LEADERSNET: Frau Fuhrheer, Sie sind bereits seit Jahrzehnten bei der Mediaprint tätig und seit 2017 sind Sie Geschäftsführerin. Wie haben Sie es an die Spitze des Unternehmens geschafft?
Fuhrheer: Ich habe in den 80er Jahren, während meines Studiums an der WU Wien, begonnen hier zu arbeiten und bin dann sozusagen "hängengeblieben". Ich habe im Vertrieb bei der Kronen Zeitung angefangen und habe in der Folge mehrere Stationen durchlaufen. Ich bin unter anderem nach Ungarn gegangen, habe Gratiszeitungen wie das Bezirksjournal oder die Fundgrube gemacht und bin dann wieder direkt zurück in die Mediaprint und habe ich mich unter anderem um die Bereiche Hauszustellung, Logistik und Aboverwaltung gekümmert. Danach bin ich ins Controlling gewechselt und vor drei Jahren durfte ich dann die Geschäftsführung in der Mediaprint übernehmen. Diese Tätigkeit macht mir sehr großen Spaß.
LEADERSNET: Die Coronakrise hat auf die Medienbranche tiefgreifende Auswirkungen. Was bedeutet dies für die Mediaprint?
Fuhrheer: Wir haben uns in den vergangenen Monaten, vor allem was das Thema Digitalisierung betrifft, versucht neu auszurichten – und zwar schneller als es ursprünglich geplant war. Wir haben in kürzester Zeit die Plattform Österreich.Reise ins Leben gerufen. Die Idee dafür ist im April entstanden und im Juni sind wir bereits online gegangen. Das Portal wurde im Haus, ohne externe Begleitung, programmiert und konzipiert. Gleichzeitig haben wir uns an der Auto-Plattform Zweispurig.at beteiligt. Wir werden im zweiten Halbjahr 2020 im Rubrikenmarkt noch weitere Plattformen launchen.
LEADERSNET: Corona hat viele Unternehmen regelrecht gezwungen, beim Thema Digitalisierung aufs Gas zu drücken. Aber natürlich steht und fällt in diesem Zusammenhang vieles mit den Mitarbeitern. Wie schaffen Sie es Ihre Mitarbeiter "digital zu machen"?
Fuhrheer: Das ist derzeit tatsächlich die größte Herausforderung in unserem Haus. Auf der einen Seite gibt es Mitarbeiter, die dem Thema gegenüber sehr aufgeschlossen sind. Auf der anderen Seite engagieren wir neue Mitarbeiter, die digitalaffin sind. Denen müssen wir dann eher Print beibringen, da dies auch weiterhin eine große Rolle für uns spielt. Die Kombination muss nämlich Print und Digital sein, da wir auf rein digitaler Ebene nicht diese Umsätze erwirtschaften könnten, die wir im Printbereich immer noch generieren.
LEADERSNET: Haben Krone und Kurier Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung?
Fuhrheer: Da muss man differenzieren: Krone und Kurier als Verlag haben ihre jeweiligen digitalen Plattformen und performen beide seit vielen Jahren schon hervorragend. Wir als Mediaprint haben im Vermarktungs- und Rubrikensektor schon einen Nachholbedarf und das werden wir in den kommenden zwei Jahren extrem forcieren.
LEADERSNET: Welche Entwicklungen gibt es international am Medienmarkt, die für die Mediaprint interessant sind?
Fuhrheer: International haben manche Verlagshäuser einen komplett anderen Weg gewählt. Springer hat beispielsweise den größten Teil seines Printgeschäftes abgegeben und hat im Grunde nur noch die Welt und die Bild im Printbereich behalten. Das wird bei uns so nicht stattfinden. Wir werden die Transformation langsamer vornehmen und werden den Printbereich weiterhin sehr stark forcieren, da er noch immer das wichtigste Standbein bei uns im Haus ist. International sieht man natürlich, dass Print sehr rückläufig ist, aber die Situation in Österreich ist diesbezüglich immer noch eine andere.
