Amerika ist dafür bekannt, dass viele Verhandlungen - vom Office bis in den Gerichtssaal - über Deals ablaufen, über die man ob ihrer (fragwürdigen) Fairness in anderen Ländern die Nase rümpfen würde. Ein geheimer Deal zwischen zwei Konzernriesen, über dessen in jedem System unfaire Details nun ans Licht kamen, landete nun vor einem Gericht im US-Bundesstaat Texas.
Klare Nachteile für werbende Konkurrenz
Bei den beiden Vertragspartnern handelt es sich um Google und Facebook. Wie die New York Times, der Dokumente zum Deal vorliegen, berichtet, sollen die beiden Milliardenkonzerne einen streng geheimen Werbedeal miteinander abgeschlossen haben, der den beiden Unternehmen viele bequeme Vorteile bringt während er die Konkurrenz am Werbemarkt einschränkt. So lautet auch der Vorwurf, der nun im Rahmen einer gerichtlichen Klage öffentlich gemacht wurden. Die Konkurrenzschädlichkeit des Deals, der laut NY Times unter dem Namen "Jedi Blue" lief und nun von anderen Google-Werbepartnern sowie Regulatoren angeprangert wird, wird sowohl von Facebook als auch von Google heftig dementiert.
Aber worum ging es in diesem ominös betitelten Deal nun genau? Konkret geht es um Aktivitäten im sogenannten Header Bidding, das im Fachjargon des Online-Marketing den automatischen Handel zwischen dem Anbieter einer Webseite, der eine Werbung ausspielt, und den dort Werbenden beziehungsweise Werbe-Interessenten beschreibt und nach dem alten Prinzip von Angebot und Nachfrage funktioniert: Demnach bekommt jener Bieter den Zuschlag, der dazu bereit ist, den höchsten Preis für einen Werbeplatz zu zahlen. Wie der Standard berichtet, erlaubt Google mit seinem Open Bidding auch, dass Netzwerke an Werbeaustäuschen erfolgen können. Und hier soll sich auch Facebook eingeschaltet haben. Um die Konkurrenz auszubooten und die eigenen Interessen von Mark Zuckerbergs Social Media Imperium zu sichern, soll es vorsorglich Absprachen im Hintergrund gegeben haben.
Eine Hand wäscht die andere
Der "Jedi Blue"-Deal soll beiden Vertragspartnern mehr als nur einen erheblichen Vorteil geboten haben: So geht aus den Dokumenten hervor, dass der Suchmaschinengigant es Unternehmen aus Facebooks Werbenetzwerk erlaubt haben soll, Werbung im Google-Network zu platzieren. Zudem soll Facebook und seine Partner mehr Zeit eingeräumt worden sein, um für Werbeplätze zu bieten und auch die Option bekommen haben, direkt Geschäfte mit Webseitenbetreibern zu machen. Außerdem soll Google Facebook dabei unterstützt haben, seine Werbekunden besser zu verstehen.
Bei so vielen Vorteilen für Facebook stellt sich die Frage, was Google im Gegenzug dafür erhalten hat. Die Antwort: Der Social Media Riese soll sich dazu verpflichtet haben, bei mindestens 90 Prozent aller Auktionen, bei der Nutzer identifiziert werden können, mitzubieten - also so gut wie bei jeder Auktion als prominenter und preistreibender Bieter vertreten zu sein. Außerdem soll Facebook sich dazu bereit erklärt haben, mindestens 500 Millionen US-Dollar für Google-Werbung auszugeben.
Von "existenziellen Risiken" und "Konkurrenzsteigerungsmaßnahmen"
Was das für die Konkurrenz bedeutet, illustriert der Umstand, dass Facebook im Vorfeld des geheimen Mega-Deals mit Google bereits Header Bidding mit Publikationen wie der Washington Post und Forbes getestet hatte und diese Pläne mit "Jedi Blue" schließlich gänzlich aufgab. Im Prozess wird aus einer Mail eines Google-Mitarbeiters zitiert, aus der hervorgeht, dass Google Facebooks Eintritt zu diesem Zeitpunkt als ein "existenzielles Risiko" betrachtete, und dass man nun im Unternehmen "alle Hände an Deck" benötige.
Wie bereits erwähnt sehen sich sowohl Facebook als auch Google unrechtmäßig auf der Anklagebank. So gibt Google an, dass die Klage den Deal und andere Details über den Online-Werbemarkt falsch darstelle: Demnach gebe es laut Google etwa "viel mehr Konkurrenz", als behauptet werde. Bei Facebook wiederum betrachtet man Abmachungen dieser Art als "hilfreich", um "die Konkurrenz zu steigern".
IT-Riesen im Kreuzfeuer der Kritik
Sowohl Google als auch Facebook sehen sich dieser Tage vermehrt im Visier der Kritik, gegen beide Unternehmen wurden eine Reihe an Klagen eingebracht. Gegen Facebook läuft aktuell gar ein enormes Verfahren der US-Regierung mit 48 Bundesstaaten, in dem Mark Zuckerbergs Unternehmen der Vorwurf des unlauteren Wettbewerbs gemacht wird. Der Grund hierfür ist die bereits länger zurückliegende Übernahme von Instagram und Whatsapp. Der Messengerdienst war zuletzt in die Kritik geraten, weil durch ein Update, das für 8. Februar angesetzt war, User der Messenger-App Daten mit Facebook teilen müssten, um den Kurzachrichtendienst weiter nutzen zu können. Nachdem in der Folge massenweise User zur Konkurrenz wie Signal und Telegram abgewandert waren, vertagte WhatsApp dieses Update auf 15. Mai, wie unter anderem BBC berichtete. (rb)
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