41,3 Millionen Euro Corona-Verlust: So geht es dem Wiener Flughafen im zweiten Lockdown

Beinahe drei Viertel weniger Passagiere und halbierter Umsatz, rote Zahlen und letzte Hoffnungen in Schwechat.

Es sind keine Neuigkeiten, dass die gesamte Flugbranche durch die anhaltende Coronakrise mehr als schwer getroffen wurde. Dass die Austrian Airlines und ihr Heimatflughafen, der Flughafen Wien in Schwechat, davon nicht ausgenommen sind, ebenso. Dennoch lohnt sich zu Beginn des zweiten Lockdowns und vor dem erwartungsgemäß harten Corona-Winter ein Blick auf die Zahlen.

Nachdem die Austrian Airlines bereits Anfang November kommunizieren musste, dass sich die Verluste der Frühlings- und Sommermonate durch die Coronakrise weiter ausgeweitet haben (LEADERSNET berichtete), schlitterte auch der Flughafen Wien Schwechat in den ersten drei Quartalen 2020 per Direktflug in den roten Zahlen und schrieb rund 41 Millionen Euro Verlust. Die Einbrüche sind sowohl an Passagierzahlen als auch dem Umsatz zu sehen, und angesichts der unentspannten Lage und des zweiten harten Lockdown rechnet der Vorstand mit einem noch größeren Verlust für das Gesamtjahr nachdem sich der Verkehrsrückgang zuletzt fortgesetzt hatte. Alle Hoffnung liegt nun auf Corona-Schnelltests und den neuen Impfstoffen.

Der Umsatz des Flughafen Wien brach um knapp 57 Prozent auf 277 Millionen Euro ein. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel um mehr als 80 Prozent auf 62,3 Millionen Euro und das operative Ergebnis (Ebit) drehte in die Verlustzone, auf minus 43,6 Millionen Euro. Die Flughafenchefs Julian Jäger und Günther Ofner rechnen beim Ebitda für das Gesamtjahr 2020 offen mit einer Bandbreite von 55 bis 60 Millionen Euro und mit einem Nettoverlust von 75 bis 85 Millionen Euro vor Minderheiten.

Tiefrote Zahlen an allen Fronten

"Belastet wird das Ergebnis durch die im dritten Quartal vorgenommene Abschreibung von 6,9 Millionen Euro auf das Revitalisierungsprojekt Pier Ost, das krisenbedingt wegfällt", erklärte der Flughafen am Dienstag in einer Aussendung. Das Nettoergebnis vor Minderheiten wurde ebenfalls rot, es lag bei minus 41,3 Millionen Euro. Die Nettoverschuldung hat sich gegenüber Ende 2019 (81 Millionen Euro) mehr als verdoppelt (162 Millionen Euro).

"Der Verkehrsrückgang am Flughafen Wien-Schwechat setzt sich weiter fort, derzeit liegt das Passagieraufkommen deutlich unter 20 Prozent des Vorjahres. Für das Gesamtjahr 2020 erwarten wir zwischen 7,6 Millionen und 7,8 Millionen Fluggäste am Standort Wien-Schwechat", so Vorstand Julian Jäger. 

 

Millionenschweres Sparprogramm

Angesichts der herausfordernden Lage inmitten der Coronapandemie hat der Flughafen bereits im September drastische Sparmaßnahmen verhängt und die zwei größten Bauvorhaben, die Sanierung des Pier Ost und die Erweiterung von Terminal 3, auf Eis gelegt. Der Airport verwies am Dienstag erneut auf das Sparprogramm im Umfang von 220 Millionen Euro, das um 100 Millionen Euro reduzierte Investitionsprogramm und die unternehmensweite Kurzarbeit für rund 6.000 Beschäftigte, die die Eckpfeiler der Krisenbewältigung seien.

All diese Maßnahmen sind leider auch mehr als notwendig, da eine Entspannung der Lage derzeit nicht in Sicht ist. Bereits die AUA hatte den kommenden Winter in mehr als nur einer Art und Weise als "hart und kalt" prognostiziert. Im vergangenen Oktober lag das Passagieraufkommen auf dem Flughafen in Schwechat um 86,7 Prozent unter dem Vorjahresmonat, die Flugbewegungen um 70,3 Prozent darunter. Von Jänner bis Oktober verzeichnete der Standort Wien-Schwechat nur 7,4 Millionen Reisende, ein Rückgang von 72,4 Prozent. In der gesamten Gruppe betrug das Minus 72,8 Prozent auf 9,2 Millionen Fluggäste.

Alle Hoffnung liegt auf Schnelltests und Impfungen

Trotz der düsteren Lage setzen Flughafen und AUA auf Kooperation und Positivität: Um weiter und sicher fliegen zu können, setzt man direkt am Flughafen auf Antigen-Schnelltests. Der gemeinsam mit den Austrian Airlines (AUA) laufende Probebetrieb sei sehr erfolgreich, AUA-CEO Alexis von Hoensbroech zeigte in einem Video auf Social Media (siehe oben) vor, wie es geht. 

Testverfahren dieser Art sollten wenn es nach der Austrian und dem Flughafen Wien geht, europaweit flächendeckend eingesetzt werden, um Tourismus und Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, so Julian Jäger. Außerdem brauche es europaweit und global einheitliche Reisebestimmungen. Weitere Erleichterung verspricht man sich ab dem zweiten Halbjahr 2021, wenn die ersten Impfstoffe eingesetzt werden können. Ab diesem Zeitraum hofft man auf eine "deutliche Erholung im Reiseverkehr". (rb)

www.viennaairport.com

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV