"Crossmedia kommt eine ganz neue und stärkere Bedeutung zu"

Barbara Klinser, Head of FastBridge, im Interview über die neuen Entwicklungen im Digital Marketing.

Barbara Klinser hat kürzlich die Leitung der Digital-Unit der IPG-Mediaagenturen in Österreich, FastBridge, von Doris Riedl übernommen. leadersnet.at plauderte mit ihr über ihre Vorhaben, innovative Lösungen im Social Media Bereich, die "heißen" Themen im Mobile Marketing und was es mit Real Time Bidding auf sich hat.

leadersnet.at: Wohin führt die technologische Entwicklung? Welchen Nutzen können die Kunden beispielsweise  aus Augmented Reality, Ingame Advertising und Location Based Services ziehen?

Klinser: Zunächst: Das ist das wirkliche schöne am Digital Marketing – unseren Kunden und uns wird nie langweilig werden - eben genau aufgrund der laufenden technologischen Entwicklungen. Im Moment gibt es in Österreich nach wie vor bei vielen dieser Trends die Möglichkeit, First Mover zu sein. Wenn ein Kunde zu uns kommt und fragt, ob er beispielsweise in eine Augmented Reality App investieren soll, so sehen wir es als unsere Aufgabe, genau zu bewerten und abzuwägen, unter welchen Voraussetzungen sich diese Investition lohnen kann.
Gerade im Bereich der Location Based Services sehe ich aktuell großes Potenzial, wie auch der aktuelle MMA Report belegt: Wir sind ein Smartphone-Land.

Auch Social Media ist „angekommen“, die Relevanz wird weitgehend nicht mehr hinterfragt. Die spannende Entwicklung, die sich daraus ergibt sind Location Based Services im Social Web oder in enger Anbindung zum Social Web. Hier ist es unsere Aufgabe, intelligente Konzepte für unsere Kunden zu bieten und gemeinsam mit ihnen zu erarbeiten, wie sie diese Entwicklung am besten für sich und ihr Business nutzen können.

leadersnet.at:  Können Sie Ihren Kunden auch Lösungen im Bereich Social Media anbieten?

Klinser: Wir betreuen einige Kunden in diesem breiten Feld und sind laufend dabei, unser Portfolio hier zu erweitern. Für einige Kunden haben wir bereits die komplette Konzeption der Facebook Präsenz verantwortet und sind auch für das laufende Community Management und die Weiterentwicklung und Erstellung von Apps verantwortlich. Auch im Bereich des Social Media Monitorings und der Analyse sind wir erfahren und bieten ein breites Spektrum an Möglichkeiten – sowohl für lokale als auch für internationale Kunden und Märkte.
Den zukünftigen Fokus möchte ich aber vor allem auf das Monitoring sowie die Konzeption und strategische Beratung legen. Denn gerade in diesem Bereich ist es essentiell, von Anfang an auch die Social Media Kommunikation in die Gesamt-Kommunikation zu integrieren – und hier können wir als Digital-Unit mit unserer Anbindung zur Klassik perfekt den Bogen spannen.

leadersnet.at:  In Mobile Media Zeiten rückt auch Mobile Marketing in den Blickpunkt. Was gibt es hier Neues?

Klinser:  Neben laufend neuen technologischen Entwicklungen und Werbeformen gibt es hier zwei Dinge, die dieses Thema tatsächlich bewirkt: Wir binden Mobile Advertising so gut wie immer in den Digital-Mix ein, wenn unsere Zielgruppe mobil auch gut zusätzlich erreichbar ist. In Zeiten des „Multiscreen-Konsumenten“ ist es auch klar unsere Aufgabe, diesen auf möglichst vielen Screens mit unserer Botschaft zu erreichen. Was uns hier sehr hilft ist einerseits die Tatsache, dass die Belegung mobiler Umfelder immer einfacher und kosteneffizienter wird, auch die zunehmende Verbreitung von Tablets erleichtert uns die Argumentation, denn  natürlich sehen sich auch viele Kunden gerne in diesen Umfeldern platziert.  Die erstmalige Ausweisung des mobilen Traffics in der ÖWA Basis unterstreicht unsere Strategie – 10% des Traffics kommen von  mobilen Endgeräten. Diese 10% gar nicht zu beachten und zu erreichen, ist aus unserer Sicht unklug.

