt wurden.

Während 21 Prozent der Führungskräfte international Analyse zufolge eine signifikante Disruption ihrer Branche durch diese Technologie erwarten, haben branchenübergreifend bereits vier von zehn der Unternehmen Teams und Budgets für ihren Einsatz aufgestellt; rund die Hälfte erwäge, dies im Laufe des Jahres zu tun. Die Unternehmen seien der Auffassung, dass die bedeutendsten KI-basierten Plattformen und Tools für ihre Branche Chatbots zur Automatisierung im Kundenservice und zur Verbesserung des Wissensmanagements (83 Prozent) sowie zum Generieren, Erfassen oder Zusammenführen von Daten (75 Prozent) darstellen.

Große Fortschritte erwartet

Weiters geht aus der Studie hervor, dass die meisten Führungskräfte (78 Prozent) glauben, dass durch generative KI die Entwicklung von Produkten und Services effizienter sowie benutzerfreundlicher und inklusiver (76 Prozent) werde. Sie erwarten darüber hinaus, dass durch die Technologie das Kundenerlebnis interaktiver und ansprechender gestaltet (71 Prozent) sowie der Kundenservice durch automatisierten, personalisierten Support verbessern werde (67 Prozent).

Bei erfolgreicher Integration von generativer KI in die IT-Infrastrukturen rechnet das Topmanagement für die kommenden drei Jahre mit einer Reihe von Vorteilen, heißt es in der Studie weiter. International gehen sie davon aus, dass die Integration der Technologie zu einem Umsatzplus von acht Prozent und einer Kostensenkung von sieben Prozent führen werde. Darüber hinaus schätzen die Befragten, dass sie auf diesem Weg die Interaktion mit Kund:innen und deren Zufriedenheit sowie die operative Exzellenz um neun Prozent verbessern könnten.

"Generative Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, Unternehmen grundlegend zu transformieren. Sie ermöglicht ihnen beispiellose Vorteile für Innovation und Produktivität, die es möglich machen, neue Geschäftsmodelle zu erforschen und Wachstumschancen zu nutzen. Mit einer verantwortungsvollen Implementierung und einer klaren Governance können Unternehmen das Potenzial generativer KI optimal nutzen und gleichzeitig Vertrauen und Erfolg miteinander in Einklang bringen", so Martina Sennebogen, Vorstandsvorsitzende bei Capgemini in Österreich.

High-Tech-Branche als Vorreiterin

Am stärksten überzeugt davon, dass generative KI sich insgesamt positiv auswirken werde, sind die Führungskräfte der Hightech-Branche (84 Prozent): Fast 70 Prozent berichten von Pilotprojekten mit generativer KI in ihrem Unternehmen; 18 Prozent geben an, dass sie generative KI bereits an einigen Standorten oder in mehreren Geschäftsbereichen eingeführt haben. Anwendungsfälle sind 3D-Modellierung für detailgenaue Konturen und vorausschauende Wartung.

Die Mehrheit (67 Prozent) der Führungskräfte aller Branchen sieht das größte Potenzial für generative KI in der Unternehmens-IT. Dies gelte insbesondere für den Hightech-Sektor, in dem der größte Anteil der Führungskräfte (86 Prozent) angibt, dass ihr Unternehmen generative KI in der IT einsetzt oder einzusetzen plane. Weitere Bereiche, in denen Führungskräfte einen Mehrwert durch generative KI sehen, sind der Vertrieb (54 Prozent) sowie Marketing und Kommunikation (48 Prozent).

Erfordert Weiterbildung und bringt neue Jobprofile

Nach Einschätzung von 69 Prozent der Unternehmen werde generative KI erste Konzepte und Entwürfe für Anwendungen liefern, wodurch die Mitarbeitenden weniger Zeit auf die Ideenfindung und Entwicklung verwenden und sich stärker dem Testing, der Validierung und Absicherung widmen können sollen. Diese Meinung teilen laut der Studie auch die Anwender:innen: 70 Prozent von ihnen glauben demnach, dass sie mit generativer KI ihre Arbeit effizienter gestalten, sich von fehleranfälligen Routineaufgaben befreien und den strategischen Aspekten ihrer Arbeit mehr Aufmerksamkeit widmen können, welche nicht von Maschine übernommen werden könnten.

Wie die Studie ebenfalls zeigt, glauben 69 Prozent der Führungskräfte, dass generative KI zum Entstehen neue Jobprofile und Verantwortungsbereiche wie KI-Auditor:innen und KI-Ethiker:innen führen werde. Hinsichtlich der Integration der Technologie in die Arbeitswelt und der Etablierung solcher neuen, auf generative KI ausgerichteten Tätigkeitsprofile sind 68 Prozent der Führungskräfte der Meinung, dass erhebliche Investitionen in die Höherqualifizierung und die bereichsübergreifende Kompetenzentwicklung von Talenten benötigt werden.

Nachhaltigkeit

Natürlich spielt das Thema Nachhaltigkeit auch hier eine wichtige Rolle. So hätten vier von fünf der Unternehmen international erkannt, wie wichtig es sei, generative KI und Foundation Modelle nachhaltig zu implementieren und zu skalieren. Ebenso vielen sei bewusst, dass Foundation Modelle einen größeren ökologischen Fußabdruck als klassische IT-Entwicklung haben können. Dennoch habe von den Unternehmen, die eigene Modelle trainieren wollen (acht Prozent), bislang nur etwa die Hälfte vor, die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren. Dies würde die Notwendigkeit konkreter Nachhaltigkeitskonzepte unterstreichen, so die Studienautor:innen abschließend.

www.capgemini.at

Methodik der Studie

Im Rahmen dieser Studie befragte das Capgemini Research Institute im April 2023 1.000 Unternehmen, die am Einsatz generativer KI interessiert sind. Sie sind in 13 Ländern des amerikanischen Kontinents, Europas und des asiatisch-pazifischen Raums tätig.

Parallel zu dieser Befragung wurden Tiefeninterviews mit zehn Führungskräften aus verschiedenen Branchen geführt. Die überwiegende Mehrheit (99 Prozent) der befragten Unternehmen verzeichnet einen Jahresumsatz von über einer Milliarde Dollar, mehr als die Hälfte (55 Prozent) von über fünf Milliarden Dollar.

Methodik der Studie

Im Rahmen dieser Studie befragte das Capgemini Research Institute im April 2023 1.000 Unternehmen, die am Einsatz generativer KI interessiert sind. Sie sind in 13 Ländern des amerikanischen Kontinents, Europas und des asiatisch-pazifischen Raums tätig.

Parallel zu dieser Befragung wurden Tiefeninterviews mit zehn Führungskräften aus verschiedenen Branchen geführt. Die überwiegende Mehrheit (99 Prozent) der befragten Unternehmen verzeichnet einen Jahresumsatz von über einer Milliarde Dollar, mehr als die Hälfte (55 Prozent) von über fünf Milliarden Dollar.

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