Der Senat der Wirtschaft, eine parteiunabhängige und ökosozial ausgerichtete Wirtschaftsorganisation, lud zur Senatsveranstaltung zum Thema "Veränderung" in die ÖAMTC Zentrale. "Wir wollen mehrheitlich Veränderung bei den anderen, uns selbst sollen sie aber nicht betreffen, dieses Verhalten ist typisch“, so Neurologe Wolfgang Lalouschek, der im Rahmen der Veranstaltung das menschliche Gehirn analysierte.
"Topamin, das Glückshormon, wird immer weniger ausgeschüttet, da durch die ständige Präsenz im Netz und dem raschen Antworten 'müssen', der Mensch nur mehr getrieben ist und keine Zeit für Muße und Reflexion mehr hat", so Lalouschek. Wichtig sei es, Ziele zu haben und diese auch erreichen zu können. Für Mitarbeiter ist daher Bindung, Sicherheit und eine gute Kommunikation vor allem mit ihrem unmittelbaren Vorgesetzten wertvoll, aber gerade das wird heute eher vernachlässigt. Das oft gelobte Multitasking ist für den Neurobiologen eine Verschwendung der Gehirnleistung, denn alleine durch das Umschalten gehen 40 Prozent davon verloren. Als Getriebene des Arbeitstages berauben wir uns des Erfolgserlebnisses und kommen somit nicht zur Ruhe. Wir verweilen im flachen Denken anstatt im vertikalen, das die Kreativität erst möglich macht. „Lassen wir doch das Smartphone in der Garderobe“, mahnte Lalouschek, der mit seinem Einstiegsvortrag zum Nachdenken anregte. Im Anschluss daran wurde unter der Leitung von Jochen Ressel, Geschäftsführer Operations des Senats, am Podium diskutiert.
Hannes Androsch hält Veränderung für einen wesentlichen Teil des unternehmerischen Erfolges. Die Veränderungen gehen immer rascher vor sich. Heute sind ganz andere Unternehmen unter den 500 größten dieser Welt, als noch vor 15 Jahren. Die Beschleunigung nimmt täglich zu. "Die Herausforderungen der nötigen Veränderungen sind groß, wir dürfen es uns aber nicht bequem machen, sonst werden wir die Zukunft nicht meistern", ist Androsch überzeugt. Aus Visionen müssen Zielvorstellungen abgeleitet werden, das Risiko bleibt aber immer bestehen und dem muss man sich stellen. Bei allen Bewahrungstendenzen muss man nach vorne schreiten und nicht in der Gartenlaube sitzen bleiben. Das bestätigte auch Thomas Polak, CIO der Uniqua Insurance Group AG, der die Unternehmensprozesse hinterfragt und damit den Konzern in neue Denkmuster bringen will. Seine Erfahrung im Start-up Bereich ist dabei hilfreich: „Veränderung in den eigenen Köpfen ist jedoch am schwierigsten, daher muss man bei sich selbst anfangen“, so sein Credo.
Markus Breitenecker, CEO ProSieben/SAT1/Puls4-Österreich sieht im digitalen Bereich die Mediengiganten Google und Facebook als die größte Herausforderung und mahnt: "Die nationale Konkurrenz zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern ist gegen die internationalen Giganten unwichtig geworden. Europa spielt in der künstlichen Intelligenz keine Rolle, 100 Prozent aller Werbeaufwendungen gehen in diese Kanäle, wir brauchen eine digitale Wertschöpfung in Europa, sonst sind wir existentiell bedroht." Dem gegenüber meint Raphael Thonhauser, der im Jungen Senat der Wirtschaft aktiv ist, dass gerade seine Generation mit der Veränderung aufgewachsen sei und daher durchaus den Willen für nachhaltige Veränderungen hat. Allerdings bringt die Entscheidungsvielfalt auch Stress. "Wir wollen aber auch eine Wertschätzung erfahren, denn nur gemeinsam können wir die nötigen Veränderungen schaffen", fordert Thonhauser ein.
"Raus aus der Ablenkung, Neues wagen"
All die angesprochenen Veränderungsnotwendigkeiten sind aber nur dann umsetzbar, wenn die Regierung sich deren annimmt und ohne Klienteldenken in die Umsetzung geht. Dass man das von der Regierung erwarten darf, bestätigte die ÖVP- Nationalratsabgeordnete und Vorstandsmitglied der Miba AG, Maria Theresia Niss. Sie hob den bereits neuen Stil der Kommunikation hervor, sowie den Willen, das Regierungsprogramm abzuarbeiten. "Hätte ich diesen Willen nicht gesehen, wäre ich nicht in die Politik gegangen", so Niss. Vor allem auch in der Bildung sei Veränderung nötig, denn z.B. Innovation benötigt Mitarbeiter, die die nötigen Qualifikationen für neue Herausforderungen mitbringen. Zum Abschluss der Diskussion forderte Neurobiologe Lalouschek "Raus aus der Ablenkung, Neues wagen, und Scheitern als Teil des Weges zum Erfolg zu betrachten." Dem fügte Hans Harrer, Vorstandsvorsitzender des Senats, hinzu: "Wir müssen uns nicht fürchten. Denken wir in Zukunft an die Chancen und nicht ständig an die Risiken, dann wird Veränderung leichter möglich sein."
Beim anschließenden Cocktail gesichtet: Gastgeber Oliver Schmerold, Direktor ÖAMTC, Danijel Aleksic, GF Modine Austria GmbH, Günter Benischek, Leiter Social Business, Erste Bank Österr. Sparkassen AG, Karl Kainzner, Vorstand Diners Club Bank AG, Karin Keglevich-Lauringer, GF Special Public Affairs GmbH, Rudolf Kinsky, AVCO-Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation, Florian Koschat, GF PALLAS CAPITAL Advisory AG,Johann Kohlbacher, GF IS4IT GmbH & Co.KG, Friedrich Lehr, MBA, GF Wiener Hafen, GmbH & Co KG, Horst Mayer, Gen.Dir. Grand Hotel GmbH, Gernot Schöbitz, CEO KONE AG, Veronika Seitweger, GF TPA Steuerberatung GmbH, Bettina Steinbrugger, GF erdbeerwoche GmbH und viele mehr. (red)
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