Wo es im Advertising Handlungsbedarf gibt, ist der technische Aspekt: Hier sehen wir sehr oft, dass auch die mobilen Zugriffe auf nicht mobil-optimierte Websites werblich relevante Anteile ausmachen und hier gibt es noch zu wenig standardisierte Alternativen zu Flash-Werbemitteln, die über alle belegten Websites  technisch einfach und einwandfrei funktionieren.

leadersnet.at:  Worin liegt der große Vorteil?

Klinser: Der große Vorteil von Mobile Media liegt aber vor allem darin, dass sich durch das Smartphone so viele – eigentlich voneinander unabhängige – Mediagattungen einfach verknüpfen lassen. Dadurch kommt dem früheren Schlagwort „Crossmedia“ wieder eine ganz neue und starke Bedeutung zu: Wir sind als Mediaagentur gefordert und haben die Chance, crossmedial zu agieren und unsere Media-Empfehlung kanalübergreifend zu entwickeln.

leadersnet.at: Was sind derzeit die spannendsten Entwicklungen am Online-Markt?

Klinser: Ein Thema, über das gerade viel gesprochen wird, ist Real Time Bidding. Hier ist Österreich sicher ein spezieller Markt, da bei uns in vielen Teilbereichen die Publisher dominieren und diesem Thema verständlicherweise skeptisch gegenüberstehen – in anderen Märkten sind es viel mehr die Vermarkter. Wir werden auf dieses Thema aufspringen, auch wenn es langsamer geschehen wird.

Als Agentur sehen wir hier aber auch Potenzial in der Ergänzung zu klassischen Display Kampagnen, vor allem für E-Commerce Kunden, die großen Wert auf Performance legen und Abschlüsse als klares Ziel definieren.
Spannend ist aus meiner Sicht vor allem die Herausforderung des Umdenkens, vor das uns Real Time Bidding stellt: Ganz anders als bisher wird hier nicht mehr Inventar auf speziellen Seiten, in Umfeldern oder bei Vermarktern gebucht sondern „die Zielgruppe“, wo auch immer sie sich gerade bewegt – und entscheiden in Echtzeit, wie viel uns diese Zielgruppe gerade wert ist. Das stellt sicher eine kleine Revolution in vielen Köpfen dar.

Die aktuellen „heißen“ Themen sind aber sicherlich Mobile Marketing, die viel diskutierte „Cookie-Thematik“ sowie Video Advertising und in diesem Zusammenhang der Antrag des ORF für die Bewegtbild-Vermarktung der TVthek. Hier bleiben wir gespannt, wie es weitergehen wird.

leadersnet.at:  Beim Werbeplanung.at Summit wurde immer wieder vom baldigen „Ende“ der Display ADs gesprochen. Teilen Sie diese Meinung?

Klinser:  Nein, ich teile diese Meinung nicht wirklich. Display Ads haben ihre Berechtigung – und das auch nachweisbar und messbar. Wir sehen, dass Abschlüsse auch durch den Kontakt mit Bannern entstehen, wir wissen, dass auch gut gemachte Banner gemerkt und erinnert werden. Vor allem interessant ist aber das Zusammenspiel zwischen beispielsweise Display Ads und Suchmaschinenwerbung:  Hier lässt sich messbar belegen, dass der gleichzeitige Einsatz beider „Tools“ zu besserer Gesamt-Peformance führt als es nur Search-Anzeigen oder nur Display Ads liefern können.

Wichtig ist auch, die Customer Journey zu analysieren und zu verstehen und den User dementsprechend mit Display Ads anders anzusprechen als mit einer Anzeige auf google.at Tatsache ist aber, dass Display Ads in Zukunft nicht die einzige Rolle im Digital Marketing spielen können und sollen. Es geht in zwei Richtungen:
Performance einerseits – dafür werde ich Display Ads im digitalen Mix nach wie vor brauchen.
Und Awareness im Zusammenspiel mit Interaktion anderseits – hier sehe ich Display Ads vor allem als Bestandteil einer umfassenderen Kommunikation, die in Dialog und Interaktion mündet.

www.fastbridge.at

Barbara Klinser

Von 2005 bis 2009 war die studierte Medienmanagerin bei FastBridge im Bereich Client Service Management und Projektmanagement tätig. Zuletzt war die Kärntnerin als Senior Online Marketing Manager bei Orange Austria für den gesamten Online Marketing-Bereich zuständig.

Barbara Klinser

Von 2005 bis 2009 war die studierte Medienmanagerin bei FastBridge im Bereich Client Service Management und Projektmanagement tätig. Zuletzt war die Kärntnerin als Senior Online Marketing Manager bei Orange Austria für den gesamten Online Marketing-Bereich zuständig.

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