"Daten weg, Firma weg"

Das Schweizer Datensicherungsunternehmen MOUNT10 startet seine Internationalisierung von Österreich aus. Die Führungsriege Christoph Oschwald und Alfred Hunziker sowie Rechtsanwalt Gerald Ganzger im exklusiven Interview über das Zukunftsgeschäft "Data Defense" und warum man sich spätestens jetzt damit befassen sollte.

Die MOUNT10 AG bietet eine vollautomatische, standardisierte Datensicherung – via Internet werden die wichtigsten Unternehmensdaten in ein Schweizer Bergmassiv transferiert und werden dort sicher aufbewahrt. LEADERSNET hat Christoph Oschwald, Delegate of the Board, und Alfred Hunziker, Mitglied der Geschäftsleitung MOUNT10 International Markets, sowie Rechtsanwalt Gerald Ganzger zum Interview gebeten.

LEADERSNET: MOUNT10 betritt den österreichischen Markt. Was verbirgt sich hinter diesem klingenden Namen?

Oschwald: MOUNT10 ist die digitale Rückversicherung jedes Unternehmens. Wenn man sich IT-Strukturen in Unternehmen genauer anschaut, stellt man fest, dass es drei Risiken gibt, die keine IT abdecken kann, egal wie gut sie ist. Das sind Cyberkriminalität sowie die Eigen-Risiken und Rest-Risiken. Data-Backup ist selbstverständlich und wichtig, aber es schützt nicht konsequent vor Datenverlust und -Manipulation. Sind die Daten weg, ist die Firma weg, sagt man nicht so flapsig daher, sondern wird immer mehr zur Realität.

Hier kommen wir ins Spiel. Wir haben uns bereits in den letzten acht bis zehn Jahren darauf spezialisiert, eine Aufgabe wahrzunehmen, die erst jetzt eintrifft. In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird "unsere Wissenschaft", Data Defense, immer mehr an Bedeutung gewinnen.Der Schritt nach Österreich erfolgt nun durch die Gründung des internationalen Teiles der Firma. Alfred Hunziker wird diese Entwicklung forcieren.

Damit wir das juristisch und organisatorisch richtig machen, ist Dr. Ganzger an Bord. Die Schweiz ist ja außerhalb der EU, in Österreich müssen wir uns ein bisschen anpassen.

LEADERSNET: Wo verbirgt sich ihre Datenfestung?

Oschwald: Unsere Zentrale ist in Zug, dort sind die Mitarbeiter, die Maschinen befinden sich tief im Inneren der Schweizer Berge. Wir betreiben zwei Rechenzentren in alpinen Gefilden. Daher auch der Name: Wieviele Berge braucht man um die Daten des Planeten aufzunehmen, es waren elf. Aber wir haben es auf 10 gedrückt: MOUNT10, was wie Mountain klingt.

LEADERSNET: Für welche Unternehmen eignen sich ihre Leistungen?

Oschwald: Unser Angebot ist für jedes Unternehmen sinnvoll, nicht nur für große Player. Für jeden sind ja seine Daten die einzigen, die er hat. Ob es einen Großen tödlich trifft, oder einen Kleinen, ist dasselbe.

LEADERSNET: Wie groß ist der Markt des "Data Defense" eigentlich?

Oschwald: Data Defense wird in der EU in den nächsten fünf Jahren ein Volumen von rund 25 Milliarden Euro annehmen. 250 Millionen Arbeitsplätze sind IT-connected. Wir sind hier in einer Pole Position, und das als kleines Unternehmen. Unsere Herausforderung liegt darin, diesen Markt so effizient und professionell adressieren zu können und die Spitzenposition zu halten.

Neben sehr viel Geld, reden wir auch von sehr viel Verantwortung. Wir sind dankbar, acht Jahre Vorlaufzeit gehabt zu haben, zu tunen und zu schrauben. Nun versuchen wir, sehr schnell zu wachsen, ohne dass die Schrauben rausfliegen.

LEADERSNET: Welche besondere Rolle spielt Österreich für Sie?

Oschwald: Wir sind international aufgestellt und haben etwas über 3000 Kunden. Wir sind bereits profitabel und alle Zeichen stehen auf Expansion. Österreich ist für uns besonders wichtig, weil es das erste Land außer der Schweiz ist, das wir systematisch bearbeiten dürfen. Man kann also jedenfalls sagen, dass die Lernphase der Internationalisierung in Österreich stattfindet.

Einen Mitbewerber in Österreich gibt es nicht. Wir sprechen bildlich von einem "Blue Ocean" – es gibt keine Kunden, keine Produkte, aber auch keine Mitbewerber. Online-Backup-Anbieter gibt es einige, aber im Bereich Data-Defense ist noch niemand tätig.

