Die Bundesregierung hat ein komplettes Verbot von Plastiksackerln im Handel ab dem Jahr 2020 angekündigt. Betroffen werden alle Kunststofftragetaschen sein – mit Ausnahme jener, die biologisch vollständig abbaubar sind. Außerdem sei auch ein Verbot der Beimengung von Mikroplastik in Kosmetik und Reinigungsmitteln geplant, teilte das Umweltministerium am Sonntag in einer Aussendung mit.
Mit dem Plastiksackerlverbot sollen 5.000 bis 7.000 Tonnen weggeworfene Kunststofftragetaschen jährlich vermieden werden. "Wir haben in den letzten Jahren große Fortschritte mit Vereinbarungen mit dem Handel erzielt. In vielen Lebensmittelketten werden schon jetzt gute Alternativen angeboten. Wir brauchen Einweg-Plastiksackerl einfach nicht mehr. Das Verbot wird hier einen klaren Schlussstrich setzen", erklärt Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Bundeskanzler Sebastian Kurz ergänzt: "Wir wollen ein neues Umweltbewusstsein schaffen und dem Trend der 'Wegwerfgesellschaft' entgegenwirken."
Die Regierunsparteien ÖVP und FPÖ wollen zudem mit den führenden Handelsketten und Branchenvertretern einen runden Tisch einberufen. Die "Auswirkungen auf den Einzelhandel, Lieferservices oder den klassischen Würstelstandbetreiber werden in dieser Diskussion berücksichtigt", hieß es in der Aussendung.
Unterstützung für Betriebe gefordert
Kritisch sieht die Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) das angekündigte Plastiksackerl-Verbot ab 2020. "Der Handel bekennt sich – natürlich – zum Umweltschutz. Das zeigt sich auch daran, dass die freiwillige Vereinbarung mit großen Handelsunternehmen zur Reduktion des Kunststofftaschenverbrauchs hervorragend funktioniert", so Spartenobmann Peter Buchmüller.
Das Gratis-Plastiksackerl sei im österreichischen Handel schon jetzt praktisch Geschichte, der Verbrauch an Plastiktaschen massiv zurückgegangen, erklärt Buchmüller: "Das jetzt angekündigte generelle Verbot ist aus unserer Sicht nicht notwendig. Österreich steht hier auch im EU-Vergleich sehr gut da und von europäischer Seite wird auch kein generelles Verbot vorgegeben." Darüber hinaus fordert er Unterstützung für die Betriebe, damit diese ihren Kunden "praktikable Alternativen" anbieten können.
Zudem könne es nicht sein, "dass hier einmal mehr nur der österreichische Handel, nicht aber der ausländische Online-Versandhandel in die Ziehung kommt", kritisiert Peter Buchmüller. "Tonnen von Verpackungsmaterial landen in den österreichischen Wohnzimmern, weil bei ausländischen Versandhandelsgiganten à la Amazon bestellt wurde. Auch für sie muss es eine entsprechende Regelung geben", ist der Spartenobmann überzeugt.
Mehrwegsackerl als Alternative
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace ist naturgemäß anderer Meinung und begrüßt den Schritt der Regierung. Gleichzeitig warnt sie jedoch davor, das Plastiksackerl mit Sackerl aus Papier oder Bio-Plastik zu ersetzen. Denn nur Mehrwegsackerl seien tatsächlich umweltschonend.
"Wir begrüßen die Ankündigung der Bundesregierung, dem Wegwerfsackerl aus Plastik ein Ende zu setzen. Jetzt darf die Regierung aber auf keine falschen Lösungen setzen: Wenn die 750 Millionen Wegwerfsackerl aus Plastik mit Wegwerfsackerl aus Bio-Plastik oder Papier ersetzen, haben wir der Umwelt keinen Gefallen getan. Ministerin Köstinger muss garantieren, dass es zu einer Reduktion der Abfallflut und nicht zu einer Problemverlagerung auf andere Verpackungsmaterialien kommt", sagt Greenpeace-Geschäftsführer Alexander Egit.
"Will die Regierung tatsächlich die Plastik-Krise eindämmen und falsche Alternativen vermeiden, kann nur Mehrweg die Lösung sein. Gemeinsam mit dem Handel muss die Bundesregierung daher wiederverwendbare Mehrwegtaschen an erste Stelle setzen", so Egit. Vor allem im Obst- und Gemüsebereich würden in Österreich jedes Jahr immer noch 388 Millionen sehr leichte Plastiksackerl – so genannte Knotenbeutel – kostenfrei ausgegeben. Viele Supermärkte bieten hier bereits waschbare Mehrweg-Beutel an, die immer wieder verwendet werden können. (as/ots)
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