"Ich liebe und lebe flache Hierarchien"

LEADERSNET traf den Geschäftsführer von Serviceplan Österreich, Dominic Köfner, zum Exklusivinterview.

Die Wirtschaft rüstet sich für die Herausforderungen einer neuen Dekade – wobei sich viele Trends, vor allem im HR-Bereich bereits in den letzten Jahren klar abzeichneten. LEADERSNET traf Dominic Köfner, Geschäftsführer von Serviceplan Austria, zum Exklusivinterview und befragte ihn zu seinem persönlichen Zugang zur Mitarbeiterführung, das Buzzword Work-Life-Balance und die besten Agentur-Strategien für nachhaltigen Markterfolg.

LEADERSNET: Herr Köfner, seit ziemlich genau einem Jahr sind Sie nun Geschäftsführer von Serviceplan Austria. Wie ist es Ihnen im letzten Jahr ergangen, was waren prägende Momente?

Köfner: Den einen prägenden Moment gab es sicherlich nicht für mich, da ich die Serviceplan als ehemaliger Chief Marketing Officer bereits sehr gut kannte und ich beruflich wie privat nun schon seit 20 Jahren mit der Kommunikationsbranche "verheiratet" bin. Etwas erstaunt hat mich allerdings die im Vergleich zum Ausland spürbar niedrigere Wertschätzung der Gesamtbranche und das ungleich niedrigere Ausbildungsniveau sowohl auf Agentur- wie auch auf Unternehmensseite. Ich habe natürlich in den letzten 20 Jahren beobachten können, dass gerade in Ostösterreich viel über Freunderlwirtschaft und weniger über Qualität vergeben und besetzt wurde, aber da findet derzeit ja ein Umdenken statt, was mich wiederum sehr zuversichtlich stimmt.

LEADERSNET: Werfen wir einen allgemeinen Blick auf die Werbebranche: was hat sich hier in den letzten Jahren am meisten verändert, wie kann man heute am besten Karriere in dieser Branche machen?

Köfner: Die Kommunikations- und Werbebranche ist von einer Randdisziplin für Unternehmen zu einer erfolgskritischen Disziplin mutiert und damit in den Fokus unternehmerischer Entscheidungen gerückt. Das bedeutet, dass die Qualifikationen die sowohl auf Beratungs- und Agenturseite, wie Unternehmensseite erforderlich sind, sich stark verändert und zugenommen haben. Dies bedeutet wiederum, dass sich die Ausbildungswege dramatisch verändert haben und noch werden. Unsere Branche ist im Fokus rapider technologischer Veränderung, die konstante Weiterbildung auf höchstem internationalem Niveau erfordert. Wer hier nicht mit der Zeit geht, wird sich in der Branche nicht mehr lange halten können.

LEADERSNET: Welche Voraussetzungen sind unabdingbar und wie gut sind wir im DACH-Raum im internationalen Vergleich hier aktuell aufgestellt?

Köfner: Voraussetzung ist eine extrem hohe Durchlässigkeit für Know-how und internationaler Erfahrung in der gesamten Branche. Unternehmensseitig und Beratungs- wie Agenturseitig ist Deutschland wenngleich nicht in der Pole Position so doch im internationalen vorderen Feld der Innovationen und des Qualitätsniveaus der angebotenen Dienstleistung. Das liegt sicherlich an der hohen Durchlässigkeit für Innovationen und dem hohen internationalen Druck als Exportweltmeister, der es nicht erlaubt, in der Qualität Abstriche zu machen. Ähnlich sieht es in der Schweiz und Westösterreich aus, auf Grund der geschichtlich hohen Durchlässigkeit von Informationen, Techniken und Innovationen. In Ostösterreich hat man hier in den letzten zwei Jahrzehnten den Anschluss teilweise verloren und das, obgleich auch mittlerweile aus Osteuropa der Druck auf die Branche zunimmt.

Die Vergabe von Projekten auf Grund von Freundschaften und nicht nach Qualität hat sowohl die Unternehmensseite, wie auch die Beratungs- und Agenturseite nach unten gezogen und das sowohl inhaltlich wie auch budgetär. Denn wenn es nicht um Qualität geht, geht es nur noch um den Preis. Wenn ich mir ansehe, für welch lächerliche Budgets manche Agenturen ihre Leistung in Österreich feilbieten, dann kann das für die meisten nicht gut gehen und zwar weder für die Agenturen noch für die Kunden. Die Agenturen können nicht mehr leben und die Unternehmen bekommen nicht mehr die Leistung, die wettbewerbsfähig hält. Da gilt der weise Satz: "If you pay peanuts you are playing with the monkeys." Die jüngsten Entwicklungen und Bemühungen wie z.B. die Pitch-Initiative der IAA (Internationale Advertising Association) stimmen mich aber vorsichtig optimistisch.

LEADERSNET: Was zeichnet Ihre eigenen Mitarbeiter besonders aus, wie fordern und fördern Sie Ihre Talente und wie wichtig ist Firmenloyalität heute? Wie binden Sie Ihre Top-Talente?

Köfner: Bei uns steht permanente Weiterbildung an erster Stelle. Neue Mitarbeiter gehen sofort in die Onboarding Week nach München, um sich mit der Kraft und dem Netzwerk der Gruppe vertraut zu machen. Dazu kommen regelmäßige Weiterbildungen der Gruppe und Maßnahmen hier vor Ort in Wien, wo wir regelmäßig mit internationalen Experten interne Schulungen umsetzen. Weiters unterstützen wir jegliche sinnvollen privaten Weiterentwicklungsmaßnahmen unserer Mitarbeiter und die besten Mitarbeiter dürfen über Austauschprogramme für eine Zeit an ausländischen Standorten arbeiten und sich als Mensch und Mitarbeiter weiterentwickeln. Das ist schon ein wirklich gutes Angebot.