LEADERSNET: Data-Defense - bedeutet das nicht einfach Back-up in einem neuen Wording?

Oschwald: Nein, aber neu sind auch die Positionierung und die Verpackung: Bisher haben wir vor allem in Richtung Technik in die IT-Abteilung kommuniziert. Jetzt kommunizieren wir zum ersten Mal ins C-Level. Das Produkt stellt sich als Unternehmensversicherung dar, wir befinden uns damit also im Insurtech-Bereich.

LEADERSNET: Was können Sie ihren Kunden garantieren?

Oschwald: Wir garantieren, dass sie niemals überlebenswichtige Unternehmensdaten verlieren und dass jede Datenmanipulation nachträglich entdeckt und behoben werden kann. Egal, woher ihre Daten kommen und wohin sie nach einem Angriff oder einer Katastrophe in  der Firma übermittelt werden müssen. Dafür würde ich mir sogar einen Finger abhacken.

LEADERSNET: Welche Bedeutung kommt nun der rechtlichen Komponente in diesem Zusammenhang zu?

Ganzger: Wir haben das ganze Datenschutzsystem für Österreich und die EU hinsichtlich DSGVO aufgebaut. Datensicherheit wird immer wichtiger, es ist aber immer noch sehr schwierig, das bei CEOs zu verankern.
Im Moment sind alle auf Corona fixiert. Noch vor einem Jahr hätte sich niemand eine Pandemie vorstellen können und keiner hätte in den Schutz davor investiert. So ähnlich ist es jetzt mit Data Defense. Das Risiko ist aber bereits da.

LEADERSNET: Hat die DSGVO dafür nicht Bewusstsein generiert?

Ganzger: Die DSGVO hat sicher Bewusstsein für das Thema geschaffen und das hat zu Ausgaben in diese Richtung geführt. Datensicherheit ist dabei aber relativ weit hinten, alle haben die formellen Dinge wie Datenschutzerklärungen erledigt, Data Defense haben aber viele ausgeblendet.

Zu bedenken ist auch, dass Data Defense mit der Versorgungssicherheit (auch zu Blackouts wird kaum Vorsorge getroffen) zusammenhängt. Durch die Pandemie sind diese Themen jetzt leichter zu kommunizieren. Das ist eine gute Basis für MOUNT10.

LEADERSNET: Gibt es eine Checkliste für den Datenschutz?

Ganzger: Nein, Datensicherheit ist zwar eine Grundforderung der DSGVO. Das Besondere ist aber, dass nicht drinnen steht, was man machen muss, es gibt keine Checkliste oder Ähnliches, sondern es liegt in der Verantwortung des einzelnen Anwenders, das Schutzniveau herzustellen – das ist eben via MOUNT10 bestens möglich.

Wer Daten verarbeitet, ist selbst dazu aufgerufen, das Schutzniveau herzustellen. Wenn er es nicht macht, trägt er die Konsequenzen laut DSGVO. Die Tragweite dieses Paragraphen ist nicht allen bewusst.

LEADERSNET: Es scheint, als würden wir bei der Bewusstseinsbildung noch am Anfang stehen?

Hunziker: Das ist leider so. Dabei ist jeder Unternehmer betroffen, auch wenn er heute denkt, er braucht es nicht. Aber wenn die Daten dann weg sind, ist das Lebenswerk zerstört.



LEADERSNET: Öffentlichkeitsarbeit spielt in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Was steht bei Ihnen diesbezüglich auf der Agenda?

Oschwald: Wir haben uns in der Öffentlichkeitsarbeit immer auf Dinge konzentriert, die dadurch, dass man sie professionell macht, das Risiko entschärfen. Unser Testimonial Dario Costa ist ein sehr gutes Beispiel, denn was er macht – er ist Red Bull Air Race-Pilot – ist grundsätzlich gefährlich. Aber die Art und Weise, wie er es tut, macht es beherrschbar und attraktiv. Genauso wie bei Data Defense. Die Message passt also.

LEADERSNET: Vor der digitalen Verantwortung kann sich Keiner mehr drücken?

Oschwald: Nein, Informatik ist das Zentrum jedes Unternehmens geworden und zu groß, um alle Bereiche dabei selber stemmen zu können. Man kommt künftig gar nicht daran vorbei, Partnerschaften zur Datenversicherung einzugehen.

LEADERSNET: Könnten das nicht auch Versicherungen übernehmen?

Oschwald: Nein, denn Versicherungen sind nicht mehr in der Lage, jeden Schaden mit Geld gut zu machen. Das ist aber nicht jedem bewusst. In der Schweiz sind wir daher schon dabei, Kooperationen mit den großen Versicherungen einzugehen. (jw)

www.mount10.com

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