Im internationalen Vergleich ist der Maschinenbau in Österreich eine konkurrenz- und wachstumsstarke Industriebranche. Der aktuelle Branchenbericht der UniCredit Bank Austria zum Maschinenbau bestätigt das und zeigt, dass die Branche ihren Wachstumsvorsprung 2022 sogar ausbauen konnte.
2022 Wachstumsvorsprung ausgebaut
Im vergangenen Jahr ist die Maschinenbauproduktion dem Bericht zufolge um 4,9 Prozent und der Branchenumsatz um zehn Prozent auf 33,7 Milliarden Euro gestiegen. Seit 2008 ist die Branchenproduktion um durchschnittlich 2,6 Prozent im Jahr gestiegen, im EU-Schnitt nur um 0,1 Prozent. Gemessen am Plus der Auslandsumsätze von 3,1 Prozent im Jahr, wurde das Wachstum in dem Zeitraum überwiegend im Export generiert.
2022 ist ebenfalls die Zahl der Arbeitsplätze im Maschinenbau um 4,9 Prozent bzw. um 4.300 Stellen gewachsen. Die Beschäftigung in der Industrie legte demnach insgesamt um 2,2 Prozent zu.
Seit 2008 ist die Beschäftigung um 22 Prozent gestiegen, im Vergleich zu sechs Prozent in der Industrie. Mit 91.000 Beschäftigten und einem Anteil von 14 Prozent an der Industriebeschäftigung ist die Branche auch die größte industrielle Arbeitgeberin in Österreich.
Konjunktur verlangsamt sich 2023
Laut dem Bericht seien die Auftragseingänge im Maschinenbau gegen Ende 2022 stark gesunken. Das werde sich in den ersten Monaten 2023 anhand einer Konjunkturverlangsamung zeigen.
Diese Entwicklung sei auch europaweit zu beobachten. Die Unternehmensinvestitionen leiden unverändert unter den hohen Energiepreisen und den wieder steigenden Finanzierungskosten. Ein stärkerer Rückgang der Branchenkonjunktur sei nicht zu erwarten, da die Maschinenbauer noch in der Konjunkturbefragung im Jänner 2023 weiterhin hohe Auftragsbestände und eine Kapazitätsauslastung von 92 Prozent berichteten.
Das heißt, dass aufgestaute Aufträge aufgrund vorhandener Lieferengpässe bei Vorprodukten weiterhin nur verzögert abgearbeitet werden können. Gleichzeitig hat der Arbeitskräftemangel zu Jahresbeginn an Gewicht gewonnen.
Ab der zweiten Jahreshälfte 2023 sollte die Investitionsgüternachfrage in den großen Absatzmärkten der Maschinenbauer:innen wieder an Schwung gewinnen. Schlechtere Konjunkturaussichten seien bei den baunahen Maschinenbausparten im Laufe des Jahres zu erwarten.
"Für 2023 erwarten wir, dass der Maschinenbau etwas an Schwung verliert. Die wirtschaftlichen Unsicherheiten, die hohen Energiepreise und wieder steigenden Finanzierungskosten dämpfen die Investitionsbereitschaft der Maschinenbaukund:innen. Die Gefahr eines stärkeren Rückgangs der Branchenkonjunktur ist derzeit aber gering, da die Maschinenbauer:innen weiterhin über hohe Auftragsbestände berichten", analysiert UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf.
Technologischer Vorsprung als Grundlage
Der Vorteil, den Österreichs Maschinenbau aufweist, sei einerseits der Anteil der F&E-Ausgaben von 4,7 Prozent des Umsatzes und andererseits werden überdurchschnittlich viele Patente in der Branche eingereicht.
Letztendlich seien die F&E-Quoten und Patentanmeldungen nur ein Teil der Innovationskraft eines Unternehmens und es bedarf einer Vielzahl von Aktivitäten, um eine Erfindung zur Marktreife zu bringen.
In der jüngsten Erhebungsperiode 2018 bis 2020 wurden 86 Prozent der heimischen Maschinenbauer als innovationsaktive Unternehmen erkannt, mehr als in allen anderen größeren EU-Maschinenbauländern. Zum Vergleich waren es in Deutschland 84 Prozent und in Italien 73 Prozent.
Wettbewerbsstarke Branche mit guten Perspektiven
Die Innovationsstärke sei wesentlich, um die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Maschinenbauer:innen zu erhalten. Die Personalaufwendungen liegen beispielsweise pro Beschäftigtem im österreichischen Maschinenbau um 22 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Das höhere Branchenwachstum im europäischen Vergleich und die Exporterfolge belegen, dass die österreichischen Maschinenbauer:innen die Kostennachteile in Summe sehr gut kompensieren können.
Der Branche gelinge es also, sich vor Wettbewerber:innen mit reinen Kosten- und Preisvorteilen zu schützen und Marktanteilsverluste bei Standardprodukten großteils auszugleichen. Schon seit Beginn der 90er Jahre werden mit Maschinen aus Österreich wachsende Außenhandelsüberschüsse erzielt, wozu Segmente mit relativ hohen Produktwerten einen wesentlichen Beitrag liefern. 2022 entfiel rund die Hälfte des Exportüberschusses von 5,8 Milliarden Euro auf Maschinen für die Holz- und Steinbearbeitung und Maschinen für die Kunststoff- und Halbleiterindustrie.
Wachstum kann nicht gehalten werden
Die Branche werde das hohe Produktionswachstum der letzten drei Jahrzehnte, von durchschnittlich fünf Prozent im Jahr, langfristig nicht halten können. Dagegen sprechen strukturelle Veränderungen wichtiger Kund:innen, wie der Kfz- und der Papierindustrie, und der zunehmende außereuropäische Konkurrenzdruck.
Gleichzeitig werde der Maschinenbau vor allem von der längst drängenden Dekarbonisierung der Produkte und Produktionsprozesse in allen Industrien profitieren, da die Umstellung in der Regel mit einer Modernisierung des Maschinenparks einhergeht.
"Die Nachfrage nach Umwelt- und Energietechnik wird sich in den nächsten Jahren deutlich beschleunigen. Schon in den letzten Jahren ist der Anteil der Hersteller:innen von Umwelttechnik an der Maschinenbauproduktion in Österreich sukzessive auf 18 Prozent gestiegen", sagt Wolf abschließend.
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