Dominic Koefner, Bernadette Schwentner und Martin Jekl beim Serviceplan Innotag 2019 © Michaela Handrek-Rehle

LEADERSNET: Die Werbebranche war lange Zeit verschrien, junge Talente zu "verheizen". Aus Ihrer Sicht als Geschäftsführer: ist das heute auch noch so? Wie begehrt sind Jobs in der Werbebranche heute noch?

Köfner: Die Serviceplan hatte nie den Ruf, eine Sklavengaleere zu sein. Davon profitieren wir heute sehr. Wir haben daher immer eine gut gefüllte Pipeline an Bewerbern, auch wenn du dich in der Spitze natürlich immer anstrengen musst, um die Besten zu bekommen. Jobs bei der Serviceplan sind schon begehrt. Das merken wir an der Anzahl der Bewerber. Wir bilden auf höchstem Niveau aus, wir haben nationalen und internationale Kunden und wir haben die Ressourcen auf höchstem Niveau zu beraten. Wenn das nicht Spaß macht, was dann?

LEADERSNET: Stichwort Work-Life-Balance: wie halten Ihre Mitarbeiter die Balance zwischen Workload und Privatleben? Wie involviert bzw. engagiert ist die Unternehmenskultur bei Serviceplan, diesen Ausgleich bei Ihren Mitarbeitern zu fördern?

Köfner: Man hat in unserer Branche immer mal Peaks, wo mal länger gearbeitet werden muss. Dafür bieten wir aber zahlreiche Ausgleichsangebote, wie Yoga-Kurse bei uns im Garten, oder Englischkurse, oder wir gehen einfach mal gemeinsam abends weg oder zu besonderen Events. Auch Home Office Angebote gehören zum Repertoire. Die Serviceplan ist ein echter Familienbetrieb und das leben wir auch.

LEADERSNET: Wie halten Sie persönlich Ihre Arbeit und Ihr Privatleben in Balance?

Köfner: Ich hatte die letzten 15 Jahre als Global CMO gar keine Balance und genieße es jetzt seit einem Jahr, nicht mehr jede Woche im Flugzeug zu sitzen und durch diverse Zeitzonen zu fliegen. Im Urlaub bin ich mittlerweile konsequent offline. Einfach wunderbar.

LEADERSNET: Worin sehen Sie aktuell die größten Chancen, wo die größten Herausforderungen der Branche?

Köfner: In Österreich muss Kommunikation und Marketing ganz schnell den Stellenwert bekommen, den es im Ausland schon längst hat. Dafür braucht es Ausbildungsprogramme mit hohem internationalem Niveau – Firmenlenker und Eigentümer müssen in die Kommunikationsabteilungen und Marketingabteilungen Menschen mit hoher, bestenfalls internationaler, Kompetenz setzen. Ich halte das Niveau für insgesamt zu schwach, als Folge einer jahrzehntelangen Abschottung nach außen und Vergabe von Jobs nach Parteibuch und Bequemlichkeit.

LEADERSNET: Was sind die Eckpfeiler erfolgreicher und guter Mitarbeiterführung? Wie führen Sie Ihre eigenen Mitarbeiter und welche Ansprüche stellen Sie an sie, und welche an sich selbst?

Köfner: Ich komme aus dem angelsächsischen System und liebe und lebe flache Hierarchien. Ich glaube auch nicht an den "Einpeitscher" oder "Vorturner", sondern an die Kraft des Teams. Ich entspreche daher nicht dem Klischee des klassischen Agenturchefs, der cholerisch durch das Büro springt. Eher im Gegenteil. Als Führungskraft schaffe ich für meine Teams Räume zum Wachsen und stelle die nötigen Ressourcen zu Verfügung. Dabei versuche ich die Entwicklung des Mitarbeiters zu begleiten und in die richtige Richtung zu schieben. Mein Managementstil bedeutet dabei aber auch ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Eigenmotivation für den einzelnen. Ich möchte, dass meine Mitarbeiter unsere Kunden auf Augenhöhe beraten können, daher behandle ich sie auch entsprechend respektvoll und mit Wertschätzung. Wie ich gehört habe, ist das in nicht jeder Agentur so. (lacht)

LEADERSNET: Wo geht die Reise Ihrer Meinung nach hin? Wie wird sich die Branche in Zukunft weiterentwickeln und was wünschen Sie sich, was planen Sie und wo möchten Sie mit Serviceplan Zeichen setzen?

Köfner: Insgesamt wird sich unsere Branche rasant weiterentwickeln, mit einer hohen Innovationsgeschwindigkeit. Deshalb wird unsere Kompetenz noch wichtiger für Unternehmen. Wir sehen derzeit, dass die großen Agenturen mehr vom Kuchen abbekommen, da sie in der Lage sind, komplexe Themen allein auf Grund der höheren Ressourcen besser zu lösen. Ich gehe daher davon aus, dass es in Österreich weiter zu einer Marktkonsolidierung kommen wird. Besonders in Ostösterreich wird sich der Wettbewerbsdruck weiter erhöhen, da ich aus meiner Erfahrung als CMO der MOL Group weiß, dass es hochinnovative Wettbewerber auch in CEE gibt. Die Serviceplan wird auch in den nächsten 50 Jahren mit ihrer innovativen Struktur ein gewichtiges Wort mitreden können.

www.serviceplan.at

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