"Österreich setzt aufs Pferd anstatt aufs Auto"

Heftige Sager zum Start des Werbeplanung.at Summit.

"Das Internet und die echte Welt sind das Gleiche", erklärte der charismatische Google Nord- und Zentraleuropa-Vice President Matt Brittin bei seiner Eröffnungs-Keynote. "Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen e-Commerce und Commerce." Auch wenn der Vortrag unter den Erwartungen blieb und keine neuen Erkenntnisse brachte, so kann sich Google über die Online- und Mobile-Entwicklung freuen: In Europa erfolgen bereits je nach Land zwanzig bis fünfzig Prozent aller Google-Searchanfragen über das Mobiltelefon.

Entwicklungsland Österreich?

Im gleich darauffolgenden Mediengipfel der von Anchorman Armin Wolf moderiert wurde, bekam Österreich trotz der hohen Handynutzung einen Online-Entwicklungsland-Status attestiert - zumindest was die Werbung in Online-Medien betrifft. "Österreich setzt aufs Pferd anstatt aufs Auto", gab Patricia Käfer vom Medienhaus Wien gleich zu Beginn Gas. Vielzusehr würde die Aufmachung von Online-Medien diskutiert werden, die strategischen Zugänge hingegen vielzuwenig. Moderator Armin Wolf schlug in die gleiche Kerbe: "Auf der ganzen Welt ist das Fernsehen die Nummer 1 am Werbemarkt, in Österreich ist es Print." Trotz des Mediennutzungsverhaltes, das viel mehr über Online-Kanäle laufe und weniger im Print stattfinde, werde weiter fleißig Geld in die Printwerbung gesteckt meinte Christopher Sima von United Internet Media.

Thema waren auch die Online-Werbeeinnahmen des ORF: "Der ORF ist der einzige öffentlich-rechtliche Sender, der seine Online-Medien vermarkten darf", so Sima. "Diese Werbeeinnahmen fehlen der Privatwirtschaft." Thomas Prantner vom ORF war von dieser Aussage wenig überraschend gar nicht angetan - er forderte vielmehr eine gemeinsame Aufarbeitung des Marktes. "Es kann ja nicht sein, dass es immer wieder nur darum geht auf den ORF hinzuhauen."

"Stiefkind" Online

Axel Bogocz von der Verlagsgruppe News ist auf seine nur 5-prozentigen Werbeeinnahmen, die aus den Online-Portalen generiert werden nicht stolz. Er sieht Verbesserungspotential und arbeitet intensiv an neuen Strategien. "Die Zusammenlegung der Portale Format und Trend waren dabei sicherlich ein wichtiger Schritt." Immerhin erfolgte ein neidvoller Blick auf Wolfgang Bretschko von der Styria Media Group AG, der sich laut seinen Aussagen bereits acht Prozent seiner Werbeeinnahmen online holt. "Wir haben mit der "Digital Performance Unit" eine Holding gegründet, die die digitale Vermarktung übernommen hat." Seiner Meinung nach liegen die hohen Buchungen von Printwerbung mitunter an der guten Qualität der heimischen Medien. "Die Österreicher halten nach wie vor ihre Tageszeitung lieber in der Hand, als sie online zu lesen."

"Schlußendlich behandeln die Verlage ihre Portale stiefmütterlich, in gute Vertriebsmitarbeiter wird zu wenig investiert" so Sima. Peter Mayrhofer von twyn group sieht das Problem darin, dass auch die Agenturen selbst zu wenig Wert auf das Online-Thema legen. "Oft fehlt‘s auch an Know-how."

"Der Online-Markt ist in Österreich unterentwickelt", erklärt Käfer. "Die klassischen Display-Ads werden an Bedeutung verlieren und neue Strategien sind gefragt."

Obwohl bereits 44 % der österreichischen Online-Werbespendings zu Google fließen, sehen Bretschko und Bogocz das relativ entspannt - Prantner hingegen nicht, sondern vielmehr als dringendes Signal neue Strategien zu entwickeln. (red)

werbeplanung.at

Werbeplanung.at Summit 12 - Fotos C.Mikes

Werbeplanung.at Summit 12 - Fotos C.Mikes
2012-07-12
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