Slowakei: Online-Medien schließen sich zusammen

| 29.08.2011

Nationale Paywall bringt Gewinne.

Neun slowakische Medienunternehmen haben sich zusammengeschlossen, um endlich Geld mit ihren Online-Publikationen zu verdienen, wie Bloomberg berichtet. Für 2,90 Euro im Monat oder 29 Euro im Jahr können Nutzer die Inhalte aller Medien konsumieren. Im ersten Monat wurden insgesamt 40.000 Euro eingenommen. Heinz-Werner Nienstedt, Leiter des Studiengangs Medienwirtschaft an der Universität Mainz glaubt nicht, dass sich dieses Modell international durchsetzen wird.

Nationale Bezahlschranke

In der Slowakei suchen Medien wie überall nach einem Weg, mit Online-Auftritten Geld zu machen. Bislang finanzieren sich Internetpublikationen meist notdürftig aus Werbung. "Es gibt einige journalistische Online-Medien, die ihre Grenzkosten inzwischen durch Werbeeinnahmen decken können. Der journalistische Basisapparat kann so aber nicht bezahlt werden. Das reine Werbemodell ist eine Sackgasse", sagt Nienstedt. In der Slowakei hat es die Firma Piano Media zum Beispiel geschafft, die größten Online-Medien des Landes für ihr Modell zu begeistern. Anfangs gewann die Firma die drei größten Firmen der Online-Branche. Die anderen zogen nach. Die Idee hinter der nationalen Bezahlschranke ist, dass die Kunden bereit sind, einen kleinen Betrag zu bezahlen, wenn sie keine Ausweichmöglichkeit haben. Das kann für ein Land wie die Slowakei, in dem der Medienmarkt überschaubar ist, funktionieren. "Eine Generalschranke ist ein reizvoller Weg. Wenn so etwas funktionieren soll, müssten alle Großen mitziehen. Das ist ein Gefangenendilemma: Es ist sehr verlockend nicht mitzumachen und dafür der letzte Anbieter mit viel Traffic und Werbeeinnahmen zu sein", sagt Nienstedt. Auch das slowakische Modell bedeutet nicht das Ende der Gratis-Inhalte. Vorerst muss nur für die Inhalte eines Online-Mediums bezahlt werden, die besonders beliebt sind.

Größere Märkte erschließen

Das Ziel von Piano Media ist es, innerhalb eines Jahres 1,5 Prozent der 2,5 Mio. slowakischen Internetnutzer zum Abo zu überreden. Bis 2015 sollen es dann fünf bis 15 Prozent werden. Im ersten Monat hat die Bezahlplattform bescheidene 40.000 Euro lukriert. Die Gewinne werden je nach Userzahlen auf die einzelnen Angebote aufgeteilt. 30 Prozent des Umsatzes bleiben bei Piano Media. Ein Teilnehmer vermerkt gegenüber Bloomberg, dass die monatlichen Einnahmen schon einen der Top-10 Werbekunden ersetzen könnten. Längerfristig will Piano Media das Modell auch in den Nachbarländern umsetzen.

Größere Märkte wie etwa Deutschland sind aber schwieriger zu erschließen. "Eine Einigung zwischen den großen Online-Medien in Deutschland könnte zwar Erfolg bringen, ist aber unwahrscheinlich. Eine direkte Absprache würde gegen das Kartellrecht verstoßen. Zudem gibt es in Deutschland bereits mehrere Anbieter, die Bezahlplattformen für Verlage anbieten. Dass sich einer dominant durchsetzt, ist nicht wahrscheinlich. Hinzu kommt das erwähnte spieltheoretische Problem. Wenn nicht alle Wichtigen mitmachen, funktioniert das System nicht. Die Konditionierung der User auf Gratisinhalte ist sehr stark", erklärt Nienstedt. (pte)

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