Strategie Austria – die Plattform der österreichischen Strategieberater – lud zum Jahressymposium ins Architekturzentrum Wien. Unter dem Motto „The Power of Problems“ zeigten Julia Culen (Culen Mayhofer Partner), Rama Dunayevich (Autodesk), Niki Ernst (Silicon Valley Inspiration Tours), Harry Gatterer (Zukunftsinstitut) und Hugo Giralt (Propelland) auf, wie sehr ein herkömmliches Problembewusstsein Unternehmen und Organisationen in ihrem Wachstum einschränkt und reihenweise stressgeplagte und erschöpfte Mitarbeiter und Führungskräfte erzeugt. "Exponentielle Organisationen wachsen vertikal (z.B. Amazon mit Buchverkauf), sehen sich dabei allerdings als Data-Company (und nicht als Buchhändler), und schaffen es dadurch, gezielt horizontale Wachstumslinien zu ziehen (Cloud, Prime, Go, Alexa ...), die ganze Märkte neu gestalten und sich dabei nicht an alte Spielregeln halten: anstatt besser als der Mitbewerb darin zu sein, Produkte zu verkaufen, werden Marktplätze geschaffen und Probleme von Menschen gelöst. Im Silicon Valley sieht man auf vielen Bürowänden Poster mit der Aufschrift: Sei in das Problem verliebt – und nicht in die Lösung", so Niki Ernst, der das diesjährige Symposium von Strategie Austria kuratierte und moderierte.
„Wir leben in einem Meer aus Überfluss, also Lösungen ohne Probleme. Aber was ist das eigentliche Problem? Alles ist unsicher, deshalb muss die Achtsamkeit für das Implizite, Unausgesprochene, stärker werden,“ so Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts. „Es gibt keine linearen Unternehmen, aber zu viel lineares Denken. Und eine zu hohe Zahl an Menschen, die in ihrer Arbeit den Sinn vermissen. Potenziale finden sich allerdings erst, wenn man das Problem genau ansieht, anstatt andauernd beruflich und privat hinterher zu hecheln.“
„Technologie verbessert die Welt. Maschinen können Gesichter und Krankheiten besser erkennen als wir Menschen und sie sind definitiv die besseren Autofahrer. Roboter können jetzt selbst lernen, mit Menschen kollaborativ eingesetzt zu werden. Computer entwerfen von Daten und Algorithmen Millionen von Designs, aus denen ganz neue Ideen für Objekte, wie beispielsweise Stühle oder die optimale Einrichtung ganzer Bürogebäude, entstehen können – wir nennen das „Generative Design““, erklärte Senior Manager Rama Dunayevich vom kalifornischen Softwarehersteller Autodesk.
Ein Prototyp ist wertvoller als 1000 Meetings
Für Hugo Giralt, CEO des Strategic Design-Studio Propelland, ist ein Prototyp wertvoller als 1000 Meetings: „Ich habe schon als Kind viel gemalt und daher früh die Kraft der Visualisierung erkannt. In die Zukunft zu planen ist schwierig, aber von einem Prototyp ausgehend schrittweise zurückzudenken ist viel einfacher. Mit diesem Ansatz können wir die Welt – und damit ist nicht nur die eigene gemeint – besser machen.“
„Ich erlebe eine Gesellschaft, die total erschöpft ist: Stress, Burnout und überforderte Führungskräfte, quer durch alle Branchen. Und die neuen ‚Heilsbringer‘ wie Agilität, Leadership 4.0 usw. machen die Menschen noch kraftloser. Wir müssen Unternehmen wieder zu einem Ort machen, wo Menschen Menschen sein können. Wer Ruhe, Mitgefühl und Lebensfreude vermitteln kann, ersetzt Erschöpfung durch Empowerment“, so Julia Culen. Die Co-Gründerin von Culen Mayhofer Partner lud im Anschluss ihres Impulsstatements die Besucher des Symposiums spontan zum gemeinsamen Meditieren ein.
Es fehlt an Wertschätzung
„Mit dem Motto ‚The Power of Problems‘ setzten wir bei unserem Symposium den Fokus auf die Kernaufgabe jeder Strategie – nämlich Probleme zu erkennen und die damit verbundenen Herausforderungen zu lösen“, so Sonja Prem, Präsidentin von Strategie Austria. „Vor der Veranstaltung haben wir außerdem die Teilnehmer gefragt, was sie im Alltag gerne verändern möchten – mit einem eindeutigen Ergebnis: Es fehlt an Wertschätzung im Umgang miteinander. Die gute Nachricht: Dieses Problem lässt sich eigentlich einfach und schnell lösen, wenn wir uns nur dafür Zeit nehmen“. (jw)
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