Klassische Verbrechen nahmen durch die Corona-Krise ab, die Pandemie hat aber deutliche Auswirkungen auf die häusliche Gewalt, wie aus der Kriminalstatistik des Jahres 2020 hervorgeht. Seit Beginn der Pandemie melden Hotlines für Gewaltopfer in vielen Ländern steigende Zahlen. Doch viele wagen diesen Schritt aus Angst vor dem Partner nicht.
Vorwand für Hilfesuchende
In Polen wurde kürzlich ein Fake-Kosmetika-Shop gelauncht, an den sich Hilfesuchende unter einem Vorwand wenden können. "Rumianki I bratki" (Kamille und Stiefmütterchen) lautet der Name des Shops.
"Auf unserer Seite bieten wir Fake-Cremes und -Natur-Kosmetika an. Wir schalten auch Werbung dafür. Frauen können uns per SMS, E-Mail, Facebook Messenger oder telefonisch kontaktieren", so Hanna Kobus, die als Freiwillige bei dem Projekt an Bord ist zur Süddeutschen Zeitung. "Eine Frau meinte zum Beispiel, sie habe Probleme mit ihrer polnischen Gesichtscreme, denn da sei Alkohol drin und verursache Entzündungen. Da weiß ich also, aha, diese Frau hat einen gewalttätigen Alkoholiker im Haus und kann nicht offen sprechen", so Kobus weiter. Wenn eine Frau eine Bestellung aufgibt und ihre Adresse angibt, gilt das als Zeichen, die Polizei zu rufen. Wenn der Gewalttätige den Browser-Verlauf kontrolliert, sieht er nur, dass die Frau nach Cremes gesucht hat.
"Shops" in weiteren Ländern geplant
Die Herausforderung des Projektes liege Kobus zufolge darin, eine Balance zwischen unserem Anliegen zu finden, dass uns alle kennen, die uns brauchen, aber keiner der Täter. Weitere Shops könnten dem Bericht zufolge bald in Großbritannien, Australien und weiteren Ländern entstehen. Auch in Frankreich gibt es ein ähnliches Modell: Gewaltopfer können in der Apotheke nach einer speziellen Maske fragen – ein unauffälliges Codewort dafür, dass sie Hilfe suchen. (jw)
www.facebook.com/rumiankiibratki
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