Benetton wirbt mit küssendem Papst
Tabubruch oder Liebeserklärung an den Frieden. Was halten Sie von der Kampagne.
Der italienische Textilhersteller Benetton wirbt in seiner neuen Werbekampagne mit Küssen politischer Größen wie dem US-Präsidenten Barack Obama oder Angela Merkel. Doch sie schmusen nicht ihre Angetrauten, sondern andere Politiker. So küsst Barack Obama den chinesischen Staatspräsidenten Hu Jintao. Bundeskanzlerin Angela Merkel Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und der Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas den israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu. Auch ein Bild von Papst Benedikt XVI. wurde verwendet: Er küsst Ahmed Mohamed el-Tayeb, Imam der Moschee Al-Azhar in Kairo.
Boykott von Benetton-Kleidung
Ein Großplakat mit dem Papst wurde nahe der Engelsburg in Rom aufgehängt. Die kirchliche italienische Jugendorganisation "Papaboys" rief daraufhin junge Menschen zu einem Boykott von Benetton-Kleidung auf.
Es handele sich um einen "schwerwiegenden Mangel an Respekt" für den Papst und um eine Beleidigung der Gefühle von Gläubigen, so ein Vatikansprecher. Die Kampagne zeige, wie in der Werbung die elementaren Regeln des Respekts für Personen missachtet würden, um durch Provokationen Aufmerksamkeit zu erlangen. Das vatikanische Staatsekretariat prüfe derzeit, welche Schritte "sachkundige Autoritäten" gehen könnten, um einen "Schutz des Respekts der Figur des Heiligen Vaters zu garantieren". Benetton hat das Sujet daraufhin zurückgezogen.
Bruderkuss?
Parallel zum Kampagnenstart gibt die italienische Modefirma die Gründung der Stiftung "Unhate" bekannt. Liebe allein könne den Hass überwinden, dieser Grundgedanke stehe hinter der Kampagne, die Alessandro Benetton, Geschäftsführer der Benetton Group Spa, in Paris im Flagshipstore vorgestellt hat. Verantwortlich für die Kommunikationsstrategie ist Fabrica, Benettons Zentrum für Kommunikationsforschung. Zum Handeln will Benetton mit den Motiven aufrufen und die Nähe zwischen Völkern, Religionen, Kulturen sowie das Verständnis für die Rechte anderer fördern. "Wenn schon die globale Liebe eine Utopie bleibt, so ist wenigstens die Einladung, nicht zu hassen, ein realistisches Ziel", erklärt Alessandro Benetton.
Verbundenheit – auch politische – durch einen Kuss zu betonen, ist keine ganz neue Idee. Bis heute unvergessen ist der "Bruderkuss" von Michail Gorbatschow und Erich Honecker am 6. Oktober 1989.(red)
Achtung der Konsument ist schlau......
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