Bereits zum 25. Mal wählten Ö1-Hörer ihr liebstes "Hörspiel des Jahres": Aus 19 Neuproduktionen entschied sich das Publikum für Friederike Mayröckers Hörstück "Oper!" in einer Bearbeitung von Otto Brusatti und hob es in den Hörspiel-Olymp. Der zum elften Mal vergebene "Hörspielpreis der Kritik" ging dieses Jahr an “Spaziergänge eines einsamen Träumers“ von Mischa Zickler. Als "Schauspielerin des Jahres" wurde Vera Borek gefeiert.
Das sind die Gewinner der Hörspielsaison 2017
Friederike Mayröckers “Oper!“ ist ein Resümee über das Leben und Schaffen der Poetin selbst, in dem die melancholische Mayröcker über das Sich-Zurück-Ziehen als Schutz vor dem Alter als auch über den gleichzeitigen Aufstand dagegen sinniert. Mayröckers Text wurde durch die Musik der Gruppe “Mischwerk“ und den Stimmen von Mirjam Jessa und Bernhard Majcen zum wahren Wortgemälde. Das Hörspiel zum gleichnamigen Bühnenstück, das im Sommer 2017 mit großem Erfolg im Kurhaus Semmering aufgeführt wurde, entstand ebenfalls unter der Regie von Otto Brusatti.
Den zweiten Platz bei der Publikumswahl zum “Hörspiel des Jahres“ belegte “Die Zauberflöte“ von Regisseur Leonhard Koppelmann. Emanuel Schikaneders Libretto kommt in dieser wortgetreuen Fassung gänzlich ohne die Musik von W.A. Mozart aus.
Den dritten Platz erreichte das Hörspiel “Grünmandl oder Das Verschwinden des Komikers“ , gemeinsam mit Otto Grünmandls Sohn Florian und Regisseur Martin Sailer gelang der Versuch einer Neuinterpretation der Texte des verstorbenen Tiroler Autors und Kabarettisten Otto Gründmandl durch Andreas Vitásek.
Seit 2007 wird im Rahmen der Ö1 Hörspiel-Gala auch der “Hörspielpreis der Kritik“ vergeben: Die fachkundige Jury aus Literatur- sowie Kulturkritikern der Salzburger Nachrichten, der Presse, der Kleinen Zeitung und des Standard vergab den rennomierten Preis dieses Jahr an "Spaziergänge eines einsamen Träumers" von Mischa Zickler, in dem Burgtheaterschauspieler Markus Meyer den griesgrämigen Spaziergänger Jean-Jaques Rousseau verkörpert. Das Hörspiel mit der Musik von Thomas Rabitsch wurde tatsächlich in der Natur aufgenommen und versetzt den großen Philosophen Rousseau auf humorvolle und tiefsinnige Weise in unsere Zeit.
“Wir möchten dieses Hörspiel auszeichnen, weil es zum Hören verführt - und das ist ja das eigentliche, was ein Hörspiel zu leisten hat. Wir möchten es wegen der großartigen Schauspieler, allen voran Markus Meyer, und wegen der fulminanten Tontechniker auszeichnen. Allein das, was dieses Hörspiel jenseits der Stimmen bietet, ist hörenswert“, so Hedwig Kainberger, Kulturchefin der Salzburger Nachrichten, in ihrer Laudatio.
Kurzhörspielpreis, Sonderpreis und Schauspielerin des Jahres
Unter dem Motto “Das ist kein Spiel“ ging der Ö1 Wettbewerb für Kurzhörspiele, Track 5‘, in die nächte Runde: Aus der Rekordzahl von 121 Einreichungen wurde Malte Abraham für ihr absurd-komisches Mini-Drama “Die Vollkommenheit der Fugen“ auf Platz eins gewählt. Für ihr Kurzhörspiel über einen Mann der seit 14 Tagen in der Badewanne liegt, durfte sich die glückliche Gewinnerin über ein Preisgeld von 1.000 Euro freuen. Gewinner des zweiten Preises im Wert von 500 Euro ist Michael Crombach, mit seiner Sound-Collage “Das ist Kains Spiel“ reflektiert er über biographische Fragen, Ansprüche der Gesellschaft und politische Fakten. Platz drei und weitere 500,- Euro gingen an das Ukulele-Hörspiel “Gratwanderung“ von Hanne Römer.
Zusätzlich vergab der Ö1-Kooperationspartner, die schule für dichtung, bereits zum fünften Mal einen Sonderpreis, dieses Jahr konnte Sveta Schwin mit ihrem Monolog über hinabfallende Gegenstände unter dem Titel "Mein Mitleid mit den Dingen" auf Siegertreppchen steigen.
Die Auszeichnung für den Hörspiel-Schauspieler des Jahres ging diese Saison an die Schauspielerin Vera Borek. Für ihre herausragenden Leistungen 2017 sowie für ihr Lebenswerk ehrte Laudator Peter Kaizar, Hörspiel-Regisseur und Komponist, die 1940 in Breslau geborene Schauspielerin als besondere Künstlerin "die die Sprachkunst pflegt und verfeinert". (jr)
Wer sich das literarische Kultur-Ereignis nicht entgehen lassen wollte, sehen Sie in unserer Galerie.
oe1.orf.at