In den letzten Wochen des Jahres 2022 war Österreich stark von Stromimporten abhängig – das ist das Ergebnis einer Analyse der Austrian Power Grid (APG).
Historisches Tagehoch
Demnach musste Österreich wegen der jahreszeittypischen, geringeren Produktion aus erneuerbaren Energien trotz der verhältnismäßig warmen Temperaturen, 1.539 GWh (Gigawattstunden) Strom importieren. Besonders hoch war die importierte Strommenge dabei am 21. Dezember, an dem die Republik ein neues historisches Tageshoch von 100,5 GWh beim Stromimport erreichte.
Auch der 22. Dezember verzeichnete einen neuen Höchstwert: um Mitternacht wurde die historisch höchste 15 Minuten Importleistung von 5.551,6 MW erreicht. Laut Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG, war diese Importleistung und die sichere Versorgung der Kund:innen nur durch die ganzheitliche Verfügbarkeit aller Stromleitungen im APG-Netz möglich. Dies sei durch eine im Herbst international abgestimmte und sicherheitsfokussierte Vorbereitung für diesen Krisenwinter erreicht worden.
Tendenz des sorgsamen Umgangs mit Strom
Im Dezember wurden in Österreich 5.649 GWh Strom verbraucht. Verglichen mit dem Vormonat (5.237 GWh) stieg der Stromverbrauch zwar um rund acht Prozent an, im Vergleich zum Referenzwert der Jahre 2017 bis 2021 wurden dennoch rund drei Prozent Strom eingespart. Analysiert man das letzte Quartal 2022, so bestätige dies die Tendenz des sorgsamen Umgangs mit der Ressource Strom: Von August bis November hat Österreich im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre fast fünf Prozent Strom gespart.
Laut Gerhard Christiner müsse aber weiterhin Strom gespart werden: "Mit dem APG Powermonitor (LEADERSNET berichtete) ist es der österreichischen Bevölkerung möglich, die effektivsten Stromsparstunden zu sehen und einen aktiven Beitrag zu leisten. Gerade aufgrund der allgemeinen, herausfordernden energiewirtschaftlichen Gesamtsituation, bleibt Stromsparen weiterhin das Gebot der Stunde. Es ist erfreulich, dass in den letzten Monaten des Jahres 2022 alle Verbraucher:innen einen wesentlichen Beitrag dazu leisten konnten, den Stromverbrauch bzw. CO2 zu reduzieren. Damit wurden auch die gesamtsystemischen Kosten reduziert und ein wesentlicher Beitrag geleistet, um die Systemsicherheit zu gewährleisten."
Eingriffe in das Stromnetz an 18 Tagen notwendig
Mit den steigenden Anforderungen an das Gesamtsystem Strom würden sich auch die fehlenden Netzkapazitäten zeigen. Mit dem Zuwachs und der vermehrten Integration von erneuerbaren Energiequellen sowie der zunehmenden Elektrifizierung von Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft steigen laut der Analyse die Anforderungen an das Stromnetz stetig.
Die bestehende Netzinfrastruktur verfüge für diese Herausforderungen in immer größer werdenden Zeiträumen nicht über die dafür notwendigen Kapazitäten. Deshalb würden regelmäßig Redispatch-Maßnahmen ergriffen werden müssen, um Engpässe im Stromnetz zu vermeiden und die sichere Stromversorgung des Landes zu gewährleisten. Dabei werde hohen Leitungsbelastungen durch gezielte Eingriffe in den Einsatz von thermischen und hydraulischen Kraftwerken entgegengesteuert.
"Alleine im Dezember waren derartige Eingriffe an 18 Tagen notwendig. Das verursacht Kosten, die letztendlich der Stromkunde bezahlen muss. Zu Jahresende lagen die durch Redispatch-Maßnahmen ausgelösten Kosten des Jahres für den österreichischen Stromkunden bei rund 94 Millionen Euro. Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten würde den Eingriff in den Kraftwerksbetrieb erheblich verringern und die Kosten reduzieren. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur hat daher oberste Priorität", betont Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.
www.apg.at
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