LEADERSNET: Es gibt einen Kurier-Verlag, einen Krone-Verlag und darüber die Mediaprint als Vermarktungseinheit. Ist diese Konstellation noch zeitgemäß?
Fuhrheer: Ich finde schon. Springer hat beispielsweise erst kürzlich ein ähnliches Modell gewählt und eine Vermarktungseinheit gegründet die beide Häuser, sprich Bild und Welt, bedient und hat nicht ein eigenes Vermarktungstool im jeweiligen Verlag.
LEADERSNET: Welchen Stellenwert nimmt das Thema Bewegtbild bei der Mediaprint ein?
Fuhrheer: Bei der Krone haben wir diesbezüglich krone.tv und beim Kurier gibt es Schau TV. Beides ist sehr erfolgreich und nachdem dies in den Bereich Content fällt, liegt die Kompetenz dafür bei den jeweiligen Verlagshäusern.
LEADERSNET: Wie ist Ihre Einschätzung zur heimischen Medienlandschaft: Wird es aufgrund der Krise Fusionierungen geben und werden manche Mitbewerber auf der Strecke bleiben?
Fuhrheer: Wer in Österreich die Nase weit vorne hat, sind wir (Krone & Kurier), das Verlagshaus Styria und Russmedia, die schon seit vielen Jahren sehr erfolgreich sind. Vor allem die Styria hat es digital geschafft über die geographischen Grenzen ihrer Printprodukte hinaus, nämlich Steiermark und Kärnten, österreichweit zu agieren. Diesbezüglich war willhaben eine große Hilfe. Jedes Medienhaus für sich, egal ob dies die Salzburger Nachrichten oder die Oberösterreichischen Nachrichten sind, hat für die redaktionellen Inhalte seine eigene Digitalplattform. Dass es hier zu Zusammenschlüssen kommt, glaube ich eher nicht. Im Printbereich hat es diesbezüglich in den vergangenen 40 Jahren auch keine nennenswerten Fusionen geben.
LEADERSNET: Denken Sie, dass diese Krise nachhaltig sein wird oder werden wir irgendwann wieder zu der Normalität, die wir vor Corona hatten, zurückkehren?
Fuhrheer: Ich denke schon, dass wir irgendwann wieder zur Normalität zurückkehren werden. Es wird vielleicht etwas länger dauern, weil es eine globale Krise ist. So lange wir uns in dem Bereich, in dem wir jetzt sind, bewegen und mit Clusterbildung die Pandemie im Griff haben, ist die Situation auch beherrschbar. Sollte dies nicht gelingen, dann wird das möglicherweise Folgen haben, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können.
LEADERSNET: Freuen Sie sich auf diese digitale Zeit oder sind Sie dazu zu sehr im Printbereich verwurzelt?
Fuhrheer: Ich habe totale Freude. Ich habe meinen Mitarbeitern, die sich mit dem Onlinebereich beschäftigen, erst vor einer Woche gesagt, dass die Digitalisierung für mich eine Möglichkeit ist, noch einmal etwas komplett Neues zu machen. Als ich hier im Haus begonnen habe, wurde noch mit Bleiplatten gearbeitet und wir hatten im Vertrieb noch hauptsächlich einen Einzelhandelsverkauf und eine Kolportage. Mittlerweile haben wir keine Bleiplatten mehr und die Hauptverkaufsrichtung ist Abo, was zu dem Zeitpunkt, als ich begonnen habe, noch nicht der Fall war. Die jetzige Transformation hin zum Onlinebereich ist etwas, was mir unheimlich Freude bereitet, weil ich wieder was Neues machen kann. Dinge neu denken und neu zu entwickeln, ist etwas was mir großen Spaß macht. Ich habe während meiner Laufbahn praktisch drei große Entwicklungsstufen mitmachen dürfen: vom Hochdruck mit Bleiplatten zum Offsetdruck mit volldigitaler Druckvorstufe und dem Einzelvertrieb, hin zum Abovertrieb und jetzt der Schritt in die digitale Welt. Die Möglichkeit ein drittes Mal komplett neu denken zu können, hat man relativ selten in einem Berufsleben in einer Branche.
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